Für Essen geht es laut OB Paß nach Messe-Entscheid abwärts
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Essen. Der Umbau der Messe Essen muss neu geplant werden. Das hat beim Bürgerentscheid am Sonntag eine knappe Mehrheit der Essener entschieden: 66.066 stimmten für die Aufhebung der vom Stadtrat beschlossenen Planung (50,4 Prozen) 65.104 Essener votierten für die 123-Milllionen-Euro-Modernisierung. Die Wahlbeteiligung lag bei 28,8 Prozent, was als beachtliche Quote gilt.
Die Modernisierung der Messe Essen kann in der geplanten Form nicht umgesetzt werden. In einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen setzten sich am Sonntag beim Bürgerentscheid die Gegner der Modernisierung mit knapper Mehrheit durch. Mit Ja und damit für die Aufhebung des Ratsbeschlusses stimmten laut vorläufigem amtlichen Endergebnis 50,3 Prozent der Bürger. Die Wahlbeteiligung lag bei 28,8 Prozent, was als beachtliche Quote gilt.
Nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr wogte über eine Stunde lang der Wahlkrimi hin und her. Mal lagen die in der Pro-Messe--Initiative vereinigten politischen Fraktionen, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände vorn, mal die Gegner des geplanten Umbaus, die unter dem Schlachtruf „Messe-Umbau nicht um jeden Preis“ den Bürgerentscheid erzwungen hatten und zu einem wenn auch sehr knappen Erfolg führten.
Der große Optimismus der Messe-Freunde war verfrüht
Verhaltene Stimmung gab es im Saal „Ruhr“ der Messe, wo sich die Befürworter trafen, gleich zu Anfang der Auszählung: Als die ersten Ergebnisse über die Leinwand flimmern und es quasi von Beginn an 50:50 stand, reagieren manche Beobachter mit Schrecken, andere noch mit demonstrativer Gelassenheit. „Das heißt doch gar nichts“, wiegelt etwa EBB-Fraktionschef Udo Bayer ab. Aber es war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass der zuvor recht große Optimismus der Messe-Freunde verfrüht war.
A ls das bittere Ergebnis feststand, vertraten Oberbürgermeister Reinhard Paß und Messe-Chef Oliver P. Kuhrt am Abend gemeinsam das Ergebnis. „Mein Dank gilt allen, die sich über alle Maßen ins Zeug geworfen haben. Sie waren erstklassig, deswegen ist die Enttäuschung umso größer“, sagte Kuhrt, der sich am frühen Abend noch ein „robustes Mandat“ für den Messeausbau erhofft hatte. Angesichts der großen Konsequenzen für die Stadt, warf Paß die Frage auf, „wo Bürgerentscheide ihre Grenze haben“. Das Ergebnis bedeute für Essen eine Weichenstellung „in Richtung Abwärts – mit ungewissen Ausgang“.
Oberbürgermeister Paß lehnt persönliche Konsequenzen ab
Persönliche Konsequenzen lehnte der OB ab, vielmehr müsse man sehen, „wie wir den Schaden begrenzen können.“ Einen Schulterschluss vollzog CDU-Fraktionschef Thomas Kufen: „Wir haben gemeinsam gekämpft und gemeinsam verloren.“ Das Ergebnis sei eine schwere Hypothek für die Messe Essen und für den Wirtschaftsstandort.
Messe-Chef Kuhrt kündigte an, dass man sich sofort mit Ausstellern und Verbänden beraten werde, um zu retten was zu retten ist. „Wir werden keine Zeit haben das zu verdauen. Das ist ein ganz großer Einschnitt für die Messe.“
Ausbau-Gegner: Messe muss nun Plan B entwickeln
Freude hingegen im Lager der Gegner der geplanten Modernisierung, wo man jedoch auch demonstrativ bemüht war, nun die Emotionen zu zügeln: „Der knappe Ausgang bedeutet, dass beide Seiten aufeinander zugehen und miteinander reden müssen“, meinte Mehrdad Mostofizadeh, Grünen-Landtagsabgeordneter und einer der maßgeblichen Initiatoren des Begehrens: Die Messe-Geschäftsführung müsse nun einen Plan B entwickeln. Für OB Paß sei dieser Abend allerdings „eine schwere Schlappe, auch weil er nur auf eine Karte gesetzt hat.“ Der OB „muss jetzt auf uns zukommen“, ergänzte Bürgermeister Rolf Fliß.
Jörg Bütefür, Fraktionsgeschäftsführer der Linken, sprach von einem „sensationellen Ergebnis“ das angesichts der breit angelegten Kampagne der anderen Seite noch an Wert gewonnen habe. Und auch ein Sozialdemokrat war unter den Gewinnern: „Ich finde schön, dass die Menschen gezeigt haben, dass sie sich nicht für dumm verkaufen lassen“, meinte SPD-Landtagsabgeordneter Peter Weckmann, der sich einige Tage vor dem Entscheid gegen die Pro-Linie der SPD-Ratsfraktion ausgesprochen hatte.
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