Essen. Ungewöhliches Betreuungsangebot am Theodor-Heuss-Gymnasium: Ein Tanzlehrer führt in die wichtigsten Standard-Tänze ein. Angebot für Achtklässler findet in der gesetzlich vorgeschriebenen MIttagspause statt, die es wegen der Verkürzung der Schulzeit an Gymnasien gibt.

Rebekka (14) findet: „Man muss Tanzen können, das ist Allgemeinbildung“, und Marcel (13) meint: „Das wird man irgendwann brauchen können, spätestens beim Abi-Ball.“

Beide Achtklässler machen mit bei einem ungewöhnlichen Betreuungsprogramm in den Mittagsstunden, das das Theodor-Heuss-Gymnasium (Kettwig) für die Schüler der Jahrgangsstufe Acht anbietet: Tanzen. Morgens Mathe, nachmittags Kunst – und dazwischen Cha Cha Cha, von halb zwei bis kurz vor halb drei, alle zwei Wochen. Kein regulärer Kurs, am Ende gibt es keine Urkunde oder so etwas, aber immerhin: „Es ist ein Schnupper-Angebot“, sagt Musiklehrer Goswin Stübe, der für die Mittagsbetreuung an der Schule verantwortlich zeichnet.

Mittagsbetreuung an Gymnasien? Seit der Verkürzung der Schulzeit im Jahr 2005 findet mehr Unterricht am Nachmittag statt. Deshalb gibt es mittags eine etwa einstündige Pause, die ist gesetzlich vorgeschrieben. Am Theodor-Heuss-Gymnasium können Kinder und Jugendliche – neben Mittagsessen – die Zeit in einem Ruheraum verbringen; Sportvereine aus dem Ort bieten ein regelmäßiges Bewegungsprogramm an, es gibt Spiele und Hausaufgabenbetreuung, und: „Tanzen“, sagt Stübe. Ihm kam die Idee, „weil ich sah, dass die Achtklässler erste Schritte selbstständig auf den Fluren einüben. Da schrieb ich alle Tanzschulen und Vereine der Stadt an.“

Sportprogramm mit viel Schwung

Ergebnis: Alle 14 Tage kommt Albert Lah von der Tanzschule „Dance and more“ vorbei; er hat Musik auf dem Laptop mit, und dann: „Und Seit! Wiiie-ge! Cha Cha Cha!“ Rund 20 Schülerinnen und Schüler machen im Moment mit, erwartbar viel mehr Mädchen als Jungs machen mit; es geht um erste Grundschritte beliebter klassischer Tänze. „Hier in der Schule haben die Schüler kaum Hemmschwellen, die Umgebung ist ihnen vertraut, entsprechend gut und schnell lernen sie“, hat Tanzlehrer Lah beobachtet. Und falls der eine oder andere auf die Idee kommt, nach den Tanzmittagsstunden seine Tanzschule zu besuchen für einen richtigen Kurs – Lah hätte nichts dagegen. So wie auch Sportvereine ihr Engagement an Schulen nutzen, um möglichst früh Nachwuchs für die eigenen Stunden zu gewinnen.

Nachdem der Kurs in dieser Stunde erfolgreich die Drehung beim Cha Cha Cha einstudiert hat, geht’s mit etwas sehr Modernem weiter: „Jetzt könnt ihr euch austoben“, ruft Lah, wechselt das Musikprogramm, und alle stellen sich in lange Reihen: „Jumpstyle“ heißt der jugendliche Tanz, der auch eingeübt wird – wie der Name schon sagt, es wird vor allem gehüpft und gesprungen; man kennt solche Choreographien aus Musikvideos. „Kick! Seit! Drauf! Lauf!“, ruft Lah und tanzt vorweg, alle machen es nach. Jetzt wird aus dem Tanzkurs ein echtes Sportprogramm – eins mit viel Schwung.