Zum Auftakt der aktuellen Konzertsaison 2013/2014 gelang der Philharmonie Essen ein formidabler Start nach Maß. Zu Gast waren der Dirigent Mariss Jansons und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit zwei Orchesterkonzerten des 20. Jahrhunderts: dem von Béla Bartók sowie dem von Witold Lutoslawski.

In seinem „Konzert für Orchester“ von 1943 setzte der 1940 aus Ungarn in die USA emigrierte Béla Bartók sein Heimweh in eine bewegende Komposition um. Schon kurz nach dem verhaltenen Beginn steigt aus dem Orchester die erste sehnsuchtsvolle Melodie auf. Insgesamt besteht das Stück aus fünf Sätzen, von denen der vierte, die „Elegie“, der berührende Dreh- und Angelpunkt ist.

Auf Motiven, die dem „See der Tränen“ seiner eigenen Oper „Herzog Blaubarts Burg“ entlehnt sind, wächst eine schmerzerfüllte Klage. Erst zum Finalsatz schlägt die Stimmung um: Er bringt einen schwindelerregend schnellen Tanz.

Vieles an dem Stück ist heikel: die raschen Rhythmus-Wechsel etwa, aber auch die nötige Balance zu halten, damit zwischen all dem Schlagwerk die Melodie-Bögen nicht untergehen. Mariss Jansons gelang mit seinem Orchester eine Wiedergabe, die wunschlos glücklich machte. Die einzelnen Orchestergruppen zeigten sich bestens disponiert und hervorragend aufeinander abgestimmt, so dass das Finale ob seiner Intensität und Präzision atemberaubend ausfiel.

Niveau und Spannung gehalten

Auch nach der Pause konnte das Orchester Niveau wie Spannung halten und servierte mit dem Konzert für Orchester von Witold Lutoslawski einfach mitreißende Musik – von der elfenartigen Musik des zweiten Satzes über die erstaunlichen Crescendi bzw. Decrescendi bis hin zum abschließenden, fulminanten Choral-Furor.

Dazu passte ebenso das knackige Zwischenspiel aus Schostakowitschs Oper „Lady Macbeth von Mzensk“, das als Zugabe gereicht wurde. Verdiente, lang anhaltende Bravos.