Essen. Neun Tage vor der „echten“ Bundestagswahl dürfen Unter-18-Jährige abstimmen – bei der „U18“-Wahl. 17 Wahllokale öffnen.

Irgendwie ist es gemein: Da spricht man im Schulunterricht über Demokratie, Wahlrecht und Parteien – nur wählen darf man nicht am 22. September. Denn das dürfen bloß die Erwachsenen. Aber Halt! Schließlich gibt’s für den Nachwuchs die „U18“- Wahl: Neun Tage vor der „echten“ Bundestagswahl können alle Kinder und Jugendlichen un­ter 18 Jahren aller Nationalitäten ih­re Stimme abgeben, jedoch unter leicht veränderten Bedingungen. Organisiert wird die bundesweite Aktion vom Deutschen Kinderhilfswerk und lokale Partner. In Essen sind das der Arbeitskreis Jugend (AKJ) und das Jugendamt.

„Mit U18 sollen junge Menschen unterstützt werden, Politik zu verstehen, Unterschiede in den Partei- und Wahlprogrammen zu erkennen und Versprechen von Politikern zu hinterfragen“, sagt Philipp Hennen, Geschäftsführer beim AKJ. Der Landesjugendring NRW trete schon lange dafür ein, dass das Wahlrecht herabgesetzt werde. Schließlich könnten Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr in vielen Jugendorganisationen oder in Parteien Ämter übernehmen. „Es gibt aber auch viele unter 14, die eine dezidierte Meinung haben und wissen, welcher Partei sie ihre Stimmen geben würden“, sagt Andreas Ruff vom Jugendamt. Er ist für die Internetseite www.townload-essen.de zuständig, auf der junge Essener alle Informationen zur „echten“ Bundestagswahl finden und zur U18-Wahl.

Zur Wahl haben Schüler des Berufskollegs im Bildungspark den Direktkandidaten der bereits im Bundestag vertretenen Parteien aus dem Süden der Stadt Fragen gestellt, „die wir zum Vergleich als Videopodcasts veröffentlicht haben“, so Ruff. 17 Jugendhäuser und Schulen öffnen am 13. September für die U18-Wahl – wo genau, steht auf www.townload-essen.de. Und auch die Wahlprogramme, heruntergebrochen auf jugendrelevante Wahlversprechen. Wer wissen will, wie die Wahl genau funktioniert, findet im Internet ei­nen Film zur Erklärung.

Wie bei jeder Wahl werden die Ergebnisse ausgewertet und veröffentlicht. U18 startete 1996 in Berlin – in einem einzigen Wahllokal – und ist mittlerweile die größte politische Bildungsinitiative ihrer Art für Un­ter-18-Jährige. Infos: www.u18.org

Nachwuchs befragt Kandidaten zur Bundestagswahl

Die Pfadfinder vom „Stamm Philipp Neri“ in Steele-Horst laden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene am morgigen Donnerstag, 12. September, zur Diskussi­on mit Direktkandidaten für die Bundestagswahl. Beginn ist um 19 Uhr im Gemeindeheim der kath. Gemeinde St. Joseph-Horst-Eiberg, Dahlhauser Straße 149.

Auf dem Podium sitzen: Dirk Heidenblut (SPD), Jutta Eckenbach (CDU), Elke Zeeb (Grüne), Günther van Wasen (FDP) und Wilfried Adamy (Piraten). „Junge Menschen, Wähler und noch-nicht-Wähler haben hier die Möglichkeit mit den Kandidaten ins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen“, sagt Stammesvorsitzender Martin Heimberg. Mitdiskutieren ist natürlich kostenfrei, eine Anmeldung nicht notwendig.

Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren öffnen am Folgetag die Wahllokale der Kinder- und Jungendwahl an gleicher Stelle oder im Bürgerhaus Oststadt.