Kupferdreh. . Anfang November dieses Jahres wird die Kirche St. Josef in Kupferdreh profaniert. Grundstück und Sandtner-Orgel stehen zum Verkauf.

Wie oft Friedhelm Schüngel schon in die Tasten der mächtigen Sandtner-Orgel gegriffen hat, kann er nicht sagen. Was der Kirchenmusiker der Pfarrei St.-Josef-Ruhrhalbinsel allerdings genau weiß ist, dass „ich immer gerne auf diesem schönen Instrument gespielt habe.“ Viele Gelegenheiten, die Orgel erklingen zu lassen, wird Schüngel nicht mehr haben: Am 23. November wird die St. Josef-Kirche an der Schwermannstraße profaniert – und die Orgel verkauft.

So zumindest plant es – notgedrungen – eine Kommission, die bereits vor einem Jahr aus Delegierten des Kirchenvorstandes, des Pfarrgemeinderates und auch eines Mitglieds des sogenannten Orgelbauvereins gebildet wurde, um Sorge zu tragen, dass das Unvermeidliche – der Abriss der Kirche, der Verkauf des Grundstücks und eben auch der Orgel – in geregelten Bahnen verläuft. „Es war uns damals wichtig, den Verein einzubinden“, wie Pfarrer Gereon Alter, der auch Pastor von St. Suitbert ist, betont. Und dies, obwohl der Orgelbauverein – beizeiten mit der Unterhaltung und Pflege des wertvollen Instruments betraut – heute nicht mehr existiert.

Gebaut hat die Orgel, die erstmals im Jahr 1995 in der St. Josef-Kirche erklang, ein gewisser Hubert Sandtner, der in seiner Zunft einen ausgesprochen guten Ruf besitzt. „Es war sein erstes Instrument in NRW überhaupt“, weiß Schüngel. Nicht weniger als 1 115 Mio D-Mark inklusive Nebenkosten ließ sich die Gemeinde die Orgel mit ihren 1916 Pfeifen, 31 Registern und Doppelmanual kosten. „Ein Kraftakt“, sagt Schüngel heute, denn das Geld stammte einzig und allein aus Eigenmitteln.

Der Orgelbauverein sammelte kräftig mit. So viel, dass heute noch immer ein paar Restmittel übrig sind, die eigentlich für den Unterhalt der Orgel gedacht waren. „Das Geld bleibt jedoch in der Gemeinde, kommt künftig der Kirchenmusik in St. Josef zu Gute“, erklärt Pfarrer Alter. Das habe der Kirchenvorstand bereits beschlossen.

Wie hoch der Erlös für die Orgel ausfallen wird, weiß derzeit niemand. Man hat ein Wertgutachten in Auftrag gegeben, der auch eine eventuell nötige Reinigung des Instruments und auch dessen Umbau berücksichtigt. Denn: Kirchenorgeln sind in aller Regel maßgeschneidert. Schon deshalb ist es nicht einfach, einen Käufer zu finden. „Wir wollten das gute Stück in St. Mariä Geburt unterbringen“, so Pfarrer Alter. „Doch dafür hätten wir die halbe Kirche abreißen müssen.“ Deshalb wurde deutschlandweit eine Ausschreibung an alle Bistums-Orgelsachverständigen verschickt. „Wenn möglich, soll die Orgel in der Nähe bleiben“, ergänzt Alter. Deshalb würden Gemeinden des Bistums Essen bevorzugt behandelt. Dass die Orgel zum „Ladenhüter“ wird, glaubt Schüngel nicht. „Das habe ich noch nie erlebt.“