Essen. Eine Untersuchung von 241 Essener Kindertageseinrichtungen hat gezeigt, dass das soziale Umfeld eines Kindes die Sprachkompetenz stärker beeinflusse als ein Migrationshintergrund oder nicht-deutsche Familiensprache. Für eine bessere Sprachförderung könnten die Erzieherinnen viel bewirken.
Etwa jedes vierte Vorschulkind benötigt vor der Einschulung zusätzliche Sprachförderung. Diese alarmierende Zahl ist seit den ersten Sprachstandtests bekannt. Überraschend hingegen ist, dass die Sprachfähigkeiten der Kinder mehr durch das soziale Umfeld geprägt werden als durch einen Migrationshintergrund oder eine andere Muttersprache. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni Duisburg-Essen in 241 Kindertageseinrichtungen in Essen.
"Eine schwierige soziale Situation stellt für die Beherrschung der deutschen Sprache einen höheren Risikofaktor dar als die Herkunft aus dem Ausland", sagt Sybille Stöbe-Blossey, Leiterin der IAQ-Forschungsabteilung "Bildung und Erziehung im Strukturwandel".
Unterschiede werden nicht aufgeholt
Die Studie zeigt zudem, dass Kinder mit sprachlichen Defiziten die Unterschiede während ihrer Kindergartenzeit nicht aufholen können. Entscheidend für den Erfolg der Kleinen sei die Mitarbeit der Eltern, betont Studienleiterin Stöbe-Blossey. "Viele Kitas stellen fest, dass Eltern mit Migrationshintergrund oftmals leichter zu erreichen und zur Mitarbeit zu motivieren sind als Eltern aus bildungsfernen Schichten. Die sehen häufig das Problem mit der Sprache nicht so sehr."
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Einen pädagogischen Königsweg gibt es nicht. Kein einzelnes treffsicheres Instrument führe mit Sicherheit zur Verbesserung der Sprachkompetenz von förderbedürftigen Kindern, so die Studie. Dennoch erzielen einige Kitas deutlich bessere Ergebnisse als andere, selbst in "schwierigen" Stadtvierteln.
Große Unterschiede zwischen den Kitas
"Es gibt große Unterschiede zwischen den Kitas", stellt Mitautorin Brigitte Micheel fest. Es komme auf das Engagement der Erzieherinnen an. Wenn das Team seine Vorbildfunktion ernst nimmt und auch im Gespräch untereinander Wert auf die Sprache legt, wirke sich dies positiv auf die Sprachentwicklung der Kinder aus. Und wenn die Sprachförderung nicht allein zu gesonderten Gelegenheiten geschehe, sondern in den Kita-Alltag eingebaut werde, bringe dies die Kinder gut voran.
Übung mit dem Speiseplan
Zuweilen sei das ganz simpel: So lasse eine Kita die Kinder reihum täglich den Speiseplan auf einen Kassettenrekorder aufsprechen. Das macht stolz – und übt. Parallel könnten dann einigen Kindern gezielt zusätzlich Sprachlernprogramme angeboten werden.
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Zur Personalsituation in den Kitas sagt die Studie nichts. Doch scheint die Lage bedenklich zu sein. Brigitte Micheel: "Wir haben immer wieder von Erzieherinnen gehört, dass sie an ihre Grenzen kommen."