Essen.. Dem Deutschen Roten Kreuz in Essen fehlen die jungen Blutspender. Sie gehen lieber zu den privaten Diensten oder zum Uni-Klinikum, weil es dort für die Spende Geld gibt. Die demografische Entwicklung bekommt das DRK deutlich zu spüren.

Keinen Appetit auf Brötchen? Eine herzhafte Stärkung und später mal eine Ehrennadel, das ist vielen Essenern offenbar zu wenig: Dem DRK gehen die Blutspender aus. „Viele müssen aus Altersgründen aufhören, dabei rücken nicht genügend junge Spender nach“, heißt es in einer Erklärung des Roten Kreuzes. Dazu kommt, dass die Uni-Klinik oder private Dienste Bargeld anbieten, „Haema“ beispielsweise zahlt 20 Euro. So bekommt das DRK die demografische Entwicklung deutlich zu spüren. Dabei verweist Friedrich-Ernst Düppe, Sprecher des Blutspendedienstes West, auf den steigenden Bedarf an Blutkonserven: „Ohne neue junge Spender bekommen wir das mittelfristig nicht abgedeckt.“

1250 Liter muss der Blutspendedienst West täglich abzapfen, daraus werden 3500 Konserven, 2012 insgesamt 1,07 Millionen. Statistisch gesehen steigt der Bedarf jährlich um zwei Prozent: „Die Menschen werden älter und sind dementsprechend häufiger krank. Dazu kommen neue Therapien“, sagt DRK-Mann Friedrich-Ernst Düppe. Etwa 30 Prozent aller Konserven gehen beispielsweise an Krebspatienten.

Essen eine der spendenstarken Städte

Dabei gehört Essen laut Statistik noch zu den spendenstarken Städten. Mit 3,6 Spenden pro 100 Einwohner steht Essen verhältnismäßig gut dar, unterm Strich stehen für 2012 genau 20.428 Spender in der Liste. Duisburg beispielsweise kommt gerade einmal auf 1,2 Spender pro 100 Einwohner. Durch das Uni-Klinikum habe Essen aber auch einen höheren Bedarf, betont der DRK-Sprecher. Der jährliche Verbrauch liege hier bei 65.000 Konserven. Da Essens Krankenhäuser ihre Nachfrage in der Stadt nicht gedeckt bekommen, liefern benachbarte Regionen. Der größte Teil dieser Konserven stammt aus dem Münsterland. Dort sind Spenderquoten von 20 Prozent durchaus noch üblich.

Bei der Haema AG kennt man die demografischen Probleme nicht. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Leipzig ist die größte private Blutspendeeinrichtung in Deutschland. Bundesweit verzeichnet man jährlich rund eine Million Spenden, der Marktanteil liegt bei vier Prozent – Tendenz steigend. Haema unterhält 33 Blutspendezentren, davon auch eines in Essen. „Der größte Teil unserer Kunden ist zwischen 18 und 29 Jahre alt“, erklärt Sprecherin Marion Junghans auf NRZ-Nachfrage. Junghans glaubt, dass die Spendenbereitschaft durchaus gut ist, nur müsse man sich auch auf die jeweilige Zielgruppe einstellen. „Viele junge Leute fragen sich, warum sie etwas verschenken sollen, wenn sie doch Zeit investieren und ihr Blut später so oder so weiterverkauft wird,“ argumentiert die Sprecherin. Bei der ersten Spende vergibt das Privatunternehmen einen Gutschein in Höhe von 20 Euro, ab der zweiten Spende zahlt Haema Bargeld: 20 Euro für eine Vollblutspende, 15 Euro für Plasma.

Das DRK hat einen Versorgungsauftrag

Sich „die Rosinen rauspicken“, nennt DRK-Mann Düppe das. Das Blut werde dann häufig an die Pharmaindustrie verkauft. Das Rote Kreuz dagegen habe einen Versorgungsauftrag des Landes, die täglichen Konserven müssen erbracht werden.

Um mitzuhalten, betreibt auch das DRK seit Dezember 2002 auf der Kettwiger Straße eine stationäre Blutspendestation – damals die erste in NRW. Die Kunden werden hier mit „Kaffeespezialitäten verwöhnt, können dabei den Blick auf die Innenstadt genießen oder im Internet surfen“, heißt es auf der Website des DRK. Aber am Ende bleibt es dann doch bei Brötchen.