Essen. Der Geschäftsführer der Essener Firma Druckpartner, Karl-Heinz Böke, ist als „herausragende Unternehmerpersönlichkeit“ der deutschen Druckindustrie geehrt worden. Seine Mitarbeiter haben ihn dafür vorgeschlagen.

„Wissen Sie, manchmal kann ich unser Wachstum bis heute nicht fassen“. Der das sagt ist Karl-Heinz Böke, 70 Jahre, Unternehmer. Er sitzt in einem bescheidenen Büro in Kray, mit weiß getünchten Tapeten, blauem Teppichboden und grauen Möbeln. Wenn hier etwas protzt, dann sind es die Hochglanzbroschüren und Magazine aus seiner Druckerei, die sich auf dem Besprechungstisch neben ihm stapeln. Böke ist geschäftsführender Gesellschafter der Firma Druckpartner, die er vor 38 Jahren mit zwei ehemaligen Kollegen gegründet hat. Heute gehört sie mit 145 Beschäftigten zu Essens größten Druckereien.

Die Urkunde, die er in seiner Hand hält, schaut er fast ungläubig an. Vor einigen Tagen ist Böke als „herausragende Unternehmerpersönlichkeit“ der deutschen Druckindustrie ausgezeichnet worden. Seine Mitarbeiter hatten ihn vorgeschlagen. Böke erzählt, wie ergriffen er war, als er davon erfuhr. „Dabei habe ich als Chef doch nur meine Pflicht getan“. Der Erfolg sei gekommen, weil er immer die richtigen Leute in seiner Firma hatte.

Wer länger mit ihm redet, merkt: Böke ist ein Chef, der fördert, aber auch fordert. Jeden Morgen kommt er 7.45 Uhr ins Büro. Nur selten verlasse er das Haus vor sieben, acht Uhr abends. Auch am Wochenende ist er regelmäßig in der Druckerei anzutreffen. „Als Chef muss man Vorbild sein“, sagt er. Und wenn er von der Einstellung seiner Mitarbeiter spricht, dann fallen Begriffe wie japanischer Geist. Eine Geschichte, die er erzählt, ist wohl typisch. Als er eine Telefonistin einstellen wollte, rief er die Bewerberin abends halb zehn an. „Ich wollte sehen, wie sie reagiert.“ Die Frau arbeitet bis heute bei ihm, wie viele seiner langjährigen Mitarbeiter. „Die Fluktuation bei uns geht gegen null. Irgendwas muss ich richtig gemacht haben“, lacht er. Privat, und daraus macht er keinen Hehl, haben ihm das Unternehmertum und das Leben für die Firma aber auch Tiefen beschert.

Ein Chef, der fördert und fordert

Alles begann in einer Lkw-Garage an der Hertastraße in Rüttenscheid. Im Juni 1975. Der damals 32-jährige Böke hatte bei der Druckerei W. Th. Webels seine Arbeit verloren, weil sie die Produktion einstellen musste. Böke und zwei seiner Kollegen wollten als „Druckpartner“ selbst weitermachen. Doch ohne Maschine? Böke erinnert sich, wie er nach mehreren Kredit-Absagen schließlich in einem schweren Ledersessel bei der Deutschen Bank saß, und um einen 500 000-Mark-Kredit fast schon flehte. Es war ein Erlebnis, das ihn bis heute prägte. „Ich wollte nie mehr von Banken abhängig sein. Das haben wir bis heute geschafft.“

Nach zwei Jahren war die Garage zu eng. Neue Räume mussten her, Umzüge folgten. Und die Firma, die seit 1988 Am Luftschacht sitzt, wächst weiter. Aktuell erweitert Böke die Produktionshalle, um Platz für eine weitere Maschine zu bekommen. Mittlerweile ist einer seiner Söhne als Geschäftsführer mit im Unternehmen. Hat er jemals ans Aufhören gedacht? „Jeden Morgen freue ich mich, hierher zukommen. Warum sollte ich aufhören?“