Essen. Er soll seine Lebensgefährtin und deren minderjährige Töchter geschlagen und missbraucht, seinen behinderten Sohn mit einer Gaspistole bedroht haben: Ein 57-Jähriger aus Essen, der sich guter Kontakte zum Rockerclub Bandidos rühmt, steht jetzt vor Gericht. Dort streitet er alles ab.

Gerade war die Frau mit drei Töchtern beim Angeklagten eingezogen, da soll der 57-Jährige aus Essen-Kray sie und ihre Kinder geschlagen und missbraucht haben. Vor der V. Essener Strafkammer weist er am Montag die Vorwürfe zurück: „Da ist nichts dran.“

An Frauen scheint in seinem Leben kein Mangel geherrscht zu haben. Kinder hat er auch, aber an Geburtsdaten erinnert er sich bei einigen nicht. Die Namen der Mütter? Fehlanzeige: „Er liegt mir auf der Zunge.“ Dafür weiß er noch das Gründungsdatum seines Wattenscheider Motorradclubs in den 70er Jahren. Guter Bandidos-Kontakte rühmt er sich, aber angesichts des eher kleinen Angeklagten mit dem roten Gesicht ist kaum vorzustellen, dass er dort Mitglied werden könnte.

Streit beim Bandidos-Fest

Im Sommer vergangenen Jahres lernte der seit 32 Jahren als Arbeiter beschäftigte Angeklagte eine Frau in Brandenburg kennen. Ende November 2012 zog sie mit ihren Töchtern zu ihm. Doch schon bei einem Bandidos-Fest in Brandenburg soll er unbeherrscht reagiert und seine neue Freundin geschlagen haben.

13-Jähriger an die Brust gefasst

In Kray, so die Anklage, geht er bereits am 1. Dezember ins Zimmer der 13-jährigen Tochter, fasst ihr an die Brust. Am 5. Dezember sucht er die ältere Tochter seiner Freundin auf, die mit seinem Sohn zusammen ist. Er fasst auch ihr an die Brust, versucht sie zu vergewaltigen, sagt die Anklage. Erst als sein Sohn anruft, soll er das Zimmer verlassen haben.

Abends soll es Streit gegeben haben, der Sohn macht ihm Vorwürfe. Da soll der Angeklagte eine Gaspistole gezückt haben. Es kommt zu einem heftigen Gerangel, so dass Nachbarn die Polizei alarmieren. Als die Beamten eintreffen, läuft der geistig wie körperlich behinderte Sohn auf die Straße, um sich vor ein Auto zu werfen. Er kommt in die Psychiatrie. Die Frau verlässt mit ihren Töchtern fluchtartig Essen.

"Normalerweise bin ich die Ruhe in Person. Außer, wenn man mich reizen tut."

Nichts von allem stimme, sagt der Angeklagte. Er sei auch gar nicht der Typ für so etwas: „Normalerweise bin ich die Ruhe in Person. Außer, wenn man mich reizen tut auf das Äußerste, dann werde ich lauter.“

Die Frau und ihre Töchter erhellen die Lage nicht. Die Älteste lässt telefonisch ausrichten, sie könne wegen eines Infektes nicht kommen. Die Mutter lebt mit einer Tochter in Holland. Ihre Anreise zum Prozess wurde dort jäh gestoppt, weil sie schwarz fuhr. Die Kammer hofft, dass die Zeuginnen zu einem anderen Prozesstag kommen werden.