Essen. In Essen suchen noch über 1200 Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Aber es gibt derzeit zu wenige Lehrstellen, um alle Bewerber zu versorgen. Arbeitsagentur und Industrie- und Handelskammer starten deshalb in den kommenden Tagen Sonderaktionen.
Vor Beginn des Ausbildungsjahres am 1. August bzw. 1. September suchen in Essen noch 1235 Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Das geht aus der Juli-Statistik der Agentur für Arbeit hervor, die sie gestern vorlegte.
Demgegenüber gab es noch 950 freie Ausbildungsplätze in Essen, was zeigt: Momentan können nicht alle Bewerber mit einer Lehrstelle versorgt werden. Denn die Essener Unternehmen bieten bis dato bei der Arbeitsagentur 377 Ausbildungsplätze – rund zehn Prozent – weniger an, als vor einem Jahr.
Kein Paradies für Lehrlinge
Von einer Situation, wie sie schon in Teilen der Republik – vor allem im Süden – herrscht, ist Essen demnach noch weit entfernt. Von einem Lehrstellenparadies für Auszubildende kann hier keine Rede sein. „Aus Sicht der Arbeitgeber haben wir noch genügend Bewerber und damit eine gute Situation. Aber das Verhältnis wird sich drehen“, sagte der Chef der Essener Arbeitsagentur Torsten Withake. Er rechnet damit, dass Firmen die sinkenden Schulabgängerzahlen ab 2015 spüren werden.
In einzelnen Bereichen sei es schon heute schwierig, interessierte Bewerber zu finden. Das gelte besonders für Berufe, die bei jungen Leuten weniger gefragt sind. Als Beispiele nannte er Berufe wie den Koch, Metzger oder Lebensmittelverkäufer. Einzelne Unternehmen in der Region würden deshalb auch schon mit „Geschenken“ Azubis locken; beispielsweise in sie private Zusatzausbildungen parallel zur Lehre mitfinanzieren.
„Heiße Phase beginnt jetzt“
Withake rechnet damit, dass sich in den kommenden Wochen noch einiges auf dem Ausbildungsmarkt tut. „Die heiße Phase beginnt jetzt.“ Viele Unternehmen hätten dieses Jahr lange gezögert, vielleicht auch weil sie warten, ob sich doch noch ein Abiturient bewirbt, so Withake. Denn der doppelte Abiturientenjahrgang hat sich bislang kaum am Essener Ausbildungsmarkt ausgewirkt. Möglicherweise kommt in den nächsten Wochen noch mal Bewegung, wenn Abiturienten die Absagen der Unis erhalten.
Die Arbeitsagentur und auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) werden den Endspurt nochmals befeuern. Zum ersten Mal will die Arbeitsagentur dieses Jahr im August noch einmal mit allen gemeldeten Bewerbern telefonisch Kontakt aufnehmen und sie auf freie Lehrstellen hinweisen. Sie wird gleichzeitig alle Unternehmen anrufen, die noch freie Plätze gemeldet haben. Die IHK Essen wird parallel um Last-Minute-Lehrstellen werben, und schreibt daher alle ausbildungsberechtigten Betriebe an. Das bisherige Minus bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen hofft man so noch wettzumachen: „Ich denke, wir landen am Ende bei einer schwarzen Null“, sagte Heinz-Jürgen Guss von der IHK.