Essen. . Eine Seniorin wurde am Dienstag um ihre gesamten Ersparnisse gebracht. Ein Betrüger erleichterte das ahnungslose Opfer um 50 000 Euro. Die Polizei sieht seit Wochen eine osteuropäische Profi-Bande am Werk. In einigen Fällen geht der Schaden sogar in die Hunderttausende.

Sie sind betagt und horten gegen jede Vernunft kleine Schätze in ihren Wohnungen: meistens kostbaren Familienschmuck und jede Menge Bargeld. Ihre Einsamkeit und Gutgläubigkeit lässt diese Senioren auf fatale Weise zu leichten Opfern von „Enkel-Trickbetrügern“ werden. Über einen besonders schockierenden Fall berichtet jetzt das Polizeipräsidium. Er handelt von einer mehr als 80 Jahre alten Frau, die am Dienstag um Ersparnisse von 50.000 Euro erleichtert wurde.

Ein angeblicher Bekannter ihres verstorbenen Mannes habe sich das Vertrauen der Frau erschlichen, heißt es im Polizeibericht. Ihre Angst vor Dieben und Betrügern habe der Mann auf raffinierte Weise aus genutzt. Er gab der Frau nämlich Tipps, wie sie ihr Vermögen sicher in der Wohnung aufbewahren solle. Selbst zum Einkaufen habe der ,freundliche Mann’ die Dame begleiten wollen.

Bestens organisierte Profi-Banden

Als er längst das Weite gesucht hatte, traf die ahnungslose Frau der Schlag: Der Ganove hatte ihre gesamten Ersparnisse von 50.000 Euro entdeckt und gestohlen. Die Beschreibung ist sehr vage: gut und dunkel gekleidet sei der Mann gewesen, zwischen 40 und 50 Jahre alt und ein Südosteuropäer.

Vorsicht: Taschendiebe auf dem Weihnachtsmarkt

Der Weihnachtsmarkt in der City zieht Taschendiebe an. 20-mal schlugen sie allein am letzten Samstag und Sonntag zu.

Meistens sind Frauen die Opfer. Grund: Ihre Handtaschen sind eine leichte Beute.

Daher rät die Polizei: Handtaschen am besten Zuhause lassen oder zumindest verschlossen und eng am Körper tragen. Reißverschlüsse von Jacken zuziehen.

Weitere Tipps: Scheine nie in der Öffentlichkeit zählen, nie die Geldbörse aus der Hand legen.

Die Fahnder im Präsidium sehen seit Wochen bestens organisierte Profi-Banden am Werke. Am Montag nahm sie drei Tatorte auf und am Dienstag waren es sogar fünf Fälle, bei denen sich die Forderungen auf 200.000 Euro addierten. Glücklicherweise waren die Täter in vier Fällen nicht erfolgreich.

Die „Enkel-Masche“ funktioniert einfach und ist zugleich sehr wirksam. Um einen Enkel aus einer vermeintlich schlimmen Patsche zu helfen, verlangen die Trickbetrüger von den ahnungslosen Opfern Geld, meistens viel Geld. Oft begnügen sie sich auch mit Schmuck, der, hastig im Plastikbeutel zusammengerafft, als „Pfand“ mitgenommen wird.

Dramatische Opfer-Schicksale

Die ermittelnden Beamten erleben im Polizeialltag dramatische Opfer-Schicksale, so dramatisch, dass es ihnen den Kehlkopf zuschnürt. Der 50.000-Euro-Coup vom Dienstag ist ein dreister Fall, aber bei weitem nicht der schlimmste. Auf Nachfrage bestätigt die Polizei, dass die Schadenssummen in einzelnen Fällen in den letzten Wochen sogar ein Vielfaches darüber gelegen hätte. Die Polizei ist in den meisten Fällen machtlos. Ehe die Geschädigten merken, das sie bestohlen wurden, seien die Täter längst über alle Berge. Auffällig oft verlören sich die Spuren an der polnischen Grenze.

Polizeisprecher Peter Elke appelliert an ältere Menschen, „wachsam und misstrauisch gegenüber oft netten und verständnisvollen Fremden zu sein“. Auch Nachbarn und Passanten könnten Schlimmeres verhindern. Ein effizientes Gegenmittel gegen Enkelbetrüger seien die echten Enkel selbst. Soll heißen: Je häufiger ein Enkel auf eine Tasse Kaffee bei Oma oder Opa vorbeischaue, desto seltener kämen sie in Versuchung, „falschen“ Fremden die Tür zu öffnen.