Essen. . Aus Spargründen sollen in Essen rund 50 Spielplätze zurückgebaut werden. Doch es gibt kritischere Töne zu diesem Vorhaben. Der Kinderschutzbund erwartet für das kommenden Jahr verbindliche Zusagen, möglichst viele Spielplätze zu erhalten. Schulhöfe und Grünflächen seien kein adäquater Ersatz.

Was im verqueren Amtsdeutsch „Anpassung der Spielraumversorgung auf der Grundlage der Spielraumanalyse“ titelt, versucht die Quadratur des Kreises und ist daher alles andere als ein Kinderspiel: Irgendwie einen möglichst großen Konsens dafür zu schaffen, Spielplätze für die Jüngsten in Essen zurückzubauen. Was in einer Großstadt für Kinder eigentlich undenkbar erscheint, soll tatsächlich Realität werden.

Es muss gespart werden, heißt die Vorgabe, zehn Prozent sind gefordert, fast 50 Areale sollen am Ende verschwinden. Grün und Gruga, die Kinderbeauftragten in den Bezirken, das Kinderbüro, die Paten und der Kinderschutzbund suchen nach Lösungswegen, die am Ende jeder verschmerzen und vertreten können soll.

Doch zumindest in einem entscheidenden Punkt scheint keine Einigkeit zu erzielen zu sein. Der Kinderschutzbund kann sich mit einem zentralen Resultat der Gespräche nicht anfreunden: Spielplätze, die von Paten betreut werden, generell nicht zurückbauen zu wollen. Andere aber sehr wohl. „Auch andere Spielplätze sind zu erhalten“, fordert Ulrich Spie, der Vorsitzende des Kinderschutzbundes in Essen: „Spielplätze sind Schutzräume für Kinder und für Familien, Kommunikations- und Rückzugsorte.“ Der Kinderschutzbund erwarte für 2014 verbindliche Zusagen, möglichst viele Spielplätze qualitativ zu erhalten.

„Pauschale Einsparvorgaben sind der falsche Weg“

„Jeder Spielplatz, der in einem Ballungsraum wie Essen mit hoher Bebauungs- und Verkehrsdichte geschlossen wird, ist ein Spielplatz zu viel“, macht Spie deutlich. Schulhöfe und Grünflächen seien kein Ersatz für kind- und altersgerechte Angebote an der frischen Luft. Wenn schon gespart werden müsse, seien die Prioritäten auf die Bedürfnisse der Kinder auszurichten. „Pauschale Einsparvorgaben sind der falsche Weg“, mahnt Spie.

Bei den bisherigen Überlegungen auch mit Fokus auf betreute Spielplätze dürften Ursache und Wirkung nicht miteinander verwechselt werden. Defekte Spielgeräte einfach zu entfernen, ohne neue aufzubauen, führe logischerweise dazu, dass weniger Kinder auf diesen Plätzen anzutreffen sind. Daraus aber dann den Rückschluss zu ziehen, dass diese Spielorte entbehrlich seien, „ist ein Trugschluss“, findet der Vorsitzende des Kinderschutzbundes: „Die Alternativen müssen in jedem Einzelfall geprüft werden. Denn nichts ist für die kindliche Entwicklung so wichtig und prägend wie das Lernen aus dem Spielen mit anderen Kindern“.

Das freie Spiel fördern

In einem städtischen Papier heißt es: „Seit 20 Jahren erhalten engagierte Bürgerinnen und Bürger durch die Initiative „Spielen statt Gewalt – Spielplatzpatenschaften“ Unterstützung dabei, die städtischen Spielmöglichkeiten für Kinder zu verbessern und das freie, spontane Spiel zu fördern.

Bei den heutigen Lebensbedingungen gewinnt dieses für die gesunde Entwicklung der Kinder zunehmend an Relevanz.“ 50 Prozent der Essener Spielplätze werden durch 250 Paten betreut.