Essen. Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt. Doch auffällig viele Jugendliche sind dieses Jahr in Essen noch auf der Suche nach einer Ausbildung. In der Arbeitsagentur versuchten am Donnerstag viele ihr Glück auf den letzten Drücker.
Jacqueline Rill ist spät dran. In anderthalb Wochen beginnt das neue Ausbildungsjahr und die 20-Jährige sucht noch einen Ausbildungsplatz. Dabei weiß sie eigentlich, was sie will. Sie möchte Logopädin werden. Allerdings hat es mit einer Lehrstelle in ihrem Traumberuf noch nicht geklappt. Bisher erhielt sie nur Absagen. Und auch an Universitäten hatte sie sich bisher erfolglos beworben.
Deshalb nutzte Jacqueline Rill am Donnerstag die Last-Minute-Börse für Ausbildungsplätze in der Arbeitsagentur am Berliner Platz. Langsam werde sie nervös, gibt die 20-Jährige offen zu. „Das ist schon ziemlich auf den letzten Drücker, viele meiner Freunde fangen in Kürze eine Ausbildung oder ein Studium an.“ Ihr Plan B? Vielleicht ein Au-Pair-Jahr, was viele Abiturienten des Doppeljahrgangs derzeit machen würden, um die Wartezeit auf einen Ausbildungs- oder Studienplatz zu überbrücken, erzählt Jacqueline Rill.
Auffällig viele Jugendliche sind dieses Jahr kurz vor Toresschluss noch auf der Suche, sagt Klaus Peters von der Arbeitsagentur.
Viele noch unentschlossen
Ein Grund könnte der doppelte Abiturientenjahrgang sein, vermutet er. Aber auch viele Unternehmen meldeten in den letzten Tagen noch viele offene Lehrstellen nach. IHK, Kreishandwerkerschaft und auch die Arbeitsagentur hatten in den vergangenen Wochen getrommelt wie selten zuvor und um weitere Lehrstellen geworben. Um diese noch rechtzeitig an den Mann oder die Frau zu bringen, organisierte die Arbeitsagentur kurzerhand die Last-Minute-Börse.
Auch Max Hammerschmidt sah sich dort um – in der Hoffnung, dass unter den 131 angebotenen Stellen etwas Passendes sein würde. Er sucht eine Lehrstelle im kaufmännischen Bereich. Schon während seiner Schulzeit hatte der 19-Jährige die ersten Bewerbungen an große Unternehmen geschrieben – und Absagen erhalten.
Arbeitsagentur muss klotzen
Nun versucht er es vor allem bei kleineren Firmen. „Bei größeren Unternehmen konnte ich bei den Bewerbern mit den Zweien in Mathe wohl nicht mithalten“, sagt er. Noch warte er auch auf einen Studienplatz. Wirtschaftsrecht könnte es im Nachrückverfahren werden. Ein Ausbildungsplatz sei ihm allerdings lieber. Sein Freund Lukas Bolte ist ebenfalls noch auf Ausbildungsplatzsuche. Der 18-Jährige möchte Mechatroniker werden: „Ein Studium kommt für mich nicht in Frage, ich will praktisch arbeiten“. Ursprünglich wollte er etwas Kaufmännisches lernen, habe sich dann aber doch umentschieden. Deshalb sei er so spät dran, erklärt er.
Auf einem Zettel durften die Jugendlichen ihre Wunsch-Ausbildungsstelle notieren. In den nächsten Tagen wird die extra gegründete Task Force der Arbeitsagentur schauen, wer auf die gewünschten Profile passt. Alles muss schnell gehen, denn am 1. September beginnt das neue Ausbildungsjahr.