Essen. . Verschärfte Kontrollen, Blitzmarathon und mehr Geldstrafen: All das verhinderte nicht, dass 2013 mehr Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit passierten. Aber: Die Zahl der Verkehrstoten sank in Essen auf drei, auch die Zahl aller Unfälle ging in der Ruhrgebietsstadt zurück.

Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten ist so niedrig wie nie zuvor: 1547 waren es im Vorjahr und damit 153 weniger als 2012. Insgesamt verunglückten 1942 Menschen bei den Unfällen, auch das ist der niedrigste Wert mit Blick auf die Vorjahre. Die Zahl der Toten sank erheblich von neun auf drei. Bei all den positiven Trends, verzeichnet die Polizei aber auch steigende Zahlen etwa bei den Unfällen mit Schwerverletzten, Unfallfluchten und hoher Geschwindigkeit als Unfallursache.

Zu den Verkehrstoten gehört der Mann, der im Mai leblos auf der Bottroper Straße lag. Die ersten Polizisten, die am frühen Morgen gegen 4.30 Uhr am Unfallort eintrafen, versuchten noch, ihn zu reanimieren – erfolglos. Ebenso erfolglos ist trotz akribischer Arbeit der Ermittler bis heute die Suche nach dem Fahrer, der den Fußgänger überrollte und flüchtete. Insgesamt jedoch liegt die Aufklärungsquote der Verkehrsunfallfluchten mit Personenschaden bei 72 Prozent (Aufklärung aller Unfallfluchten: 44,4 Prozent).

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© WAZ-Grafik: Miriam Fischer/ Quelle: Polizei Essen

„Drei von vier Fällen von Unfallflucht mit Verletzten werden aufgeklärt“, lautet die Botschaft von Kriminaldirektor Ralf Ansorge, der den Erfolg mit einem hohen Ermittlungsaufwand erklärt. Gesunken ist hingegen die Moral mancher Autofahrer, so entfernten sich 4704 (zehn Fahrer mehr), nachdem sie einen Unfall gebaut hatten. Dramatisch zugenommen (+33,3 Prozent) hat die Zahl der Unfallfluchten, bei denen ein Mensch schwer verletzt wurde: 16 Fahrer ließen das Opfer einfach liegen (2012 waren es 12).

Zurück ging die Zahl aller Verkehrsunfälle um 566 auf 21.858. Zugenommen hat gegen den Landestrend die Zahl verunglückter Radfahrer: 282 waren es, und damit 13 oder fast fünf Prozent mehr als 2012. In ganz NRW ging die Zahl um 4,6 Prozent zurück. Und: Ein Drittel der Radler habe den Unfall selbst verschuldet und müsse sein Verhalten mit Blick auf die Gefahren dringend verbessern, sagt Manfred Schröder (Direktion Verkehr).

Hauptursachen liegen beim Abbiegen und Wenden

Verunglückte nach Altersgruppen

Besonders tragisch bei den Unfällen mit Toten: Unter den Verunglückten ist ein Kind, das auf die Krayer Straße lief und von einem Auto erfasst wurde. 2012 war kein Kind im Straßenverkehr gestorben.

Die Zahl der Toten
durch Unfälle (3) ist mit Blick auf die Zeit seit dem Jahr 2004 die niedrigste. 2009 starben 4 Menschen, 2001 waren es 12, und 2006 starben 15 Menschen im Straßenverkehr.

Die Zahl verunglückter
Kinder sank leicht: von 198 auf 196, (-1 Prozent), 24 verunglückten auf dem Schulweg (-11%).

311 junge Erwachsene
(18 bis 24 Jahre) verunglückten, 2012 waren es noch 41 mehr. 148 von ihnen waren im Pkw unterwegs.

Von den Senioren
im Alter von 65 Jahren oder älter verunglückten 216 (69 als Fußgänger, 56 im Pkw), ein Jahr zuvor lag ihre Zahl bei 252 (-14,3 Prozent, während der Rückgang in NRW nur -2,8 Prozent beträgt).

Die Zahl verunglückter
Fußgänger lag 2013 mit 338 um knapp acht Prozent niedriger als 2012 (367). Jeder achte Fußgänger verursachte seinen Unfall selbst.

Mit Blick auf alle Unfälle liegen die Hauptursachen beim Abbiegen und Wenden (1154), Vorfahrt oder Vorrang missachten (417) sowie zu geringem Abstand (368) – alle mit sinkender Tendenz. So auch die Zahl der Fahrer, die einen Unfall unter Alkohol- oder Drogeneinfluss verursachten: 218, ein Minus von etwa neun Prozent. Die einzige Unfallursache mit steigenden Zahlen: zu hohe Geschwindigkeit, sie führte 237 Mal zum Unfall (+5,3 Prozent). Und das, obwohl die Polizei mit verstärkten Kontrollen wie dem Blitzmarathon genau diese Ursache besonders bekämpft. „Wir werden den Druck weiter erhöhen“, sagt Ansorge. Denn Geschwindigkeit bleibt „Killer Nr. 1“. Und wird entsprechend geahndet: 40.295 Mal, damit waren es rund 10.000 mehr geahndete Verstöße als 2012.

Hohes Tempo als Grund für einen Unfall erkläre auch die gestiegene Zahl der Schwerverletzten: 327 waren es 2013, so wurden 21 Menschen mehr bei Verkehrsunfällen schwer verletzt (stationär im Krankenhaus behandelt) als 2012. Das sind in Essen fast sieben Prozent mehr, während NRW in die Gegenrichtung steuert: minus 5,3 Prozent.