Essen. Die Essener Verkehrsbetriebe Evag machen ertappten Schwarzfahrern ein Angebot: Wer eine Monatskarte kauft, kann so einer Strafanzeige durch die Evag entgehen. Allerdings lohnt sich das nur, wenn man in den ersten Tagen eines Monats erwischt wird. Kunde kritisiert “zweifelhafte Marketingaktion“.
Der WAZ-Bericht über eine 78-Jährige, die 40 Euro Strafe zahlte, weil sie nach eigener Aussage ihr Ticket wegen eines schwachen Abdrucks irrtümlich zweimal abgestempelt hatte, löste viele Reaktionen aus.
Auch bei Werner Hlubek entdeckte eine Kontrolleurin auf dem Vier-Fahrten-Schein einen doppelt abgestempelten Streifen, sagt er: Statt 40 Euro zu zahlen, sollte er aber mit zur Kundenberatung im Hauptbahnhof fahren, um im Programm „Vom Schwarzfahrer zum Kunden“ ein Monatsticket zu erwerben, „dann käme ich straffrei heraus“. Obwohl er die Evag selten nutzt, wollte er ein Ticket für Mai erstehen.
Evag überprüft Angebot
„Nach dem Erwerb für 65 Euro sagte man mir, dass dieses Ticket immer nur für den Rest des laufenden Monats, in dem die Schwarzfahrt entdeckt worden sei, gelte.“ Nicht nur, weil er die wenigen restlichen Tage des April im Ausland ist, fragt er sich: „Was ist denn das für eine zweifelhafte Kundenaktion? Erst droht man mit Strafanzeige und 40 Euro Geldbuße, um dies dann als großzügiges Angebot für versehentlich Schwarzfahrende mit dem Erwerb eines Monatstickets zu bereinigen, das nur wenige Tage gültig ist?“ Ein merkwürdiges und höchst zweifelhaftes Geschäftsgebaren, findet er.
„Die Idee ist, dass Schwarzfahrer unser Angebot toll finden“, sagt Evag-Sprecher Nils Hoffmann. Sie wolle man mit der Marketing-Maßnahme überzeugen, für das Angebot auch zu zahlen. Es sei eine Art Schnupper-Abo. So wie es gelaufen ist, sei es nicht gemeint: „Wir müssen unser Prozedere überprüfen“.
Misstände mehrfach gemeldet
Wolfgang Förster hingegen fragt sich, warum die Evag immer genaue Wagennummern hat haben wollen, wenn er und andere Kunden kaputte Stempel-Automaten meldeten: „Jetzt erklärt die Evag in der Zeitung, dass die Automaten zentral erfasst und überwacht werden.“ Bereits vor Jahren habe nicht nur er die Missstände mehrfach gemeldet. Der Service sei freundlich gewesen, das Management katastrophal: „Passiert ist nichts.“
Im Gegenteil, sei es stetig schlimmer geworden, so dass mitunter drei von vier Automaten außer Betrieb seien: „Versuchen Sie mal zu den Stoßzeiten, von vorn nach hinten durch die Bahn zu kommen“, sagt er. Der sich stattdessen vom Fahrer den Defekt quittieren ließ. Inzwischen ist Förster aufs Auto umgestiegen: „Im Stau zu stehen, ist zumindest ein berechenbares Elend im Gegensatz zur Wundertüte Evag“.