Essen. Frank Beckers hat sich als DJ seit den 90ern einen Namen gemacht hat – vor allem international. Dort, wo heute an der Altendorferstraße das Finanzamt Süd steht und längst nicht mehr der Bär steppt, machte einst ein DJ seine ersten Schritte.

Wie, Frank Beckers, den Namen haben Sie noch nie gehört? Dann gehören Sie wohl nicht zu Essens Musikszene, die in den Neunzigern im „Baikonur“ die Entstehung des Technos miterlebte. Dort, wo heute an der Altendorferstraße das Finanzamt Süd steht und längst nicht mehr der Bär steppt, machte einst ein DJ seine ersten Schritte. Und im Gegensatz zu vielen Plattendrehern, die damals wie heute ihr Hobby zum Beruf machen wollen, hat Frank Beckers es geschafft. In São Paolo müsste man niemandem seinen Namen erklären; denn zusammen mit seinem Partner „D-Nox“, dem Wahlberliner Chris Wedekind, ist er weltweit ziemlich erfolgreich.

Ungarn, Südafrika, Brasilien und Japan in zwölf Tagen – was nach einer Wahnsinns-Weltreise klingt, ist lediglich die jüngste Dienstroute von Frank Beckers. Es ist nicht ganz so leicht, ihn in Rüttenscheid, seinem eigentlichem Hauptwohnsitz, anzutreffen. Aber durchaus angenehmer. „Es kommt schon vor, dass am Flughafen in Brasilien aufgeregte Fans nach Fotos fragen“, sagt der 40-Jährige, dem das aber eher unangenehm scheint. In Essen ist das praktisch ausgeschlossen – hier ist er lange nicht so bekannt wie in Südamerika. „Die Szene dort ist riesig“, so Beckers, der dort meistens die Musik für mehrere Tausend Partygäste spielt. Vergangenen Freitag hatte er einen Gig in Essen, knapp Hundert kamen in den kleinen Club an der Rü. Im Ausland bekommt er bis zu fünf Mal mehr für ein zwei-Stunden-Set, Essener Veranstalter bieten ihm manchmal gar nichts.

„Ich bin nicht so die Rampensau.“

„Es geht mir nicht ums Geld“, betont der gebürtige Niederländer, „ich kann mich glücklich schätzen, dass ich davon leben kann“. Das war nämlich nicht immer so. Erst seit zehn Jahren kann er seine Miete nur von Musik bezahlen, nachdem er 2004 mit „D-Nox“ einen Song rausgebracht hatte, der in der Szene zum Hit wurde. Und so einer bestehe nicht nur aus Bum, Bum, Bum, versichert der 40-Jährige, „ein Hit braucht was Besonderes, Erinnerungswürdiges, auch im Techno.“

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Vor dem Durchbruch trug Beckers nebenher Zeitungen aus und spielte an der Pianobar im Bochumer Nachtclub „Prater“. Denn im Gegensatz zu manch anderem DJ beherrscht Beckers auch richtige Instrumente, spielte als Jugendlicher in Rockbands Bass und Keyboard, studierte nach dem Abitur sogar Musik – wollte Grundschullehrer werden, wie die Eltern.

Eigene Produktion als die Eintrittskarte zu guten Bookings

Doch nach dem Ersten Staatsexamen war das kein Thema mehr, die ersten Gigs als DJ brachten genug Geld ein. Bass und Keyboard hatte er gegen den Computer getauscht, damals noch mit Schwarz-Weiß-Bildschirm, an dem er seine eigene Musik zusammenbastelte. Eigene Produktion sei die Eintrittskarte zu guten Bookings.

„Der Vorteil im Vergleich zur Band ist: Der Computer macht immer, was ich sage“, erklärt Beckers. Und: „Ich bin eigentlich nicht so die Rampensau.“ Den Part übernehme eher sein Partner Wedekind. „Ein DJ ist eben auch ein Entertainer. Ein guter DJ ist aber auch nicht einer, der zwei Stunden lang nur die Arme hochreißt und sich feiern lässt. Ein guter DJ ist jemand, der sich selbst mit der Musik auseinandersetzt.“

Kein Techno am Montag

Beckers ist lieber der Mann im Hintergrund, der Tüftler am Computer, wenn er könnte, würde er nur im Studio sitzen und Musik produzieren. Dann würden auch die Reisen um die halbe Welt wegfallen, die zwar beneidenswert klingen, aber in Wahrheit sehr anstrengend sein können. Drei von vier Wochenenden ist er mindestens international unterwegs, den Rest der Woche in Essen, nicht nur weil er hier Frau und Kind hat. „Wenn ich nach Essen komme, fühl ich mich zu Hause“, sagt Beckers. Das DJ-Leben kann er sich für immer vorstellen, nur montags hat der Techno Pause.