Essen-Burgaltendorf. Sie kommen den Krisenländern der Welt - die Flüchtlinge die in Essen Schutz suchen. Eine Geschichte über das teils beschwerliche Leben im Asylbewerberheim an der Worringerstraße in Essen-Burgaltendorf. Und über die ehrenamtlichen Helfer, die es ein klein wenig leicht machen.

Mit einem medizinischen Befund in der Hand kommt Senad Hasanowic (20) ins Kennenlern-Café, in dem er inzwischen längst viele kennt. Und Hilfe findet. Heute nicht für sich, sondern für einen anderen Asylbewerber an der Worringstraße in Burgaltendorf. Die Ehrenamtlichen des ökumenischen Arbeitskreises unterstützen, wo sie können.

Hasanowic spricht gut Deutsch. Darum begleitet er Mitbewohner, die sich damit noch schwer tun. Janetta Bettenworth (43), Leiterin des evangelischen Kindergartens „Kinderarche“ sieht sich das Schreiben an, hört zu. Zu einem Psychologen soll der Mann. „Ich habe für ihn schon überall herumtelefoniert. Es gibt keine Termine“, so Hasanowic. Bettenworth verspricht, sich zu erkundigen. „Toll, dass wir unterstützt werden“, so der Bosnier.

Mehrfach eine Familienzusammenführung erbeten

Auch Sandra Djordjevic (26) kommt vorbei. Ihre Tochter Viktoria (2) ist krank. Ihr Sohn Viktor (6) leidet an Asthma. Die Familie kam nach Deutschland, weil sie sich eine Spritzentherapie für ihn erhofft, die es in Serbien nicht gibt. Weil sie getrennt von ihrem Mann und Viktor einreiste, ist sie mit ihrer Tochter in Münster, der Rest der Familie in Essen. Mehrfach baten sie um eine Familienzusammenführung – vergeblich, denn die würde kosten. „Das ist schrecklich für uns“, sagt sie.

Hinten im Raum des Kennenlern-Cafés basteln Kinder – zumeist Mädchen. Lea (17) leitet sie an, bringt sich gern als Freiwillige ein. Die Jungs spielen direkt daneben am Kicker. Der Raum ist klein, ein Mal pro Woche ist hier der Sozialarbeiter zu finden. „Der Herr Berger ist sehr engagiert“, sagt Hasanowic. Am Eingang hängt ein mehrsprachiges Schild, das im Café willkommen heißt. Drinnen gibt’s Kaffee, Kekse. Alles platziert auf Servietten.

Eine enge Zusammenarbeit

„Wir haben den ökumenischen Arbeitskreis am 5. September wieder aktiviert, weil beispielsweise auf Facebook so viel Stimmungsmache war gegen das Asylbewerberheim in Burgaltendorf“, erklärt Simone Maahs-Mertes (43) aus der katholischen Kirchengemeinde. An jedem 1. und 3. Dienstag im Monat bieten die etwa 15 Ehrenamtlichen das Café an – und kümmern sich auch sonst um alle Anliegen. „Wir arbeiten eng mit dem sozialen Netzwerk in Burgaltendorf zusammen, beispielsweise bei der Renovierung von Wohnungen hier“, erklärt sie.

Eine provisorische Kleiderkammer ist in den Räumen der katholischen Gemeinde eingerichtet. Die Asylbewerber sagen, was sie brauchen, die Freiwilligen stellen Pakete zusammen, werben um Spenden auch auf Aushängen. „Die Gabe des Gebens haben viele in Burgaltendorf, viele bieten auch Geld an. Nur wenn es um den direkten Kontakt geht, herrscht Zurückhaltung“, so die Ehrenamtliche Sandra Dündar (43). Gardinen wurden gesammelt – für ein wenig Privatatmosphäre --, Socken, Schuhe. „Manche kamen nur in Flipflops hier an.“ Die Verhältnisse an der Worringstraße sind nicht leicht: „Manchmal müssen je nach Familiengröße noch Matratzen ausgelegt werden, denn jede Wohneinheit hat nur vier Betten.“ Die Wohnungsgröße beträgt 27 Quadratmeter.

Die Familie wurde verfolgt

27 Quadratmeter, die für Familie Salama aus Ägypten Sicherheit bedeuten. Aber auch Verlust: „Wir hatten in Ägypten ein Haus, mein Mann war Ingenieur. Die Kinder konnten ein halbes Jahr lang nicht aus dem Haus, immer die Bomben“, sagt die Mutter. Als koptische Christen wurden Mutter, Vater, Tochter und Sohn verfolgt. Die Familie darf bleiben, kann sich jetzt eine Wohnung suchen – findet aber keine. „Es wäre so schön, wenn das klappt.“ Eine Hilfe sei das Engagement der Ehrenamtlichen, sagen die Ägypter.

„Diesen Arbeitskreis hatte es in Burgaltendorf vor Jahren gegeben. Dass er sich in Eigeninitiative wieder aktiviert hat, ist einzigartig in Essen. Wir sind froh, dass die Freiwilligen sich engagieren. Wir sind darauf angewiesen, könnten sonst Vieles nicht leisten“, so Hartmut Peltz, Büroleiter Geschäftsbereich Jugend, Bildung und Soziales.