Essen-Werden. . Gymnasiasten aus Werden besuchen die Dortmunder Steinwache, die einstige Folterkammer der Nazis, von der aus politische Gegner, jüdische Bürger und ausländische Zwangsarbeiter ins KZ verschleppt wurden. Zwischen 1933 und ‘45 waren insgesamt mehr als 66 000 Menschen in der Steinwache inhaftiert.

Wer an den eigenen Geschichtsunterricht zurückdenkt, dem fallen mitunter trockene Fakten und nüchterne Analysen von Dokumenten ein. Das Werdener Gymnasium aber geht seit Jahren andere Wege. „Faktenwissen und das Untersuchen von Originalquellen sind und bleiben wichtige Bestandteile des Faches“, erklärt Geschichtslehrerin Nora Colesie. „Und außerschulische Lernorte tragen dazu bei, dass sich Schüler individuell mit bis dahin anonymen Opfern auseinandersetzen.“ Dies gelte insbesondere für das Thema Nationalsozialismus.

Der Grund, warum sich 31 Schüler der Jahrgangsstufe 12 mit Nora Colesie auf den Weg nach Dortmund machten, um die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache zu besuchen. „Ab 1933 wurde das ehemalige Polizeirevier als Gefängnis zur Folterung und Erpressung politischer Gegner des NS-Regimes missbraucht“, war nicht nur Abiturient Simon berührt. Die Gestapo trug maßgeblich dazu bei, dass aus der Steinwache die „Hölle Westdeutschlands“ wurde. Gefangene waren politische Gegner, jüdische Bürger und ausländische Zwangsarbeiter, viele von ihnen wurde von dort ins KZ verschleppt. Zwischen 1933 und ‘45 waren insgesamt mehr als 66 000 Menschen inhaftiert.

Heute wird die lokale Dimension nationalsozialistischer Verfolgung in über 50 ehemaligen kleinen Zellen auf fünf Stockwerken anhand von beeindruckenden Fotos, Dokumenten und Ausstellungsstücken gezeigt, einige Einzelbereiche wurden auch rekonstruiert.

„Geschichte wird hier real“, sagt Geschichtslehrerin Colesie. Die Schüler würden für die Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich und die Ausmaße der Gräueltaten der Nationalsozialisten sensibilisiert, die so zumindest im Ansatz realisiert werden könnten. „Durch das Begehen der Zellen konnte man sich eine genaue Vorstellung der Zustände und der Leiden der Menschen damals machen“, so der traurige Tenor.

Das Fach Geschichte sollte noch mehr Exkursionen bieten, da man vor Ort den besten Zugang zu manch schwierigem und – in diesem Falle – grausamen Thema finde. Nora Colesie sieht’s auch so, sie will weiter daran arbeiten, die Erinnerungen wach zu halten.