Essen. . Die Stadt Essen legt ein Sonderprogramm auf, um die in die Jahre gekommenen Spielgeräte zu erneuern. 1,25 Millionen Euro sollen in diesem Jahr dafür zusätzlich zu den bereits im Haushalt bewilligten 585.000 Euro bereitgestellt werden. Allerdings will die Stadt gleichzeitig 45 Standorte aufgeben.

Essen, eine Großstadt für Kinder? Wer sich regelmäßig auf den über 440 Spielplätzen in den Wohnquartieren tummelt, kann da mitunter nur den Kopf schütteln. Die Spielgeräte sind in die Jahre gekommen, dass die Kleinen so munter im Sand wühlen, stimmt die Eltern beim Gedanken an die Keimdichte in den städtischen Buddelgruben nicht immer froh. Mit der Folge, dass auf so manchem Spielplatz kaum noch Kinder zu finden sind. Einige Plätze sind bereits eingezäunt, weil Grün & Gruga die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleisten kann.

Selbst die Stadt gibt unumwunden zu, in den vergangenen Jahren viel zu wenig in die Spielplätze investiert zu haben. Der Spardruck hat auch hier seine Spuren hinterlassen: Statt Jahr für Jahr die benötigten 2,5 Millionen bereitzustellen, um die Spielplätze einigermaßen in Schuss zu halten, gab es die vergangenen Jahre gerade einmal eine halbe Million Euro. „Reparaturkolonnen“ bemühten sich stattdessen nach Kräften, die Lebensdauer von Schaukel, Wippe & Co. zu verlängern, die nach zehn Jahren eigentlich als „abgespielt“ gelten.

Spielplätze sollen wieder aufgebaut werden

Doch nun soll der Niedergang aufgehalten, die Spielplätze wieder Quartier für Quartier aufgebaut werden. 1,25 Millionen Euro will die Stadt dafür zusätzlich zu den bereits im Haushalt bewilligten 585.000 Euro bereitstellen, sich dafür aber auch von 45 Spielplätzen trennen, um im Gegenzug zu versprechen, die verbleibenden 400 „in einem guten Zustand“ zu halten. So jedenfalls notiert es Grün & Gruga in der Vorlage für den Betriebsausschuss, der am 18. Februar über die Investition entscheidet.

Klar ist: Auch dieses Geld wird nicht ansatzweise reichen. Rund 62.500 Euro kostet die Sanierung eines Spielplatzes, selbst wenn die Bezirksvertretungen wie bisher ebenfalls ein paar tausend Euro drauflegen, kalkuliert die Stadt letztendlich mit 25 Millionen Euro, um mal alle Plätze auf den aktuellsten Stand zu bringen. So verrottet präsentiert sich Essens Klettergerüste-Welt dann doch nicht. Aber der Standard lässt sich nun mal nur halten, wenn die Stadt auch die nächsten zehn Jahre jeweils 2,5 Millionen Euro bereitstellt. Dass aus dem Topf auch die Bauleitung, Planung und vieles mehr an Nebenkosten bezahlt werden muss, da die entsprechende Personaldecke bei Grün & Gruga für ein Spielplatz-Programm schon lange nicht mehr reicht, lässt erahnen, wie Kritiker anmerken, „dass wir in ein paar Jahren die nächsten Spielplätze schließen werden“.

Einfache Grünflächen

Es gibt so schon genug Streit: Bei der Frage, welche 45 Spielplätze denn nun aufgegeben werden, kamen der Kinderschutzbund, die Bezirksvertreter, die Kinderbeauftragten und die Spielplatzpaten nicht immer auf einen Nenner. Letztendlich beruhigte Grün & Gruga die Gemüter mit dem Hinweis, dass man alle aufgegebenen Flächen bei Bedarf wieder zu Spielplätzen ausbauen könne, sollten Bevölkerungs-, vor allem aber Finanzentwicklung eine andere Sichtweise zulassen. Man wolle hier Grünflächen als einfache Spielwiesen schaffen.

Dass daraus nichts wird bei der Kassenlage der Stadt, dazu genügt ein Blick auf die Vorhaben, die für die Spielplätze zurückgestellt wurden: Für die Haltestellen Rathaus Rellinghausen, Röntgenstraße, Klinikum, Abzweig Katernberg, Nikolausstraße, die Erschließung des Nöckersberg und den Vollausbau der Humboldtstraße fehlen nun 1,25 Millionen Euro in diesem Jahr. Die Stadt schließt ein Loch, in dem sie ein anderes aufreißt. Aber das ist eine andere Spielwiese.