Essen. Die Anzeichen, dass die Walter-Pleitgen-Schule zur Notunterkunft für Einwanderer wird, werden immer deutlicher. Nach NRZ-Informationen sind sich beteiligte Fachbereiche darüber einig. Die Stadt muss fast 500 Plätze schaffen, um zukünftige Asylbewerber unterzubringen. Erste Bagger rollen bereits.
Die Stadt scheint sich derzeit alle Mühe zu geben, die Gerüchteküche rund um die Walter-Pleitgen-Schule als künftige Notunterkunft für Flüchtlinge in Unterfrintrop weiter anzuheizen. Fingerspitzengefühl geht jedenfalls anders: Bagger rissen gestern Findlinge aus dem Boden des Spielplatzes, dessen brauchbare Geräte schon bald der Reuenbergschule vererbt werden könnten, und die städtische Immobilienverwaltung schickte Sicherheitspersonal auf Patrouille, weil man besorgt ist um die Unversehrtheit des Gebäudes.
Am Montag soll die Küche abgebaut werden. Doch möglicherweise wird diese Aktion verschoben, um den Verdacht der Anwohner nicht noch weiter zu schüren, dass sie die Verlierer in einem abgekarteten Spiel sein könnten, während beteuert wird, es sei doch noch gar nichts passiert. Ist es auch nicht, außer fatalen Kommunikationsfehlern in der Stadtverwaltung.
Unterkunft ist anscheinend beschlossene Sache
Dennoch: Nach NRZ-Informationen sind sich alle Verantwortlichen der städtischen Fachbereiche einig. Die Walter-Pleitgen-Schule wird zur Notunterkunft für rund 100 Flüchtlinge. Eine offizielle Entscheidung darüber wird spätestens am 6. September verkündet, teilte Sozialdezernent Peter Renzel jetzt den Ratsfraktionen in einem Schreiben mit, das dieser Zeitung vorliegt. Und es gibt ein weiteres Indiz dafür, dass der Tag der Wahrheit näher rückt: Am 11. September soll eine Bürgerversammlung in Frintrop stattfinden. So viel Aufwand betreibt niemand, der Bürgern einen Abschied von seinen Plänen verkünden möchte.
Es wird wohl nicht die letzte Informationsveranstaltung dieser Art vor meist aufgebrachten Anwohnern sein: Die Stadt ist inzwischen davon überzeugt, dass sie weitaus mehr Platz für Asylbewerber schaffen muss, als bislang angenommen. „Es muss aus heutiger Sicht davon ausgegangen werden, dass der Zuzug weiter anhält und im Winter 2013/14 ein Bedarf von rund 1000 Plätzen entsteht“, heißt es unmissverständlich in dem Schreiben Renzels. Im kommenden Jahr rechnet der Sozialdezernent mit 1200 Menschen, die in Essen ein Dach überm Kopf bekommen müssen.
Stadt braucht mehr Platz für Einwanderer
Zur Erinnerung: In den zehn regulären Unterkünften stehen etwa 720 Plätze zur Verfügung. „Das bedeutet, dass unsere bestehenden Kapazitäten im September erschöpft sind“, schreibt Renzel: „Die Dilldorfschule muss daher schon im September in Betrieb genommen werden.“ Ende Oktober, so die Prognose, werden auch diese 80 Plätze in Kupferdreh belegt sein, was heißt: „Der weitere Bedarf kann nur mit der kurzfristigen Bereitstellung mindestens einer weiteren Behelfsunterkunft gedeckt werden.“
Zugleich sollen zwar wann immer möglich Flüchtlinge in Wohnungen vermittelt werden. Doch wird die Stadt nach eigener Einschätzung trotz solcher Bemühungen, die zum Beispiel in Leverkusen ein großer Gewinn für den sozialen Frieden sind, nicht darum herumkommen, weitere „reguläre Asylunterkünfte“ durch Umbau bestehender Standorte oder auch Neubauten zu schaffen. So jedenfalls schätzt der Sozialdezernent die Lage zurzeit ein.
Während die Politik inzwischen dazwischen grätscht und das „Kommunikationsdesaster der Ämter“ rund um die Walter-Pleitgen-Schule zu beenden, wehen von Heisingen aus bereits neue Gerüchte herüber: Das ehemalige Landschulheim an der Oberen Aue sei als Asylunterkunft im Gespräch. Das, so heißt es bei der Stadt, sei aber nun wirklich nur ein Gerücht...