Essen. . Die Suche nach Asyl-Notunterkünften in Essen ruft Kritik und Protest hervor. Die CDU rügt das “schlechte Krisenmanagement“ der Stadtverwaltung. Anwohner in Frintrop wollen verhindern, dass in der Walter-Pleitgen-Schule Flüchtlinge untergebracht werden. Die Schule war früher ein Gestapo-Lager.
„Die Info-Politik schreit zum Himmel.“ Mit harscher Kritik hat die sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion auf das „schlechte Krisenmanagement“ der Stadtverwaltung bei der Suche nach Asyl-Notunterkünften reagiert: „Da ist was schief gelaufen“, sagte Jutta Eckenbach: Es müsse ämterübergreifend vernünftig gearbeitet werden. „Das muss geordneter laufen.“
In dieser Woche will sich die Ratsfrau zusammen mit Sozialdezernent Peter Renzel und einigen Anwohnern der Walter-Pleitgen-Schule treffen, die nach NRZ-Informationen die bislang einzig greifbare Möglichkeit ist, um unter den Kriterien möglichst geringer Kosten und schneller Umsetzbarkeit eine größere Zahl von Flüchtlingen unterzubringen. Dann sollen alle vorhandenen Informationen auf den Tisch. Zudem will Eckenbach schnellst möglich die Liste der übrigen geprüften Standorte einsehen.
Wie berichtet, bietet das Gebäude nach Berechnungen der Stadt Platz für rund 100 Menschen. Da die sanitäre Ausstattung zu wünschen übrig lässt, sollen auf dem Gelände Duschcontainer aufgestellt werden, wobei dafür nach Informationen von Anwohnern drei Kastanien gefällt werden sollen. Die Gerüchteküche brodelt. Angeblich soll bereits länger feststehen, dass die Walter-Pleitgen-Schule von der Liste der Wahllokale für den bundesweiten Urnengang im September gestrichen worden sei.
Protest hat öffentliches Forum bekommen
Unterdessen haben Frintroper Geschäftsleute dem Protest von mittlerweile drei Initiativen ein öffentliches Forum gegeben: „Die Werbegemeinschaft Frintrop stellt diesen Schaukasten den Bürgerinitiativen unentgeltlich zur Verfügung“ steht da schwarz auf weiß unter Glas gegenüber des Lebensmittel-Markts Plassmann.
Mit einem Foto von einer Gedenktafel an der historisch belasteten Walter-Pleitgen-Schule wollen die Anwohner deutlich machen, wie fern ihnen rechtes Gedankengut und rassistische Ressentiments sind, aber auch daran erinnern, dass das Gebäude (wie rund andere 350 in der Stadt) während des Nazi-Terrors im Jahr 1944 ein Straflager der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) war. Die Häftlinge waren Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Geiseln. „Sie waren unmenschlich untergebracht, wurden grausam behandelt und völlig unzureichend ernährt“, heißt es auf dem Schild. Essens verstorbener Stadthistoriker Ernst Schmidt hatte die schrecklichen Zustände in dem Lager in einem seiner vielen Beiträge einmal beschrieben unter dem Titel: „September 1944 in Frintrop. Eine Schule wird zur Hölle.“ Der Bevölkerung war es damals unter Androhung schwerer Strafen strikt verboten, den Insassen zu helfen. Doch auf dem Schild steht ganz unten noch etwas: „Dennoch gaben viele Bürger Frintrops den Gefangenen Zeichen ihrer Solidarität.“