Essen. Die Jugendfarm in Altenessen bietet Natur-Erlebnisse, zeigt Jungen und Mädchen, und auch ganzen Schulklassen, was Tiere brauchen und dass Gemüse nicht im Supermarkt wächst. Die Mitarbeiter der Einrichtung wissen: Zeit an der frischen Luft mit Tieren verbringen, das ist für Stadtkinder besonders wichtig.
Hinter einem Holz-Törchen gackern freilaufende Hühner. Im Boden scharren, durch das Gras spazieren. Hühner-Haltung aus Großmutters Zeiten, als Eier von glücklichen Tieren nicht „bio“, sondern die Regel waren. Ein paar Meter weiter schallt Lachen aus einer Scheune. Drinnen wird geschaukelt, geschminkt und getobt. Besuch auf der Jugendfarm in Altenessen. Ein Paradies für Kinder – mit Schafen, Ziegen, Pfauen, Gänsen, zehn Pferden und einem Maultier.
Ein Ort, an dem sich Jungen und Mädchen, überwiegend aus dem Essener Norden, als „Farmer“ ausprobieren, Nistplätze für Vögel bauen, auf Schatzsuche gehen oder auf einem Barfußpfad erfahren, wie sich Kiesel, Sand und Stroh unter den Fußsohlen anfühlen. Stunden oder Tage an der frischen Luft, in der Natur, mit Tieren zu verbringen – das ist für Stadtkinder besonders wertvoll.
„Das war hier früher einmal ein Bauernhof“, sagt Frank Felden, Teamleiter für Kinder- und Jugendarbeit bei der Essener Jugendhilfe, einer städtischen Tochter, zu der die Jugendfarm gehört. „Bei uns sind Kinder alleine oder mit Freunden willkommen, Schulklassen und Gruppen und während der Schulferien auch ganztägig Ferienkinder“, so Felden. Schulklassen können hier Schwerpunkt-Themen „buchen“ und dabei etwa erfahren, woher die Wolle für den Pulli kommt oder was für ein tolles Bau-Material Lehm ist.
Mit anderen Kindern auf Entdeckungsreisen gehen
Alissa war schon oft auf der Farm. Ihr Qualitätsurteil: „Schööön!“ Die Achtjährige hat eine Möhre in der Hand, Futter für die Kaninchen. Einen Kampf mit einem „Dschungel-Monster“ hat Alissa auch schon ausgefochten. Die Eltern müssen arbeiten, während ihr Mädchen, nicht weit von zu Hause entfernt, betreut und unter Aufsicht, mit anderen Kindern auf Entdeckungsreisen gehen kann.
Nicht nur für Alissa, sondern für viele andere Kinder auf der Farm auch ein Aha-Erlebnis: Einmal zu sehen, wie und wo Wirsing, Grün- und Rosenkohl heranwachsen, bevor das Gemüse im Supermarkt in den Einkaufskorb wandert. Der Bauerngarten der Jugendfarm macht’s möglich. Wie wichtig der ist, hat Frank Felden einmal erfahren, „als sich welche vor den dreckigen Kartoffeln aus der Erde regelrecht ekelten. So etwas hatten die Kinder noch nie gesehen“.
Wer reiten will, muss mithelfen
Sabrina Holtbecker kümmert sich als Sozialarbeiterin und Reittherapeutin um die Besucher. Sie erklärt den Gästen, dass die rund 70 Tiere keine Spielzeuge sind, sondern Lebewesen mit einem eigenen Kopf, eigenen Bedürfnissen – wie Auslauf, Ruhe, Wasser und Futter. Tiergestützte Pädagogik nennen das Fachleute. Holtbecker sagt einfach: „Wir ermöglichen es Kindern, mit Tieren in Kontakt zu kommen, damit sie merken, was Tiere brauchen.“
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Wer auf die Farm regelmäßig zum Reiten oder Voltigieren kommen will – hier ein kostenloses Angebot – muss sich auch an der Arbeit rund ums Tier beteiligen, das ist der 28-Jährigen wichtig. „Weil Tiere nicht nur Spaß, sondern auch Arbeit bedeuten.“ Heißt für die Gäste: beim Stall-Ausmisten helfen und beim Striegeln.
Die Unterhaltung eines solchen Kinderparadieses kostet viel Geld. Spenden sind immer sehr willkommen. Frank Felden: „Der Lions-Club unterstützt uns. Die Bezirksvertretung hat unseren Bauerngarten mit ermöglicht. Die Steag hat schon Leute vorbeigeschickt, um Zäune zu streichen. Das ist toll und hilft.“