Essen. Noch sind es zwei Monate hin bis zur Bundestagswahl. Die Vorbereitungen dafür aber laufen auf Hochtouren: bei den Parteien und beim Essener Wahlamt. Urlaubssperre herrscht dort für die zehn Beschäftigten. Momentan werden noch Wahlhelfer gesucht. Auch unter den 6600 Erstwählern.

Fünfmal dabei, bitte nicht wiederwählen. Rolf Hempelmann, SPD-Bundestagsabgeordneter aus dem Essener Norden, hat seinen Abschied aus Berlin genommen. Genauso wie der 64-Jährige wird auch SPD-Mann Anton Schaaf (51) bei der anstehenden Bundestagswahl am 22. September 2013 nicht mehr antreten. Der Mülheimer mit dem Bundestagsmandat aus dem geteilten Wahlkreis Mülheim/Essen (118) hat zwei Legislaturperioden in der Hauptstadt absolviert.

Die Chance auf eine Rückkehr als Abgeordnete in den Bundestag hat damit nur noch eine Essenerin: Für Petra Hinz, seit 2005 im Bundestag, wäre ein erneuter Sieg im Wahlkreis 120 der Auftakt zur dritten Amtszeit in Berlin. Ihr steht indes womöglich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen bevor. Vor vier Jahren hatte sie sich nur hauchdünn gegen CDU-Kandidat Matthias Hauer durchsetzen können.

Organisatoren müssen Überzeugungsarbeit leisten

Vor der Wahl kommt die Wahlorganisation. Und die läuft nicht nur bei den Parteien an. Auch im Essener Wahlamt herrscht Hochbetrieb. „Sommerurlaub macht von unserer zehnköpfigen Stammbelegschaft niemand“, sagt der stellvertretende Wahlleiter Guido Mackowiak. Rund um die Bundestagswahl herrscht Urlaubssperre.

Allein vier Leute seien momentan noch mit der Rekrutierung von Wahlhelfern beschäftigt. 2600 von ihnen werden in Essen diesmal insgesamt benötigt. Mackowiak: „Im Moment sieht es ganz gut aus. Wir benötigen allerdings noch 60 Wahlvorsteher.“ Die tragen ganz besondere Verantwortung, werden am Tag vor der Wahl noch einmal extra geschult und haben einen Posten innen, den zumindest die dienstverpflichteten Wahlhelfer nicht unbedingt gerne ausüben. „Da werden wir noch ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten müssen“, so Mackowiak schmunzelnd.

Wahlomat kann Infolücke schließen

Die Suche nach Helfern gestaltet sich etwas schwierig, weil aus den Reihen der bewährten Kräfte etliche nicht mehr zur Verfügung stehen. „Die Helfer bei früheren Wahlen sind immer unsere ersten Ansprechpartner“, so Mackowiak. Danach folgen die Erstwähler und die in Essen wohnenden Bediensteten von Finanzamt, Polizei und anderen Behörden. Aus beiden Gruppen haben sich indes nur wenige Interessenten gefunden. Um die Lücken zu schließen, werden Beamte der Stadtverwaltung dienstverpflichtet.

Die Zahl der Wahlberechtigten steht erst mit der Aufstellung des Wahlverzeichnisses am 18. August fest. Momentan geht das Wahlamt von 427.000 wahlberechtigten Frauen und Männern aus. Das sind weniger als 2009 (435.602) und 2005 (442.385). Etwa 6600 Erstwähler dürfen in zwei Monaten ihre Stimme abgeben. Das sind zwar gerade einmal knapp 1,5 Prozent der gesamten Wähler in der Stadt. Immerhin könnten sie mit einer gewissen Wahlbegeisterung dazu beitragen, dass die vor vier Jahren auf 69,7 Prozent gesunkene Wahlbeteiligung (2005: 77,4) nicht weiter fällt.

Heiße Phase beginnt nach den Sommerferien

Spätestens mit dem Ende der Sommerferien beginnt für die Parteien die heiße Phase des Wahlkampfs, in der sie mit Ständen, Plakaten und Großveranstaltungen um die Gunst der Wähler buhlen. Dazu hat sich auch Prominenz angesagt. So wird SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück fünf Tage vor der Wahl auf dem Willy-Brandt-Platz sein.

Wer bis dahin immer noch nicht genau weiß, wo er seine Kreuzchen machen will, der kann sich nicht nur bei den Parteien und auf ihren Wahlveranstaltungen informieren. Auch der Wahlomat könnte helfen. Die Internetplattform der Bundeszentrale für politische Bildung hilft, die Positionen der Parteien vor- und gegenüber zu stellen. Für die Bundestagswahl wird er am 29. August frei geschaltet (www.bpb.de).

Briefwahl, Direktwahl oder Stimmabgabe im Wahllokal

Vier Wochen vor der Wahl verschickt die Stadt die Wahlbenachrichtigungen. In der Woche von Montag, 26. August, bis Samstag, 31. August, müssen sie bei den Wählerinnen und Wählern eintreffen. Die haben dann die Chance, mit dem Vordruck auf der Rückseite der Karte die Briefwahl zu beantragen. Möglich sein wird dieser Antrag aber auch im Internet direkt beim Wahlamt. Die Briefwahlunterlagen müssen dann bis spätestens am 21. September in Briefkästen mit rotem Punkt landen, damit sie rechtzeitig vor der Auszählung noch an das Wahlamt weiter geleitet werden können. Per Direktwahl kann außerdem bis zum Freitag, 20. September, auch im Wahlamt am Kop-
stadtplatz 10 gewählt.

Die Wahl selbst wird am Sonntag, 22. September, von 8 bis 18 Uhr ausgetragen. In etwa 250 Wahllokalen können dann die Stimmen abgegeben werden.