Essen. Es sind mit Spannung erwartete Zahlen. Nun steht fest: In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres hat Thyssen-Krupp einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro. Hintergrund sind vor allem die Probleme im verlustreichen Stahlwerk in Brasilien. Wie es dort weitergeht, ist noch unklar.

Der Essener Stahl- und Technologiekonzern Thyssen-Krupp steckt tief in den roten Zahlen. Wie das Unternehmen am Dienstagabend mitteilte, verbuchte der Konzern in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro. Hintergrund sind vor allem die Probleme im verlustreichen Stahlwerk in Brasilien.

Verkaufsprozess dauert länger an

Das Stahlwerk in Brasilien steht ebenso wie eine Weiterverarbeitungsanlage im US-Bundesstaat Alabama zum Verkauf. Konzernchef Heinrich Hiesinger räumte bei der Präsentation der Quartalszahlen am Dienstagabend ein, dass der Verkaufsprozess länger dauere „als ursprünglich erwartet“.

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Im Februar hatte der Konzernchef noch erklärt, die Verträge könnten noch im Mai unterschrieben werden. „Auch wir hätten gerne schneller einen Abschluss erzielt“, sagte Hiesinger nun. Doch die Verhandlungen seien „hochkomplex“. Insofern werde Thyssen-Krupp die Entscheidung „nicht von Stichtagen abhängig machen“.

Schwache Konjunktur macht sich bemerkbar

Auch in den Geschäftsbereichen, die Thyssen-Krupp fortführen will, macht sich die schwache Konjunktur bemerkbar. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2012/2013 (1. Oktober 2012 bis 30. Juni 2013) erreichte Thyssen-Krupp bei seinen fortgeführten Aktivitäten einen Auftragseingang von 28,3 Milliarden Euro – das waren acht Prozent weniger als im Vorjahr.

Bei einem Umsatz in den ersten neun Monaten des aktuellen Geschäftsjahres von 27,4 Milliarden Euro fiel nach Steuern ein Verlust von 262 Millionen Euro an. Im Vorjahr hatte Thyssen-Krupp noch einen Gewinn in Höhe von 319 Millionen Euro verbucht.

Verkauf von Stahlwerk in Brasilien droht zu scheitern

Wie das „Wall Street Journal“ am Dienstag berichtete, droht der Verkauf des Stahlwerks in Brasilien zu scheitern. Derzeit werde mit dem brasilianischen Stahlunternehmen CSN über eine Variante gesprochen, die nur den Verkauf des Weiterverarbeitungswerkes in Alabama vorsehe. Für dieses Werk könnte der brasilianische Stahlkonzern CSN eine Summe von 1,5 Milliarden US-Dollar zahlen und sich zugleich verpflichten, jährlich mehrere Millionen Tonnen Stahl aus dem brasilianischen Stahlwerk abzunehmen.

Zum Stand der Verhandlungen sagte Hiesinger, Thyssen-Krupp befinde sich „in weit fortgeschrittenen Verhandlungen mit einem führenden Bieter über den Verkauf“ der Übersee-Stahlwerke. Darüber hinaus sei der Konzern auch mit weiteren Interessenten im Gespräch.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatte kurz vor der Bilanzvorlage vor „Schwarzmalerei“ gewarnt. „Es sind Fehlinvestitionen gelaufen in dem Unternehmen, es gab kartellrechtliche Problemsituationen, aber alles in allem ist das ein guter, ein gesunder Konzern“, sagte Kraft. „Und wir haben ein hohes Interesse daran, dass dieser Konzern auch so bestehen bleibt.“