Essen. . Das Nachzählen des Südwahlkreises wird die Stadt Essen vermutlich einen sechsstelligen Betrag kosten. Denn am Wochenende nach der Bundestagswahl waren 800 Stadtbedienstete in der Messe im Zähl-Einsatz. Und jeder von ihnen bekommt nun einen zusätzlichen Urlaubstag.

Die Nachzähl-Aktion am Wochenende beschert den beteiligten Angestellten und Beamten je einen Tag Sonderurlaub – und der Stadt erhebliche Kosten.

Gut 800 Mitarbeiter werden für je vier Stunden lange Zählschichten mit einem zusätzlichen Urlaubstag entschädigt. Ein Arbeitstag im Amt dauert indes zwischen 7,8 (Angestellte) und 8,2 Stunden (Beamte). Und: Wer eine Woche zuvor als regulärer Wahlhelfer antrat, musste mit einem dreimal so langen Einsatz rechnen: Die Wahllokale waren von 8 bis 18 Uhr geöffnet, danach wurde ausgezählt. Für die 12-Stunden-Schichten bekamen Wahlvorstände 10 Stunden Freizeitausgleich, Schriftführer 9, Beisitzer 8.

Es gab noch nie einen ähnlichen Fall

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Personaldezernent Christian Kromberg räumt ein, dass es bei der Belohnung für die Einsätze eine spürbare Diskrepanz gebe: „Aber wenn ich Donnerstagabend weiß, dass ich fürs Wochenende spontan Hunderte Freiwillige brauche, muss ich ein attraktives Angebot machen.“ Nach dem Wirbel um den Südwahlkreis sei es „höllisch wichtig“ gewesen, rasch nachzuzählen. „Ich konnte nicht riskieren, am Freitag noch nicht genug Helfer zu haben.“

Auf ein bewährtes Verfahren konnte Kromberg nicht zurückgreifen, da es in Essen nie zuvor einen ähnlichen Fall gab. Auch CDU-Ratsfraktionschef Thomas Kufen stellt daher lieber das „große Engagement“ der Helfer heraus, die ein sonniges Wochenende opferten.

Kosten des Zähl-Wochenendes noch nicht errechnet

Freilich setzt die Stadt sonst alles daran, dass ihre Bediensteten Überstunden und Resturlaub vor Jahresende abbauen: „Denn Urlaubstage, die ins nächste Jahr mitgenommen werden, müssen bilanziert werden“, erklärt Kromberg. Seit 2010 werden darum alle Mitarbeiter der Stadt zwischen Weihnachten und Silvester in Zwangsferien geschickt, was bei der Premiere einen Einspareffekt von drei Millionen Euro erbrachte.

Wie teuer das Zähl-Wochenende war, hat die Stadt noch nicht errechnet. Doch die Kosten dürften im sechsstelligen Bereich liegen.

Tabelle: Vor und nach der Neuauszählung - wer hat Stimmen gewonnen, wer verloren 

Bundestagswahl 2013Wahlkreis 120 (Essen III)    
 Ergebnisse nach Korrektur  Vorläufiges Ergebnis 
 AnzahlProzentVeränderungAnzahlProzent
Wahlberechtigte195.692100 195.692 
Wählerinnen151.04077,2+ 66150.974 
ungültige Erststimmen1.5511,0- 41.5551,0
gültige Erststimmen149.48999,0+ 70149.41999,0
davon für...     
Matthias Hauer (CDU)59.10139,5+ 5859.04339,5
Petra Hinz (SPD)59.00839,5- 3259.04039,5
Petra Hermann (FDP)3.0072,0   
Kai Gehring (B90/Grüne)11.5767,7+ 2411.5527,7
Cornelia Swillus-Knöchel (Linke)7.3414,9- 297.3634,9
Sonstige Parteien9.4566,3+ 469.4106,3
davon...     
Frank Höschen (Piratenpartei)3.169-+ 313.1382,1
Manuel Mikolajtzyk (NPD)1.4891,0- 101.4991,0
MLPD/    
Monika Petricek (BüSo)2130,1+ 32100,1
Martin E. Renner (AfD)4.015-- 14.0162,7
Die Partei/    
Johannes Gramm (parteilos)570-+ 235470,4

Quelle: Stadt Essen