Essen. Im Essener Einzelhandel wurde lange keine Geschäftseröffnung so leidenschaftlich diskutiert. Schließlich geht es um mehr als Angebot und Nachfrage: Am Dienstagmorgen eröffnete der FC Schalke 04 in der Stadt seines Erzrivalen Rot-Weiss Essen seinen insgesamt fünften Fanshop. RWE-Fans ließen sich im Einkaufszentrum Limbecker Platz nicht blicken. Am Nachmittag schreibt Gerald Asamoah Autogramme.

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Als im August bekannt wurde, dass im Untergeschoss des Essener Einkaufszentrums Limbecker Platz ausgerechnet ein Fanshop des RWE-Erzrivalen Schalke 04 eröffnen wird, riefen empörte Anhänger der Rot-Weissen im Netz zum Boykott der Mall auf.

Wenige Tage später ließ Schalke auf Bitten des Center-Managements zumindest den umstrittenen Schriftzug "Heimspiel in Essen" auf der Bretterwand vor dem Laden übermalen. Heute eröffneten die Königsblauen im Bereich der Rotunden Paris und Amsterdam um 10 Uhr ihren fünften Fanhshop.

Auch Schalkes Marketingvorstand Alexander Jobst sprach mit uns über die Aufregung im Vorfeld der Geschäftseröffnung und den ruhigen Start des Fanshops: „Wir haben auch keine Tumulte erwartet“, sagte Jobst. „Wir wollten niemanden provozieren. Für uns war es einfach logisch, in der Stadt, in der wir nach Gelsenkirchen die zweitmeisten Fans haben, einen Shop zu eröffnen. Und wenn ein RWE-Fan kommt, darf er natürlich auch bei uns einkaufen. Wir werden nur unsere Artikel nicht extra einfärben“, so Jobst.

Mit ihm sprach Thorsten Schabelon. So fasst unser Kollege seine Eindrücke zusammen:

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11 Uhr: Zur Kundschaft gehört auch eine 81-Jährige aus dem Essener Westviertel. Sie hat sich einen Wimpel für den Balkon gekauft. "Seit 1958" sei sie Schalke-Fan, sagt sie. Der Empörung einiger RWE-Fans, die ihren Unmut vor allem im Netz äußerten, begegnet die Seniorin mit Gelassenheit: "RWE soll erstmal besser Fußball spielen, bevor sie moppern."

10.45 Uhr: Dass verärgerte RWE-Fans ihrem Protest gegen den Laden des Erzrivalen ausgerechnet hier und heute ausdrücken werden, glaubt Lothar Dohr dagegen nicht. "Der Shop ist für die meisten Fans im Moment zweitrangig", hat uns der Fanbeauftragte bei RWE gestern Abend noch gesagt. Nichtsdestotrotz sei das Geschäft den meisten Anhängern der organisierten Fanszene immer noch ein Dorn im Auge. Sie würden schon eine angemessene "und kreative Form des Protest", so Dohr, finden. "Irgendwann mal."

10.40 Uhr: Von RWE-Fans war bislang nichts zu sehen. Jetzt aber hat ein Anhänger der Lokalmatadore seinen großen Auftritt, obwohl er gar nicht auftreten will. Dann aber hätte er seinen RWE-Schal zuhause lassen müssen. Von dem Textil geht eine Signalwirkung aus, die Journalisten am Shop umzingeln den Mann. Und er sagt: "Essen war rot-weiss, Essen ist rot-weiss. Wir brauchen hier keine Blau-Weißen." Um seinem Unmut Nachdruck zu verleihen, orakelt er: "Vielleicht passiert ja hier heute noch was."

"Ganz egal wo du wechkommst" statt "Heimspiel in Essen"

10.30 Uhr: Die Dekoration im Laden betont übrigens die Herkunft der Knappen als Kumpel aus'm Revier: Unter der Decke hängen die Gitter, die man aus den Waschkauen der Bergarbeiter kennt. An einem baumeln neben einem schwarzen Schalke-Kissen ("Malocherclub") Bergarbeiterhelme: ein blauer Helm, ein roter und ein gelber! Ein Gruß an die Rivalen im Revier? Und während der Devotionalienhandel anläuft, ertönt aus den Lautsprechern, na klar, "Blau und Weiß, wie lieb' ich dich".

10.25 Uhr: Wir sind ganz sicher: Der Slogan "Heimspiel in Essen" , über den sich so viele RWE-Fans ärgerten, ist nirgends im Laden zu finden. In großen Lettern prangt ein neuer Schalke-Spruch auf den Schaufenstern: "Ganz egal wo du wechkommst." Im Online-Shop verkünden die Verkaufsexperten der Knappen übrigens: "Essen iss fertich!"

10.10 Uhr: Die Mitarbeiter des Shops haben jetzt alle Hände voll zu tun: Es sind nicht wenige Essener, die sich hier eindecken. Mit Schlüsselanhängern, Wimpeln, Mützen, Fußmatten, Nummern- und Türschildern ("Zutritt nur für Schalker").

10.05 Uhr: Da ist sie, die erste kleine Schlange an der Schalke-Kasse. "Am Eröffnungstag bekommen alle Käufer einen Monat Schalke-TV gratis", verrät Anja Kleine-Wilde. Sie leitet die Unternehmenskommunikation der Knappen.

9.58 Uhr: Warum also bis 10 Uhr warten? Zur vorzeitigen Eröffnung des Schalke-Fanshops tauchen aus der Tiefe des Raumes urplötzlich doch 30, 40 interessierte Kunden auf, um sich auf den 74 Quadratmetern Verkaufsfläche umzusehen. Die meisten wollen - erstmal - nur gucken, nichts kaufen.

9.50 Uhr: Die Tür zum fünften Schalke-Fanshop steht seit etwa 9.30 Uhr schon auf. Drinnen drapieren vier Verkäuferinnen die Ware. Draußen vor dem Geschäft hat Schalke zwei Kickertische aufgestellt. Das Spiel könnte also gleich beginnen.

9.45 Uhr: Erste Eindrücke aus dem Untergeschoss des Limbecker Platzes: Wie die Eröffnung eines Apple-Stores oder eine Einweihungsparty von Abercrombie & Fitch darf man sich das nicht vorstellen. Wir sind da, Radio ist da, Kamerateam ist da, allein die Schalke-Fans fehlen noch. Die einzigen Männer in Blau vor dem Laden sind aktuell zwei Handwerker in Blaumännern.

Asamoah schreibt von 16 bis 17 Uhr Autogramme

9.40 Uhr: Anja Kleine-Wilde ist auch schon vor Ort. Sie leitet Schalkes Unternehmenskommunikation. Die Eröffnung um zehn Uhr wird heute Schalkes Marketingvorstand Alexander Jobst, einer der drei Schalke-Vorstände, begleiten. Für Fußballfans sicher interessanter: Von 16 bis 17 Uhr wird Gerald Asamoah, der ja neuerdings wieder für die Knappen antritt, Autogramme im Fanshop geben.

9.30 Uhr: "Ich hoffe, dass wir eine nnormale Shop-Eröffnung erleben", hat uns gestern Abend noch Oliver Kraft gesagt, der Center-Manager des Einkaufszentrums Limbecker Platz. Nachdem RWE-Fans wegen des Schalke-Shops anfangs im Netz zu einem Boykott des Einkaufszentrums aufriefen, hätten sich die Wogen in den letzten Tagen geglättet, so Kraft: Auf der Facebook-Seite des Shopping-Centers etwa habe es keine kritik am neuen Laden gegeben. Trotzdem: Security wird die Eröffnung heute begleiten, Schalke lässt sein Geschäft mit Videokameras überwachen – wobei die Kameras vor allem Ladendiebe einfangen sollen.