Essen. Ende der 1980er Jahre wurde auch die Zeche Zollverein kurzzeitig als Untertage-Deponie genutzt. Unter Tage wurde Asche, aber auch Asbest verbracht. Die RAG bringt dies nun unter Erklärungsdruck. Sondermüll und Welterbe - nicht nur aus Sicht der Macher an der Gelsenkirchener Straße würde das zum Himmel stinken.

Was „schlummert“ da unter Zollverein? In den 1990er Jahren ließ der RAG-Konzern Bergwerksstollen mit hochbelasteter Rückstände aus Müllverbrennungsanlagen verfüllen. Als dies dieser Tage öffentlich wurde und in diesem Zusammenhang der Name des Essener Weltkulturerbes fiel, läuteten auch bei der Stiftung Zollverein die Alarmglocken. Sondermüll und Welterbe - nicht nur aus Sicht der Macher an der Gelsenkirchener Straße würde das zum Himmel stinken.

Inzwischen haben sich die Gemüter wieder beruhigt. „Wir wissen, dass Zollverein im Gespräch ist. Uns ist aber versichert worden, dass unter ökologischen Gesichtspunkten alles korrekt abgelaufen ist“, sagt Stiftungs-Sprecherin Delia Bösch. Selbst profunde Kenner von Zollverein dürfte allerdings überraschen, dass auch Europas modernste Zechenanlage sehr wohl als Untertage-Deponie genutzt wurde. Nicht, wie die RAG versichert, um dort gifthaltige Asche und Filterstäube zu entsorgen wie in anderen Schachtanlagen im Revier geschehen, was dem Konzern derzeit so manche unschöne Schlagzeilen und noch mehr unangenehme Fragen beschert, sondern - wie es heißt - zu Versuchszwecken.

Unbedenklich für Mensch und Umwelt

Nach Angaben der für die Bergaufsicht zuständigen Bezirksregierung Arnsberg erhielt Zollverein dafür 1987 die erforderliche abfallrechtliche Genehmigung. Danach aber sei die Deponie „nie so richtig ans Laufen gekommen“, so Behörden-Sprecher Andreas Nörthen.

Wie die RAG und die Bezirksregierung Arnsberg auf Anfrage übereinstimmend erklären, wurden insbesondere Asche aus mit Kohle befeuerten Kraftwerken sowie Rückstände aus Rauchgasreinigungsanlagen eingebracht - insgesamt 37

.500 Tonnen nach dem Prinzip „Kohle wieder in die Flöze“, wie Andreas Nörthen von der Bezirksregierung betont. Hinzu kamen demnach 1,5 Kubikmeter Asbestabfälle. Eine verschwindend geringe Menge, nicht mehr als drei Schubkarren voll und, wie RAG-Sprecher Christof Beike versichert „nicht auslaugend“. Soll heißen: unbedenklich für Mensch und Umwelt.

Deponie und Denkmalschutz

Nach zwei Jahren nur, im Dezember 1989, wurde die Deponie auf Zollverein bereits wieder geschlossen. Warum? Weil es sich finanziell nicht gerechnet hätte, die stillgelegte Schachtanlage allein für den Deponiebetrieb technisch in Betrieb zu halten, sagt RAG-Sprecher Beike. Weil Deponie und Denkmalschutz nicht zusammen passten, meint Andreas Nörthen von der Bergaufsicht.

Wie auch immer, das Zeug ist noch da in 800 Metern Tiefe oder tiefer. Und Berichte über Sondermüll in ehemaligen Schachtanlagen bringen RAG und Genehmigungsbehörden unter Rechtfertigungsdruck. Das Umweltministerium hat eine Überprüfung angeordnet. Auch Zollverein klammert ein Sprecher auf Anfrage dabei nicht aus.

Zehn Jahre Weltkulturerbe

Das wohl meist fotografierte Bild im Ruhrgebiet: Der mächtige Doppelbock auf Zollverein.
Das wohl meist fotografierte Bild im Ruhrgebiet: Der mächtige Doppelbock auf Zollverein. © Sebastian Konopka/ WAZ FotoPool
Egal ob mit Schnee bedeckt...
Egal ob mit Schnee bedeckt... © Sebastian Konopka/ WAZ FotoPool
...als Kulisse für waghalsoge Künstler bei der Extraschicht...
...als Kulisse für waghalsoge Künstler bei der Extraschicht... © Alexandra Umbach/ WAZ FotoPool
...oder bei der unvergessenen Schachtzeichen-Aktion im Kulturhauptstadtjahr...
...oder bei der unvergessenen Schachtzeichen-Aktion im Kulturhauptstadtjahr... © Ulla Michels/ WAZ FotoPool
...Als Fotomotiv macht sich die Zeche in vielen Lagen gut.
...Als Fotomotiv macht sich die Zeche in vielen Lagen gut. © Kerstin Kokoska/ WAZ FotoPool
Selbst Salmiak-Pastillen werden mittlerweile mit dem Wahrzeichen geschmückt.
Selbst Salmiak-Pastillen werden mittlerweile mit dem Wahrzeichen geschmückt. © Kerstin Kokoska/WAZ FotoPool
Zur Erinnerung: So sah es auf dem Gelände im Jahr 2000 aus - kurz bevor die Zeche Weltkulturerbe wurde.
Zur Erinnerung: So sah es auf dem Gelände im Jahr 2000 aus - kurz bevor die Zeche Weltkulturerbe wurde. © Ulrich von Born/ NRZ
Wie weitläufig das Areal ist...
Wie weitläufig das Areal ist... © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
.... zeigt ein Blick aus der Vogelperspektive.
.... zeigt ein Blick aus der Vogelperspektive. © Hans Blossey
Der Strukturwandel brachte vor allem Kunst und Kultur zur Zeche. Jedes Jahr präsentieren sich Künstler bei der Contemporary Art Ruhr, kurz CAR. Zu ihnen gehörte auch Monika Ortmann, die hier zeigt, was sich aus Nylons alles machen lässt.
Der Strukturwandel brachte vor allem Kunst und Kultur zur Zeche. Jedes Jahr präsentieren sich Künstler bei der Contemporary Art Ruhr, kurz CAR. Zu ihnen gehörte auch Monika Ortmann, die hier zeigt, was sich aus Nylons alles machen lässt. © Uwe Möller/ WAZ FotoPool
Das Zechenfest zieht jedes Jahr tausende Besucher an - auch, wegen der besonderen Ausblicke, die sich etwa von der Panorama-Terrasse bieten.
Das Zechenfest zieht jedes Jahr tausende Besucher an - auch, wegen der besonderen Ausblicke, die sich etwa von der Panorama-Terrasse bieten. © Jan Dinter/ WAZ FotoPool
Oder beim Feuerwerk, das die Zeche in ein magisches Licht taucht.
Oder beim Feuerwerk, das die Zeche in ein magisches Licht taucht. © Jan Dinter/ WAZ FotoPool
Ein weiterer Besuchermagnet ist die Gourmet-Meile.
Ein weiterer Besuchermagnet ist die Gourmet-Meile. © Kerstin Kokoska
Luftig: Das Fördergerüst dient den Höhenrettern der Berufsfeuerwehr auch als Übungsplatz. Dazu seilen sie sich aus 30 Metern Höhe ab.
Luftig: Das Fördergerüst dient den Höhenrettern der Berufsfeuerwehr auch als Übungsplatz. Dazu seilen sie sich aus 30 Metern Höhe ab. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Auch die zentrale Grubenwehr übt mit ihrer Abseilmannschaft auf Zollverein.
Auch die zentrale Grubenwehr übt mit ihrer Abseilmannschaft auf Zollverein. © Kerstin Kokoska / WAZ FotoPool
Beliebt: Im Oktober öffnete die 3,5 Kilometer lange Ringpromenade.
Beliebt: Im Oktober öffnete die 3,5 Kilometer lange Ringpromenade. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Seither wird sie von Skatern, Radlern, Joggern und Walkern dicht bevölkert.
Seither wird sie von Skatern, Radlern, Joggern und Walkern dicht bevölkert. © Walter Buchholz/ WAZ FotoPool
Natürlich geht auch nichts über einen gemütlichen Spaziergang auf der Promenade.
Natürlich geht auch nichts über einen gemütlichen Spaziergang auf der Promenade. © Kerstin Kokoska/ WAZ FotoPool
Darüber hinaus geht es auf Zollverein sportlich zu...
Darüber hinaus geht es auf Zollverein sportlich zu... © WNM
...das Werksschwimmbad auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei bietet eine ebenso ungewöhnliche Kulisse....
...das Werksschwimmbad auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei bietet eine ebenso ungewöhnliche Kulisse.... © Remo Bodo Tietz/ WAZ FotoPool
...wie die Eisbahn, die auch am vergangenen Wochenende wieder eröffnete.
...wie die Eisbahn, die auch am vergangenen Wochenende wieder eröffnete. © Sebastian Konopka/ WAZ FotoPool
Auch das Riesenrad gehört zu den Attraktionen der Zeche.
Auch das Riesenrad gehört zu den Attraktionen der Zeche. © Kerstin Kokoska/ WAZ FotoPool
Platz für Neues: am 18. Juni lässt die RAG einen 65 Meter hohen  Rauchgaskamin sprengen, um das Gelände weiter gewerblich zu erschließen.
Platz für Neues: am 18. Juni lässt die RAG einen 65 Meter hohen Rauchgaskamin sprengen, um das Gelände weiter gewerblich zu erschließen. © Walter Buchholz/ WAZ FotoPool
Der fast majestätische Anblick lockt natürlich auch so manche Prominenz in den Essener Norden.
Der fast majestätische Anblick lockt natürlich auch so manche Prominenz in den Essener Norden. © Kerstin Kokoska/ WAZ FotoPool
Von der niederländischen Königin Beatrix...
Von der niederländischen Königin Beatrix... © Dirk Bauer/ WAZ FotoPool
...über Hip-Hop-Star Samy Deluxe...
...über Hip-Hop-Star Samy Deluxe... © Alexandra Umbach/ WAZ FotoPool
...den ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers und  Bayern-Regierungschef Horst Seehofer...
...den ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers und Bayern-Regierungschef Horst Seehofer... © Oliver Müller/ WAZ FotoPool
...bis hin zum ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler, der an der Kulturhauptstadteröffnung teilnahm.
...bis hin zum ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler, der an der Kulturhauptstadteröffnung teilnahm. © Ilja Höpping/ WAZ FotoPool
Vor allem die Eröffnungsveranstaltung im Januar 2010...
Vor allem die Eröffnungsveranstaltung im Januar 2010... © Walter Buchholz/ WAZ FotoPool
... bot unvergessene Bilder.
... bot unvergessene Bilder. © Ilja Höpping/ WAZ FotoPool
Tänzer Justo Moret probt hier für die Festakt-Revue
Tänzer Justo Moret probt hier für die Festakt-Revue "Wir sind das Feuer", die anlässlich der Eöffnung aufgeführt wurde. © Klaus Micke/ WAZ FotoPool
Mit Regencapes bekleidet, schützten sich Besucher vor Nässe und Kälte - und boten obendrein noch ein buntes Bild.
Mit Regencapes bekleidet, schützten sich Besucher vor Nässe und Kälte - und boten obendrein noch ein buntes Bild. © Ilja Höpping/ WAZ FotoPool
Mit Regencapes bekleidet, schützten sich Besucher vor Nässe und Kälte - und boten obendrein noch ein buntes Bild. Foto: Ilja Höpping
Mit Regencapes bekleidet, schützten sich Besucher vor Nässe und Kälte - und boten obendrein noch ein buntes Bild. Foto: Ilja Höpping © Ilja Höpping/ WAZ FotoPool
Bis heute ist das 2010 neu eröffnete Ruhr-Museum ein riesiger Erfolg.
Bis heute ist das 2010 neu eröffnete Ruhr-Museum ein riesiger Erfolg. © Kerstin Kokoska/ WAZ FotoPool
Hunderttausende Besucher sahen die Dauerausstellung seither, darunter auch Gäste wie dieser junge Mann.
Hunderttausende Besucher sahen die Dauerausstellung seither, darunter auch Gäste wie dieser junge Mann. © Jan Dinter/ WAZ FotoPool
Das illuminierte schneckenförmige Treppenhaus gehört ebenfalls zu den viel fotografierten Motiven.
Das illuminierte schneckenförmige Treppenhaus gehört ebenfalls zu den viel fotografierten Motiven. © Kerstin Kokoska/ WAZ FotoPool
Architektonisch mindestens ebenso sehenswert ist der Sanaa-Würfel...
Architektonisch mindestens ebenso sehenswert ist der Sanaa-Würfel... © Hans Blossey
...der bei Veranstaltungen wie der Extraschicht mit Videoinstallationen in ein besonderes Licht getaucht wird.
...der bei Veranstaltungen wie der Extraschicht mit Videoinstallationen in ein besonderes Licht getaucht wird. © Ulrich von Born/ WAZ FotoPool
Auch Motorenfans zieht die Industriekulisse magisch an: Regelmäßig treffen sich Oldtimer-Liebhaber wie Michael und Daniel, hier mit einem Porsche 911 Targa von 1968, auf dem Kokerei-Areal.
Auch Motorenfans zieht die Industriekulisse magisch an: Regelmäßig treffen sich Oldtimer-Liebhaber wie Michael und Daniel, hier mit einem Porsche 911 Targa von 1968, auf dem Kokerei-Areal. © Alexandra Umbach/ WAZ FotoPool
Im September 2010 eroberten die Biker die Zeche.
Im September 2010 eroberten die Biker die Zeche. © Walter Buchholz/ WAZ FotoPool
Hunderte Biker nahmen am christlichen Bikerfestival teil. Foto: Walter Buchholz
Hunderte Biker nahmen am christlichen Bikerfestival teil. Foto: Walter Buchholz © Walter Buchholz/ WAZ FotoPool
Zum Kulturhauptstadtjahr erscheint sogar die Haltestelle in neuem Glanz: Anfang 2010 wird die
Zum Kulturhauptstadtjahr erscheint sogar die Haltestelle in neuem Glanz: Anfang 2010 wird die "Design-Haltestelle", an der regelmäßig die Kulturlinie 107 vorbeifährt, eröffnet. © Arnold Rennemeyer/ WAZ FotoPool
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