Essen. . Nach dem Profanierungsgottesdienst am 23. November wird die Kirche St. Josef in Kupferdreh aufgegeben. Kreative Ansätze sollen die Gemeinde zusammenhalten.

Wenn am 23. November die Kirche St. Josef profaniert wird, bleibt die bemerkenswert rege Kupferdreher Gemeinde ohne ihr Gotteshaus zurück. „Für die Gremien und Gemeindemitglieder ist es eine große Herausforderung, das Gemeindeleben künftig ohne zentrale Kirche mit Leben zu füllen“, sagt Andrea Glettenberg. Viele Stunden haben sie und andere Gemeindemitglieder am „Runden Tisch St. Josef“ getagt, bemüht, nach vorn zu schauen, pragmatische Lösungen zu suchen.

Wo finden künftig Schulgottesdienste statt? Wie erreichen die Mitglieder die Gemeindekirchen St. Barbara (Byfang) und St. Mariä Geburt (Dilldorf)? Wo wird geheiratet, getauft, getrauert? Auf Vieles gibt es eine Antwort. Ökumenische Lösungen und Kooperationen sind gefunden – „aber viele wollen das noch nicht wahrhaben oder können sich nicht vorstellen, wie es wird, wenn man die Kirche wirklich schließt“, sagt Glettenberg.

30 Jahre Investitionsrückstand

Dass St. Josef – rund acht Jahre nach Vorlage des Hirtenbriefs zur Neuausrichtung im Jahre 2005 – nun geschlossen wird, dürfte ein bistumsweit einmaliger Vorgang sein. Die Kirche galt im Rahmen dieser aus Sparzwängen und Priestermangel hervorgegangenen Neuausrichtung als gesichert. Sie wurde in zentraler Lage auf dem Kupferdreher Kirchhügel als Pfarrkirche klassifiziert – bis ein Dormagener Ingenieurbüro im vergangenen Jahr ein Baugutachten vorlegte.

30 Jahre Investitionsrückstand hatten Spuren hinterlassen. Maroder Beton an Chorraum und Querschiff, Schäden an Kirche und Taufkapelle. Allein hierfür bezifferten die Baugutachter einen Investitionsbedarf von 830 000 Euro. Verschönerungsarbeiten an der Kirche nicht mitgerechnet. Weitere Gutachten für die notwendigen Instandsetzungen an Pfarrhaus, Bibliothek und Kaplanei gab man nicht in Auftrag, denn mit dem ersten Gutachten war klar: Die Gesamtmaßnahme hätte mehr als eine Million Euro verschlungen.

Bushaltestelle soll verlegt werden

„Viele Kirchen im Bistum hat man aufgegeben, da wäre es nicht vermittelbar gewesen, in Kupferdreh so viel Geld zu investieren“, sagt Pfarrer Gereon Alter, der den Runden Tisch zur Neuausrichtung begleitet und seither das große Ganze „St. Josef“ in kleine Mosaiksteinchen zerdenkt, um neue Orte für Kirchenschätze und Lösungen für die Gemeinde zu finden. Messgewänder und Altargegenstände gehen an die Kirchen St. Barbara (Byfang) und St. Mariä Geburt (Dilldorf), so viel kann er an diesem Abend, an dem der Runde Tisch erneut tagt, verkünden.

„Für die Orgel“, sagt Gereon Alter, „muss man wohl bundesweit nach einer Lösung suchen“. Nachdem alle Bistümer sich schon vor Jahren von Kirchen und damit Inventar trennten, wird es schwieriger, für das gute Kupferdreher Instrument einen würdigen Platz zu finden. „Aber immerhin: Erste Voranfragen gehen bei uns ein“, erklärt der Pfarrer. So fügt sich in diesen Tagen, worum der Runde Tisch seit Monaten ringt – ein würdiger Abschied mit einer Neuausrichtung, die die Gemeinde zusammenhält.

Fahrdienste zu den Kirchen St. Mariä Geburt und St. Barbara richtet man ein. Die Bushaltestelle an der Dilldorfer Straße soll – in Zusammenarbeit mit Bezirksvertretung und Evag – vor die Kirche St. Mariä Geburt verlegt werden. „150 Meter den Berg rauf zu laufen, das ist gerade für ältere Gemeindemitglieder nicht leicht“, sagt Ingbert Ridder vom Runden Tisch.