Essen. . Walter Josefus ist als Leiter der Haustechnik am Aalto-Theater verantwortlich dafür, dass kein Zuschauer friert und der Orchestergraben richtig belüftet ist. Früher tourte er es Roadie mit einer Rockband, heute trägt er die Verantwortung dafür, dass der Vorhang sich öffnet.
Wenn am Aalto Spielzeitpause ist, so wie jetzt, dann fällt für Walter Josefus die meiste Arbeit im Theater an. Denn der Leiter der Haustechnik plant, koordiniert und begleitet alles, was derzeit rund um die Bühne geschieht: Der Ballettsaal bekommt eine neue Decke samt Beleuchtung. Das Lüftungskonzept wird dort ein wenig verändert. Der Bühnenboden muss noch abgeschliffen werden, das Büro des neuen Chefs wird frisch gestrichen, weil doch der Vorgänger Kettenraucher war, erzählt Walter Josefus von seinem Arbeitsalltag.
Betreten hat er das Aalto zum ersten Mal, da stand erst der Rohbau. Das war 1988 und genauso lange arbeitet der 55-Jährige am Opernplatz. Dabei hatte sich Walter Josefus damals überhaupt nicht auf diese Stelle beworben. Er besuchte die Technikerschule, an der er die staatliche Prüfung zum Heizungs-, Klima- und Sanitärtechniker ablegte, als die Verantwortlichen des Theaters dort anriefen: Gesucht wurde ein Mitarbeiter mit Kenntnissen in der Klimatechnik und ein bisschen Ahnung von Kunst. Da passte es, dass Walter Josefus nach seiner Lehre als Heizungsmonteur jahrelang als Roadie einer Rockband unterwegs war und den Sound gemischt hatte. Am Aalto fing er zunächst als Sachbearbeiter an: „Ich wollte nicht nur in einem Planungsbüro sitzen.“
Nun leitet er seit sechs Jahren die Haustechnik, verbringt die halbe Arbeitszeit am Computer, ist in der anderen unterwegs durch die verschlungenen Gänge („in denen sich Kollegen auch nach 20 Jahren noch verirren“) zu den Klimamaschinen oder dem riesigen Ventilator, der Außenluft ansaugt und zu den einzelnen Lüftungsanlagen schiebt. Schallgedämmt natürlich, um weder Bühne noch Nachbarn zu stören, erklärt Josefus.
Er ist verantwortlich dafür, dass die Besucher warmes Wasser in den Sanitäranlagen haben, dass die Maschinerie hoch oben über der Bühne funktioniert, um die langen Stoffbahnen herabzulassen und wieder hochzuziehen. Der Techniker stellt am Computer die Belüftung für Orchestergraben und Kulissenlager ein und kümmert sich darum, dass niemand während einer Vorstellung friert. Den Damen behagen 23,5 Grad, den Herren eines weniger. Josefus wählt die Mitte. Wichtig ist auch die Luftfeuchte im Saal, die bei 45 Prozent liegen müsse: „Sonst husten die Zuschauer“, sagt er.
Zwölf Mitarbeiter gehören heute zu seiner Abteilung: etwa Hausmeister, Pförtner und Elektriker. „Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die anderen arbeiten können.“ Während der Spielzeit kümmern sie sich um verstopfte Waschbecken, bearbeiten Störungen der Lüftungsanlage, werden gerufen, wenn Steuerungselemente ausfallen oder der Strom. So wie bei der Aufführung der „West Side Story“, als an der Bühne die gesamte Maschinerie streikte. „Wir haben sämtliche Bremsen gelöst und die Kulissen von Hand geschoben“, erinnert er sich. Das ist es auch, was ihn bis heute an der Arbeit reizt: „Wenn trotz Schwierigkeiten der Vorhang aufgeht und im Zuschauerraum niemand etwas merkt.“
Josefus, der früher Schlagzeug gespielt hat und heute auch gern wandert, sitzt selbst gelegentlich als Zuschauer vor der Bühne. Früher nahm er immer einen Notizblock mit, um gleich jede defekte Glühbirne zu notieren. Nervte damit die Kollegen und seine Frau: „Du spinnst“, sagt sie. „Berufskrankheit“, antwortete ihr Mann, der seinen großen Auftritt im Aalto einst hinter der Bühne hatte. Damals brach ein Pförtner zusammen, Herzinfarkt. Walter Josefus belebte ihn wieder und rettete sein Leben.