Essen. . Das „Ruhrstadt Modell“ vernetzt Kreative, Kleinunternehmer und Freiberufler. Der Verein wendet sich vor allem an Gründer und Menschen, die in der Zeitarbeit sind oder sich weiterbilden wollen.

Lautes Gewusel im Raum, die Visitenkarten springen nur so über den Tisch. Schnell wird noch Kaffee organisiert. „Dann legen wir mal los“, sagt Matthias Majewski. „Weiterbildung für Selbstständige“ ist an diesem Abend sein Thema im Unperfekthaus an der Friedrich-Ebert-Straße. Er ist Personal- und Organisationsentwickler, ein Experte auf seinem Gebiet – so wie alle, die seinen Worten lauschen, Experten auf ihrem Gebiet sind: Handwerker, Kreative, Juristen, Steuerberater und Berater. Sie alle eint, dass sie ihr Wissen teilen wollen – miteinander, branchenübergreifend und oftmals sogar kostenlos.

So lautet das Konzept beim „Ruhrstadt Modell“. „Wir möchten ein unabhängiges Netzwerk schaffen, um Leute zu unterstützen, die wieder in eine Beschäftigung, freiberuflich arbeiten oder ein Unternehmen gründen wollen“, betont Majewski. Er hat den Verein vor einem Jahr mit gegründet und ist seither sein zweiter Vorsitzender.

Heute zählt das „Ruhrstadt Modell“ bereits 40 Mitglieder – Gründer, Alleinunternehmer, und viele Freiberufler, überwiegend aus dem Dienstleistungsbereich. „Jobfindung, Existenzgründung und Personalentwicklung sind die drei Säulen unseres Vereins. Wir haben festgestellt, dass es im Ruhrgebiet noch keine funktionierende Plattform gibt, bei der Anbieter und Suchende sich dazu untereinander austauschen und vernetzen können“, so Majewski.

Alle sind schnell per du

Gründer, Personalbeschaffer und Arbeitssuchende treffen etwa beim „Unternehmer- und Gründerstammtisch“ des Vereins aufeinander, „auf Augenhöhe“, wie Majewski betont. „Erst gibt es einen kurzen inhaltlichen Impulsvortrag, dann stellen alle sich, ihre Arbeit und Ideen vor. So bekommt jeder einen guten Überblick: Wen kann ich für mich gebrauchen, wen spreche ich an, mit wem will ich mal einen Kaffee trinken gehen?“ Das beschäftigt Frank Dannenberg, der ebenfalls Mitglied im Verein ist.

Berührungsängste gibt es nicht; die Besucher beim Stammtisch sind schnell beim „Du“. Dazu trägt auch das Unperfekthaus bei. „Denn hier halten sich viele junge Unternehmer und Kreative auf, es ist gemütlich und für Gründer finanzierbar“, sagt Dannenberg. Gerade zum Thema Existenzgründung geben die Mitglieder wertvolle Tipps – aus eigener Erfahrung.

„Viele Fördermöglichkeiten wurden in den vergangenen Jahren zurückgefahren, nächstes Jahr fällt auch noch die Förderung der KfW-Bank fürs Gründercoaching weg“, beklagt Majewski. Das mache es vor allem für jene schwierig, die aus der Arbeitslosigkeit kommen. „Oft versuchen sie über die Zeitarbeit wieder in den Beruf zu gelangen, doch da gibt es einiges zu beachten“, meint Dannenberg.

Kostenlose Beratungsabende

Daher bietet das „Ruhrstadt Modell“ monatlich kostenlose Beratungsabende zur Zeitarbeit an. „Wer zu uns kommt, erfährt, worauf er achten muss, wo er einen passenden Anbieter findet, wo die Chancen und Risiken liegen“, so Majewski. Man berate unabhängig und helfe ebenfalls, wenn mal etwas nicht klappt. So kommt es immer mal wieder vor, dass jemand mit seinem Arbeitsvertrag oder seiner Lohnabrechnung vorbei kommt und fragt: „Ist das so korrekt? Dürfen die das?“

Majewski: „Wir gehen dann mit denjenigen die Paragraphen im Vertrag, Gesetze und Tarifverträge durch.“ Knapp 30 Mal sei das bereits passiert. Wenn eine Abweichung festgestellt wird, etwa wenn der Chef einen Tarifvertrag nicht sinngemäß und zu Ungunsten des Arbeitnehmers auslegen will, „stellen wir den Kontakt zur Schlichtungsstelle des Interessenverbands Deutscher Zeitarbeitsunternehmen her, zur Not auch anonym.“

Im nächsten Jahr will der Verein einen Ethikkodex für Personaldienstleister entwerfen, um diese Branche im Revier attraktiver zu machen – vor allem für Arbeitnehmer. „Und wir wollen in die anderen Ruhrstädte expandieren“, erzählt Majewski.

Viele kleine Erfolgsgeschichten

Er ist sich sicher: „Dieses Netzwerk bringt uns etwas. Hier sind schon einige Kooperationen beruflicher Natur entstanden.“ Etwa bei einem Ladenbauer, der jemanden kennenlernt, weil der ein eigenes Geschäft aufmachen wollte. Kurz darauf hat er seine Regale angefertigt. Dannenberg: „Es gibt viele kleine Erfolgsgeschichten. Von den meisten erfahren wir erst im Nachhinein – wenn auf einmal zwei Einzelkämpfer gemeinsame Sache machen.“

Neugierig geworden?

Der Gründer- und Unternehmerstammtisch des „Ruhrstadt Modell“ trifft sich an jedem letzten Dienstag im Monat von 18.30 bis etwa 22 Uhr im Unperfekthaus an der Friedrich-Ebert- Straße 18.

Das nächste Treffen ist jedoch erst für den 28. Januar 2014 geplant. Dann geht Maximilian Arnolds folgender Frage nach: Welche Absicherungen (Versicherungen) sind für Gründer, Unternehmer und Selbstständige die wichtigsten und was gibt es neues im Markt. Michael Lastring referiert im Januar zum Thema: Möglichkeiten der Finanzierung für Existenzgründer. Im März widmet sich Joachim Bölting den Grundlagen und Änderungen im Steuerrecht. Im April widmet sich Frank Dannenberg dem Thema „Facebook Fanpage“. Andrea Lipka ist im Mai dran. „Sinnvolles Marketing für Gründer“ ist ihr Thema. In Juni geht es um „sinnvolle Open-Source-Programme“ für Unternehmer; es referiert Felix Meeßen.

Um eine kurze Voranmeldung per E-Mail wird gebeten: info@ruhrstadt-modell.de. Infos: www.ruhrstadt-modell.de