Essen. . Thyssen-Krupp will sich von sämtlichen nicht betriebsnotwendigen Grundstücken trennen - ein Mega-Immobilien-Deal, für den man sich externe Hilfe von Ernst & Young ins Haus holte. Die Pläne des Konzerns alarmieren die Stadt Essen: Die fürchtet ein Ende der Stadtentwicklung aus einem Guss.
Als sich die Immobilienbranche vor ein paar Wochen zu ihrem alljährlichen Münchner Stelldichein traf, da warb Thyssen-Krupp noch in einem aufwendigen Farbprospekt für „Essens neue Seite“: Man pries die 230 Hektar Stadtentwicklung im Krupp-Gürtel mit dem eigenen Hauptquartier mittendrin und lobte die Stadt für ihre „Lust auf Innovation und Veränderung“.
Klinken putzen
Nun, diese Lust verspüren sie bei Thyssen-Krupp selbst offenbar auch. Denn während die Immobilien-Abteilung noch Klinken putzt, um Käufer und Investoren für alte Gebäude und industrielle Brachflächen zu suchen, laufen hinter den Kulissen bereits Vorbereitungen, den ganzen nicht mehr betriebsnotwendigen Schmonzes auf einen Schlag loszuwerden: ein Mega-Immobilien-Deal, für den man sich externe Hilfe von Ernst & Young ins Haus holte.
Nach NRZ-Informationen haben die Berater stiekum bereits ein Paket geschnürt, für das in den kommenden Wochen die Marktchancen ausgelotet werden sollen. Das Ziel ist klar: Der hoch verschuldete Weltkonzern will vermeintlichen „Ballast“ abwerfen, um sich aufs Kerngeschäft zu konzentrieren. Land verkaufen, um Land zu gewinnen.
Bloß nicht an die „Falschen“
Der Plan, die eigenen Grundstücke zu versilbern und die oft mühsame Entwicklung auszulagern, hat bereits die Stadt hellhörig werden lassen. Denn vor allem in Essen fürchten die Planer um jene Stadtentwicklung aus einem Guss, die beim Krupp-Gürtel so hervorragend funktionierte – wo man nicht kurzfristige Verkäufe für einen schnellen Euro im Blick hatte, sondern den langfristig angelegten, gut durchdachten Wandel vom industriellen Brachland zum Zukunftsviertel von morgen.
Genau der steht auf dem Spiel, so fürchtet man im Rathaus, wenn die Grundstücke „an die Falschen“ gehen. Die „Falschen“, das sind die viel zitierten Immobilien-„Heuschrecken“, de-nen die Stadtgestalt herzlich egal ist, wenn denn nur die Kasse stimmt.
Schon spielt die Stadt in Gedanken durch, wie sie das Heft selbst in die Hand nehmen könnte. Als Bieter aufzutreten, scheint dabei schier unmöglich, schließlich dürfte das in Rede stehende Immobilien-Portfolio am Ende für eine dreistellige Millionensumme über den Tresen gehen.
Eine Nummer zu groß
Auch für die Sparkasse, die etwa bei der Entwicklung des Gewerbegebiets M1 an der Bottroper, oder beim Univiertel in die Bresche sprang, könnte das Geschäft eine Nummer zu groß sein. Manch einer bringt deshalb bereits eine Landesbeteiligung ins Spiel, zumal auch Städte wie Bochum und Dortmund – letztere mit dem Areal der Westfalenhütte – die Essener Befürchtungen teilen dürften.
Offen ist noch, ob ein Verkauf wirklich so lukrativ käme, wie erhofft, denn bei Paketverkäufen ist meist ein ordentlicher Preisabschlag fällig. Hinzu kommt, dass die Immobilien noch mit beachtlichen Beträgen in den Büchern stehen. Und an Abschreibungen herrscht bei Thyssen-Krupp derzeit ja wirklich kein Mangel.