Essen. Stadt sieht keine aufschiebende Wirkung für geplantes Grundwasser-System in Karnap, selbst bei negativem Votum der BV V.
Das Drainage-System in Karnap, das den hohen Grundwasser-Pegel absenken und damit ein Absaufen zahlreicher Häuser verhindern soll, kann wie geplant ab Herbst gebaut werden. Selbst ein negatives Votum der Lokalpolitik in der zuständigen Bezirksvertretung V (BV V) zu den beabsichtigten Baumfällungen hätte keine aufschiebende Wirkung. Dies erklärte Essens Umweltdezernentin Simone Raskob.
Das Essener Abwasserbeseitigungskonzept sei vom Stadtrat beschlossen worden und gelte auch für das rund 7,75 Millionen Euro schwere Pilotprojekt in Karnap: „Wir haben den Sachverhalt vom Rechtsamt prüfen lassen und sehen hier keinerlei Probleme.“
Bauaufschub gefährdet Projekt
Hintergrund ist die Sorge, dass ein Bauaufschub das gesamte Projekt gefährden könnte, nachdem man erst nach jahrelangen und schwierigen Verhandlungen mit der RAG, der Emschergenossenschaft und den Stadtwerken eine Einigung erzielt hatte. Demnach hatte sich die RAG bereit erklärt, 50 Prozent der Planungs- und Baukosten zu übernehmen, ohne damit einen Präzedensfall für die Emscherregion zu schaffen.
Hier dürften sich die Kosten für die Sanierung auf über 840 Millionen Euro belaufen. Die RAG weigerte sich lange, die hohen Grundwasser-Pegel als Folge des Bergbaus und der damit verbundenen Bergsenkungen anzuerkennen. Allein Karnap dürfte in den letzten 100 Jahren zwischen zwölf und 17 Metern eingebüßt haben – so wie viele Stadtteile im Emscherbruch.
Streit um Baumfällungen
In der BV V hatte sich der Streit vor allem an den Baumfällungen entzündet, die das mit der Planung beauftragte Ingenieur-Büro Emscher Wassertechnik mit „maximal 150“ beziffert. Auch die schwierigen Bauarbeiten in den engen Straßen, mit bis zu drei Meter breiten und sechs Meter tiefen Schächten, die nur in kleinen Lkw zu bewegenden rund 35.000 Kubikmeter Erde, das Graben an den Versorgungsleitungen vorbei, das Ausweichen auf Vorgärten hatte für Diskussionen gesorgt.
Klar ist: Ohne einen Eingriff in die Straßen ist das Entwässerungs-System nicht realisierbar. Der Erhalt der Immobilien dürfte aber allemal die ein- bis eineinhalbjährige Baubelastung aufwiegen. Ohne Drainage, warnen Experten, werde das Grundwasser in den nächsten Jahren weiter ansteigen.
Nachpflanzen größerer Bäume
Zumindest bei den Bäumen dürfte heute auf der Bürgerversammlung (19 Uhr, Pfarrsaal Meersternweg) der Gutachter für Klarheit sorgen. So seien viele Bäume durch das hohe, schadstoffbelastete Grundwasser bereits geschädigt, in anderen Fällen machten Baumkrankheiten ein Eingreifen notwendig. Wertvolle Bäume werde man schützen, in anderen Fällen durch das Nachpflanzen größerer Bäume das alte Straßenbild wieder herstellen.