Essen. Ute Stief ist eine von rund 200 Lesepaten des Essener Lesebündnisses. Die 70-Jährige will Kinder für die Welt des Lesens, der Bücher begeistern. Am Freitag ist der bundesweite Vorlesetag, mit vielen Aktionen in Städten und Gemeinden. Ute Stief ist als Vorleserin ganzjährig im Einsatz, ehrenamtlich.
Sechs Kinder, die gerade noch wild herumtollten, sitzen ruhig auf ihren Stühlchen und hören zu. Denn Ute Stief ist da. Und die bringt, wie die Jungen und Mädchen in der Kindertagesstätte Katernberg-Mitte wissen, immer fröhliche Geschichten mit. Vom „dicken, fetten Kloß“ zum Beispiel, der schließlich vom Fuchs verspeist wird oder die vom König Grr und seiner süßen Tochter Schmatz. Ute Stief ist eine Lesepatin. Sie nimmt sich Zeit für etwas, was heute im hektischen Alltag vieler Familien zu kurz kommt: Vorlesen.
Die 70-Jährige ist eine von rund 200 Ehrenamtlichen des 2005 gegründeten Essener Lesebündnisses. Dessen Lesepaten sind nicht nur am Freitag, dem bundesweiten Vorlesetag, unterwegs, sondern im ganzen Jahr regelmäßig in Essener Grundschulen und Kitas zu Gast. Menschen, die Jungen und Mädchen für das Lesen, für die Welt der Bücher begeistern wollen.
Ute Stief, dreifache Großmutter, weiß, dass kleine Kinder ihren Geschichten nicht nur gerne zuhören, um dann nach einer Zugabe zu verlangen, sondern dass sie hierbei auch gerne aktiv mitwirken. Fachleute nennen so etwas dialogisches Lesen. Meint: Kinder sprechen gehörte Sätze oder Reime mit und nach, singen oder machen die passenden Grr- oder Schmatz-Laute, wenn es um König Grr und dessen Tochter Schmatz geht.
"Ich bekomme so viel zurück"
Ute Stief mag keine belehrenden Kinderbücher, auch keine, die schwere Themen aus der Erwachsenenwelt kindgerecht thematisieren wollen. „Wenn da etwa eine Oma in der Geschichte Alzheimer hat oder der Opa stirbt.“
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Die Lesepatin möchte die Phantasie von Kindern beflügeln, mit schönen, auch lustigen Geschichten und Märchenbüchern. Und stellt dabei immer wieder fest, dass Kita-Kinder zwar wissen, wer „Rotkäppchen“ ist oder der „Froschkönig“. „Aber nicht, weil ihnen das jemand vorgelesen hat. Sie kennen es durch CDs und DVDs.“
Das Vorlesen tue den Kindern gut und ihr auch, sagt die ehemalige Sekretärin. „Ich bekomme so viel zurück.“ Etwa, wenn Ute Stief die Geschichte vom Wolf erzählt, der mit einem Stein zum Huhn kommt und beteuert, er wolle mit diesem eine Stein-Suppe kochen. „Da kommen dann noch viele andere Tiere dazu, die die Kinder spielen.“ Für das in der Geschichte zu kochende Süppchen bringt die Lesepatin dann auch gleich noch passendes Gemüse mit.
Neue Lesepaten sind herzlich willkommen
„Denn die Kinder bestehen darauf, dass wir die Suppe dann auch essen“, erzählt sie lachend. Der Wunsch der 70-Jährigen und des Lesebündnisses, für das sie unterwegs ist: „Erst lesen wir den Kindern vor. Dann werden sie selbst lesen und auch anderen Kindern vorlesen. Vielleicht werden sie schließlich sogar Geschichten schreiben, die andere gerne lesen.“
Neue Lesepaten sind beim Lesebündnis herzlich willkommen. Kontakt: Tel. 0201/220 2770. Mehr Infos unter: www.essener-lesebuendnis.de