Essen.

An der stilvoll gedeckten Kaffeetafel sitzen Robert Young, seine Tochter Evelyn Young Fröhle und Enkelin Thea mit ihrer einjährigen Tochter Franca auf dem Arm. Im leicht abschüssigen Gelände des Gartens steht ein Rhododendron. „ Den mag ich sehr“, sagt Young und erzählt beim Blick aus dem Fenster: „Im Herbst, wenn das Laub fällt und wir aus dem Fenster schauen, haben wir einen freien Blick auf die Ruhr und das Stauwehr.“ Auf der Forstmannstraße stehen gediegene Häuser, die um die vorletzte Jahrhundertwende gebaut wurden. Dort wohnen die Youngs seit über 50 Jahren.

Ein Haus mit freiem Blick auf die Ruhr und das Stauwehr

Robert Young ist 88 Jahre alt. Ein Grandseigneur, von großer Statur und mit vollem Haar. Er tritt bescheiden auf. Obwohl man es ihm angesichts seines Lebenswerkes nicht verübeln könnte, wenn es anders wäre. Das mittelständische Unternehmen von Robert Young steht im Velberter Industriegebiet Röbbeck und produziert Hautschutz-, Hautreinigungs- und Hautpflegemittel. Es gilt als Solitär in der Branche. Exportiert wird in mehrere Länder Europas und jetzt sind Geschäfte mit Russland in Planung.

Aller Anfang war nicht leicht. Evelyn Young Fröhle, die Tiermedizin studierte und jetzt Mit-Geschäftsführerin der „Paul Voormann GmbH“ ist, bittet ihren Vater, von diesen Anfängen zu erzählen. „Ich fing auf dem Küchenherd und dann im Keller zu experimentieren an.“ Er habe sich mehrere Rohstoffe und Organöl beschafft, um „neue Substanzen“ zu entwickeln, die „reinigend, hautschonend und rückfettend“ sein sollten. „Über ein ganzes Jahr dauerten meine Versuche“ erinnert sich der im südlich von Glasgow gelegenen Kilmarrock geborene Schotte.

Verkaufsleiter in England

Zuvor war er in England als Verkaufsleiter und anschließend für einen Chemiebetrieb in Hannover tätig. Das beharrliche Ausprobieren lohnte sich, wurde zum Ursprung der Erfolgsgeschichte des Werdener Unternehmers. „Zu Beginn fuhr ich die Produkte, die ich nachts herstellt habe, in einem Kombi mit Anhänger zu den Kunden.“ Seine Frau Ursel hatte damals die Dosen etikettiert und in Kartons verpackt.

Spediteure holen heute täglich 30 Tonnen Industriereinigungs-Mittel vom Firmengelände ab. Die wichtigen Produkte sind spezialisiert auf die Bedürfnisse der Bergbauindustrie, der Kfz-Werke und der Malerbetriebe, deren Mitarbeiter mit verschiedenen Stoffen (Öle, Fette) in Berührung kommen. Zudem hat Robert Young den ersten Spender in Europa entwickelt, der eine besondere Hygiene garantiert und den Konkurrenten bald nachahmten.

Firma wurde 1968 gegründet

Gründungsjahr der Firma war 1968. 1980 zog man ins bergische Industriegebiet, zehn Jahre später wurde der Erweiterungsbau eingeweiht. Die 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind langjährig beschäftigt, die Fluktuationsquote tendiert gegen Null. Überwiegend haben sie „italienische Wurzeln“.

„Um meine Nachfolge mache ich mir keine Gedanken“ sagt der Firmengründer. Tochter Evelyn Young Fröhle ist seit 17 Jahren im Familienbetrieb tätig und wechselte von der Sicherheitsbewertung in die Geschäftsleitung. Enkeltochter Thea, studierte Pharmazeutin, ist vor sechs Jahren dazugekommen und gehört jetzt ebenfalls zur Führungsetage. Als Leiterin der „Forschung & Entwicklung“ führte sie bislang drei neue Produkte ein, darunter ein Desinfektionsmittel.

Robert Young möchte, dass die Kunden weiterhin „korrekt und ehrlich“ in seinem Sinne behandelt werden, denn „Gewinnmaximierung ist nie mein Ziel gewesen.“