Essen. Zum Wintersemester kamen trotz des doppelten Abi-Jahrgangs nicht so viele Erstsemester wie erwartet an die Universität Duisburg-Essen. Trotzdem ist es an den meisten Schauplätzen auf dem Campus, wie Hauptmensa oder Zentralbibliothek, eng – das ergab eine Stichprobe am Donnerstag.
12.31 Uhr, Cinemaxx-Kino am Berliner Platz, Saal 1.
Vielleicht 30 Studierende verlieren sich in den langen Reihen aus roten Sesseln; der Saal 1 im Cinemaxx hat Platz für 450 Leute. Die Fakultät für Bildungswissenschaft hält hier einen Großteil ihrer Vorlesungen für Erstsemester, andere Fakultäten natürlich auch. Der Dozent spricht gerade über die Ströme von Steuern und öffentlichen Mitteln, von Bund und Land und Kommunen. In den Fluren des Kinos sieht man hier und da Studierende sitzen, über Bücher und Ordner gebeugt. Viel los ist hier aber nicht gerade.
Mit dem doppelten Abiturjahrgang war überall, auch an der Uni Duisburg-Essen, zum Start des Wintersemesters im Herbst der große Ansturm erwartet worden – die Hochschule richtete zusätzliche 7500 Plätze ein. Es kamen aber nur rund 5000 Erstsemester.
Die Uni Duisburg-Essen hat heute rund 39.000 Studierende; man war eigentlich fest davon ausgegangen, dass man mit dem laufenden Semester die Marke von 40.000 überschreiten würde. „Woran das Ausbleiben des Ansturms lag“, sagt Uni-Sprecherin Beate Kostka, „an dieser Frage arbeiten wir noch immer.“
12.45 Uhr, Hauptmensa.
Die Uni in Essen war mal für 8000 Studierende gebaut worden. Das ist 40 Jahre her. Auch vor dem „doppelten Abiturjahrgang“ war es schon lange überall eng, wurde baulich stets erweitert, und auch die Mensa wurde ab 2011 großformatig umgebaut für drei Millionen Euro, im Jahr 2012 wurde sie neu eröffnet – mit erweitertem Angebot, mehr Kassen, und seit dem letzten Jahr hat sie während der Vorlesungs-Zeit auch immer bis 18 Uhr auf, so lange gibt es jetzt warme Speisen.
Entscheidungen, die offenbar richtig waren: „Im Jahr 2013 haben wir im Vergleich zum Vorjahr den Umsatz um 16 Prozent gesteigert“, sagt Petra Karst, die Sprecherin der Studentenwerke, die die Mensa betreiben.
Man sieht’s auch jetzt und hier: Lange Schlangen vor der „Pizza-und Wok-Station“, enges Gedränge im großen Speisesaal; kaum ein freier Platz, es gibt Köfte mit Paprika-Mais-Gemüse und „Chicken Fingers“; wo Gäste aufstehen und gehen, setzen sich sofort neue Leute hin. Sowas nennt man Hochbetrieb.
12.56 Uhr, Hörsaalzentrum, Saal B08
Kein freier Platz. Die Luft: zum Schneiden. Grundkurs Botanik für Biologie-Studenten auf Lehramt; es geht um Photosynthese, Euglenide, Phycobilisomen, Membranen. Die meisten hören aufmerksam zu, einige schicken sich verstohlen What’s-App-Nachrichten übers Handy. „Das ist immer so voll hier“, stöhnt eine Studentin.
13.15 Uhr, Zentralbibliothek, erstes Geschoss.
Die Uni-Bibliothek hat sich zum Start des gefürchteten Wintersemesters mit dem doppelten Abi-Jahrgang eine ganz neue Regel einfallen lassen: Man darf die Taschen mit reinnehmen und muss sie nicht mehr vor dem Eingang wegschließen. Es gab Befürchtungen, dass das nicht klappt; dass Studierende an den Leseplätzen ausführliche Brotzeit machen und noch mehr.
Doch tatsächlich „hat sich die neue Regel bewährt“, sagt Albert Bilo, Leiter der Bibliothek. „Es gibt weder Verschmutzungen noch andere Probleme.“ Stattdessen könne man sich die scharfen Eingangs-Kontrollen sparen; jetzt schauten studentische Hilfskräfte regelmäßig, ob – wie vorgeschrieben – wirklich nur Wasser konsumiert wird an den Leseplätzen. „Das klappt in der Regel sehr gut“, sagt Bilo.
Auch jetzt, in den Mittagsstunden, ist es voll in der Bibliothek; an den Ausleihstationen, den Leseplätzen, den Computerarbeitsplätzen. Bilo berichtet, dass auch die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr sehr viel Betrieb gewesen sei; Betriebsferien wie bei der Stadt seien quasi unmöglich für seine Bibliothek um diese Zeit.
Was die Sache spannender macht: Ein Lesesaal im ersten Geschoss wird derzeit saniert; man hat einen Bücherbestelldienst eingerichtet; „stündlich holen wir Bücher aus dem Keller“, sagt Bilo. Im April, etwas später als vorgesehen, soll der neue Saal fertig sein.