Essen. . RWE-Fans wollten im Einkaufszentrum Limbecker Platz gegen den Schalke-Fanshop demonstrieren. Nun ließ Schalke den umstrittenen Slogan „Heimspiel in Essen“ vom Baustellenschild übermalen. Man suche nicht die Konfrontation, sagte S04-Sprecher Thomas Spiegel.

Die Einheit der Städte zwischen Dortmund und Duisburg wird gern beschworen: Ruhrgebiet, -metropole, -pott. Dabei endet die Solidarität oft am Ortsausgangsschild. Erst recht im Fußball: Da gilt klare Kante. Hier Essen, dort Gelsenkirchen. Auf dieser Stadtgrenze funktioniert kein Freundschaftsspiel. Weswegen es den hiesigen Rot-Weiß-Fans - gelinde gesagt - stank, dass Schalke im Limbecker Platz seinen neuen Shop mit dem Slogan „Heimspiel in Essen“ bewarb. Ausgerechnet.

Bettwäsche 04, Schalker Lätzchen und royalblaue Kinkerlitzchen – das mag im Devotionalien-Handel gut gehen, doch der Slogan „geht gar nicht“, machten Essens Fans im Internet ihrer Wut Luft und kommentierten im Einkaufszentrum im Vorbeigehen den Marketinggag deutlich – bis der Verein einknickte, den Werbe-Schnickschnack auf der Bauwand überpinseln ließ, und, man kann sich nicht verkneifen zu sagen, das Heimspiel verloren gab.

Legenden um den „FC Meineid“

Essener Heimspiele finden an der Hafenstraße statt

Älteren RWE-Fans sitzt der Stachel tief im Fleisch – zwar waren mehrere Vereine in der Saison 1970/71 an Spielmanipulationen beteiligt, doch die RWE-Fans machen Schalke für den RWE-Abstieg aus der 1. Liga verantwortlich.

Der RWE-Vorsitzende Michael Welling mochte das Verschwinden des Slogans gestern nicht kommentieren. „Wir haben heute ein Heimspiel im Stadion Essen, und das feiern wir mit unseren RWE-Fans“, erklärte er.

Wieso der Boden zwischen den Fans so umkämpft ist? „Das hat gute Gründe“, hat uns Leser Hermann Lenz jüngst bei einer Führung durchs Stadion Essen erklärt: Im Auf und Ab des RWE durch die Ligen stolperte man einst über Schalkes „Faulspiel“. „Die haben Spiele geschoben, das ist sogar nachgewiesen worden“, sagt Lenz. Und in direkter Folge, so geht die Legende, stieg der RWE ab.

Nun ist das Jahre, ach, Jahrzehnte her, aber noch immer sehen die Essener Rot, wenn sie Blau sehen. Doch nun ist der „Reiz-Satz“ ist weg: „Das war auch Zeit“, sagt wütend Michael Perzer vor dem Shop im Bau. „So eine Unverschämtheit hätte man denen gar nicht durchgehen lassen dürfen“, schimpft er sich in Rage. „Wie muss man gestrickt sein, um überhaupt auf so eine ...-Idee zu kommen?“

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© WAZ FotoPool

Petra Hinkel „steht dem Fußball unemotional gegenüber“, aber „wieso man so provozieren muss, das verstehe ich nicht. Die Gelsenkirchener wären doch auch nicht erfreut, wenn der RWE so was machen würde“, sagt sie. „Aber“, hakt sich Franz Polowski ein, „man könnte auch ein bisschen toleranter sein. Die sollen auf dem Platz ihren Verein anfeuern und nicht Stimmung gegen Geschäfte machen.“

Doch eben das hätten RWE-Fans geplant, wie eine Service-Kraft aus dem Limbecker berichtet: „Die wollten mit Transparenten und Plakaten gegen den Laden demonstrieren.“

Center-Manager hatten mit Kritik, nicht mit Wut gerechnet 

Eine Protest-Wut, die der Fußballlaie höchstens, aber allerhöchstens angesichts eines Einmarsches der Blau-Weißen ins RWE-Stadion erwartet hätte. Dem Profi hingegen, der sich täglich im Geschäft mit emotionalem Fan-Sein bewegt, hätte das klar sein müssen.

Der Center-Manager Oliver Kraft immerhin ahnte es: „Wir haben mit Kritik der RWE-Fans gerechnet, aber nicht in dem Außmaß “, sagt Kraft. Weil man es sich mit den Jungs von der Hafenstraße aber auch nicht verscherzen wollte, „haben wir Schalke gebeten, den Schriftzug zu übermalen.“ Und dem habe man ohne Zögern entsprochen, wie Schalke 04-Sprecher Thomas Spiegel erklärt. „Schließlich suchen wir bei der Standortwahl für unsere Shops nicht die Konfrontation.“

WAZ öffnet Pforten: Stadion Essen

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    Ob die Diskussion nach Entfernung des Slogans abkühlt? „Mag sein“, sagt Patrick Weber. „Aber für mich steht fest, dass ich den Laden nicht betreten werde.“

    Und während er so steht vor dem Schalke-Shop, der im September eröffnet, und unmutig schimpft, läuft ein junger Mann hinter ihm vorbei, der ein Fan der Knappen sein mag. Den Daumen reckt er hoch vor der blauen Bauwand und schmunzelt. Man darf froh sein, dass Patrick Weber das nicht mitbekommen hat, denn der hätte dem Königsblauen sonst wohl die rote Karte gezeigt.

    WAZ zeigt Essener Stadion

    Auf der Tribüne vor den VIP-Logen
    Auf der Tribüne vor den VIP-Logen © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    Kevin Kurth vom Verein RWE ist der kundige Führer.
    Kevin Kurth vom Verein RWE ist der kundige Führer. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    Auch Rot-Weiss Essen Trainer Waldemar Wrobel schaute kurz vorbei.
    Auch Rot-Weiss Essen Trainer Waldemar Wrobel schaute kurz vorbei. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    Liedzeile über den Logen
    Liedzeile über den Logen © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    Durchblick auf den Standort des abgerissenen Georg-Melches-Stadions, wo gerade ein Parkplatz entsteht.
    Durchblick auf den Standort des abgerissenen Georg-Melches-Stadions, wo gerade ein Parkplatz entsteht. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    Zwei Notstrom-Aggregate versorgen zur Zeit das Stadion: am 26.Juli ruinierte ein Rohrbruch das Kellergeschoß mit der Technik.
    Zwei Notstrom-Aggregate versorgen zur Zeit das Stadion: am 26.Juli ruinierte ein Rohrbruch das Kellergeschoß mit der Technik. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    WAZ-Westkurve heißt die letzte fertiggestellte Tribüne - die eigentlich die Ostseite des neuen Stadions bildet.
    WAZ-Westkurve heißt die letzte fertiggestellte Tribüne - die eigentlich die Ostseite des neuen Stadions bildet. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    Dies ist der Blick von Sparkassen-Tribüne nach Westen.
    Dies ist der Blick von Sparkassen-Tribüne nach Westen. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
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    © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    An der anderen Seite stehen zur Zeit die Container, die als Spielerkabinen dienen, solange der Wasserschaden behoben wird. Dies kann noch Monate dauern.
    An der anderen Seite stehen zur Zeit die Container, die als Spielerkabinen dienen, solange der Wasserschaden behoben wird. Dies kann noch Monate dauern. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    Eine Leserin versucht sich als Stadionsprecherin.
    Eine Leserin versucht sich als Stadionsprecherin. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    Die Loge der Sparkasse, ...
    Die Loge der Sparkasse, ... © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    ... mit historischen Fotos an der Wand.
    ... mit historischen Fotos an der Wand. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    Auch andere Logen werden von den Mietern geschmückt.
    Auch andere Logen werden von den Mietern geschmückt. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    Die Assindia-Lounge im ersten Stock kann bis zu 750 Fans bewirten.
    Die Assindia-Lounge im ersten Stock kann bis zu 750 Fans bewirten. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
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    © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
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    Alte Heimat - Neue Bude lautet ein Motto von Rot-Weiss-Fans, die nach vorne blicken.
    Alte Heimat - Neue Bude lautet ein Motto von Rot-Weiss-Fans, die nach vorne blicken. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    "Headgreenkeeper" ist die Bezeichnung von Ronny Kub, der hier auf dem Spindelmäher mit Walzen den Rasen bearbeitet. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
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    Vor dem Spielertunnel
    Vor dem Spielertunnel © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    Eine Foto-Großcollage im Foyer der Haupttribüne ...
    Eine Foto-Großcollage im Foyer der Haupttribüne ... © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    ... mit der Meistermannschaft von 1955 ...
    ... mit der Meistermannschaft von 1955 ... © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
    ... und einer Mannschaft, auf der auch Frank Kurth, der langjährige Torwart der Rot-Weissen und Vater von Kevin Kurth zu sehen ist.
    ... und einer Mannschaft, auf der auch Frank Kurth, der langjährige Torwart der Rot-Weissen und Vater von Kevin Kurth zu sehen ist. © WAZ FotoPool/ Ulrich von Born
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