Essen. . Die Zahl der Asylbewerber in Essen steigt - im Oktober werden die Flüchtlingsheime voll sein. Die Stadt überprüft derzeit rund ein Dutzend Immobilien, darunter auch die Walter-Pleitgen-Grundschule in Unterfrintrop. Irritierte Anwohner organisieren bereits eine erste Bürgerversammlung und wollen wissen, was los ist.

Während das umstrittene neue Essener Asyl-Konzept vergeblich seiner politischen Zustimmung harrt, gerät die Stadt immer stärker unter Druck: Die Zahl der Asylbewerber steigt zusehends, in den Unterkünften wird’s eng und enger. Bereits im Oktober werden alle rund 720 Plätze in den Flüchtlingsheimen belegt sein, heißt die alarmierende Prognose.

Erstmals wird sich die Sozialverwaltung gezwungen sehen, die im vergangenen Jahr sozusagen auf Vorrat hergerichtete Dilldorfschule in Kupferdreher mit Platz für etwa 80 Menschen für die Neuankömmlinge zu öffnen. Und selbst das wird nicht reichen. Schon jetzt ist klar: Es müssen neue Kapazitäten her. Längst hält die Stadt Ausschau nach Immobilien, die sich als schnell herzurichtende Behelfsunterkünfte für eine Unterbringung der Menschen vorrangig aus Serbien und Mazedonien eignen.

Behelfsunterkünfte gesucht

Die intensive Suche nach Objekten, von denen rund ein Dutzend in der engeren Wahl sind, ist dem ein oder anderen Anwohner offenbar nicht entgangen: In Unterfrintrop werden sich heute ab 17 Uhr Bürger zu einer Versammlung im Haus Wienert am Höhenweg 109 einfinden, um möglichst zu erfahren, was in ihrer Nachbarschaft geplant ist.

Zum Beispiel im nahen Neerfeld: Nach NRZ-Informationen gehört die dortige bis zum Beginn der Sommerferien genutzte Walter-Pleitgen-Schule zu den Favoriten auf der Liste der in Frage kommenden städtischen Immobilien. Sie ist in einem guten baulichen Zustand, die Sanierungskosten dürften überschaubar sein, aber vor allem kann sie schnell belegt werden.

Mangelnde Transparenz der Verantwortlichen

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Von Julia Emmrich und Miguel Sanches

Anwohner Rainer Wittmann, der das Treffen am Donnerstag organisiert hat, beklagt die mangelnde Transparenz der Verantwortlichen: „Uns hat bislang niemand etwas gesagt. Wir wollen wissen, was los ist.“ Anfragen bei Politikern seien bis gestern unbeantwortet geblieben und von der Stadt wird sich auch niemand auf der Versammlung einfinden, obwohl Sozialdezernent Peter Renzel nach den Erfahrungen von der Lohstraße in Bedingrade eine künftig bessere Informationspolitik versprochen hatte: „Aber uns hat im aktuellen Fall niemand angesprochen“, hieß es gestern auf Nachfrage in der Sozialverwaltung, wo man sich gut erinnert: Erst im Oktober hatte die Stadt kurzfristig Asylbewerber in der Turnhalle der ehemaligen Schule unterbringen und dafür jede Menge Kritik nicht von Anwohnern, sondern auch von Flüchtlingsorganisationen einstecken müssen.

In den Essener Unterkünften leben 634 Menschen

Die Stadt richtet sich auf einen heißen Herbst ein: Bis Mitte Juli trafen binnen einer Woche 21 Neuankömmlinge aus Serbien und Mazedonien ein. Bis heute sind es 85 Asylsuchende vom Balkan, die schon einmal in Essen waren. Dazu kommen 149 Menschen aus aller Herren Länder, die im Juli und August Asyl beantragten und Essen zugewiesen wurden, dessen Aufnahmequote unter 100 Prozent gesunken ist, weil der bundesweite Zustrom der Flüchtlinge stark angeschwollen ist. Im Juli ist die Zahl der Menschen, die in Deutschland Asyl suchten, um das Doppelte gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Das geht an den Kommunen nicht spurlos vorüber, die letztlich zur Aufnahme verpflichtet sind.

Aktuell leben nach einer aktuellen Statistik der Stadt in den Essener Unterkünften 634 Menschen. 180 mehr als vor einem Jahr. Deshalb sieht man sich jetzt zum Handeln gezwungen.