Essen. . Ein ruhiger, bieder wirkender 54-Jähriger sitzt vor der I. Strafkammer. Kaum vorzustellen, dass er als Vermögensberater Banken täuschte, ein Arzt-Ehepaar aus Hagen ruinierte und die kommunale Gladbecker Wohnungsgesellschaft (GWG) in erhebliche Schwierigkeiten brachte.
Profitiert haben soll von dem Millionen-Kreditbetrug eigentlich nur der Angeklagte Volker H., der große Teile der Darlehenssumme für private Zwecke verbucht haben soll. Und mittelbar gehört auch der Essener Allbau zu den Nutznießern. Denn nachdem die GWG mit mehreren ihrer Geschäftsführer Schiffbruch erlitt, entschloss sich die städtische Gesellschaft 2010, die Geschäftsführung dem Allbau zu übertragen. Bis 2017 gilt diese Vereinbarung, die in Gladbeck positiv beurteilt wird.
Im aktuellen Prozess geht es um einen Fall aus dem Jahr 2005. Die Gladbecker Wohnungsgesellschaft hatte mit Harald K. einen promovierten Juristen gewonnen, der das damals finanziell marode Unternehmen sanieren sollte. Als Helfer suchte er sich ausgerechnet Volker H. aus, der als Vermögensberater vornehm auf der Huyssenallee in der Essener City residierte. Dessen Geschäftsprinzip beschrieb am Montag im Prozess ein Bank-Mitarbeiter: „Er schreibt Hunderte Seiten voll schöner Ideen und Begriffe auf. Aber es ist alles nur heiße Luft. Nicht das Papier wert, auf dem es steht.“
Vermögensberater mit Vorstrafe
2005 hatte Volker H. die Verurteilung zu drei Jahren Haft wegen Anlagebetrugs hinter sich. Das dürfte der Gladbecker GWG-Chef nicht gewusst haben. Er setzte darauf, dass Volker H. Vermögensberater mit Generalvollmacht für ein Arzt-Ehepaar aus Hagen war. Das sollte den Wohnungsbestand der GWG (1800 Wohnungen) für 59 Millionen Euro kaufen und an die GWG zurückleasen.
Daraus wurde nichts, weil der Aufsichtsrat der GWG nicht mitmachte. Volker H. soll deshalb nur drei Gebäude als „Filetstück“ für die Ärzte gekauft haben. Abenteuerlich ging es bei den Kreditverhandlungen zu. Drei Millionen Euro kostete der Komplex, beim Notar nannten Volker H. und der GWG-Chef laut Anklage eine höhere Summe. Schließlich finanzierte die Gallinat-Bank den angeblichen Kaufpreis von 5,6 Millionen Euro ohne Sicherheit, weil Mitarbeiter einer Commerzbank-Tochter ohne Vollmacht zu Unrecht Sicherheit signalisiert hatten. Das Arzt-Ehepaar war mit der Rückzahlung des Kredites überfordert, meldete Insolvenz an. Die GWG, die für die Häuser nur 2,4 Millionen Euro überwiesen bekam, bürgte sogar für den Kredit; ihr Chef Harald K. wurde fristlos entlassen.