Düsseldorf. Die vergangene Spielzeit war nach Einschätzung der Opernkritiker in NRW von Sparzwängen und Mittelmaß geprägt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter den Rezensenten. Zweimal gab es allerdings klares Lob: Für die Oper in Köln und für Essens scheidenden Generalmusikdirektor Stefan Soltesz.
Die Kölner Oper mit ihren Inszenierungen und der Essener Generalmusikdirektor Stefan Soltesz haben bei einer Umfrage unter Kritikern das meiste Lob einheimsen können. Insgesamt sehen Kritiker aber in den Opernhäusern zwischen Rhein und Ruhr eher Mittelmaß und "kulturpolitischen Kleinmut" am Werk.
Als Grund gilt vor allem finanzielle Not. Dies geht aus der traditionellen Umfrage der NRW-Ausgabe der "Welt am Sonntag" bei acht Kritikern hervor, die die zurückliegende Spielzeit an den NRW-Opernhäusern bewerteten.
In Essen hat der scheidende Dirigent Soltesz als Intendant des Aalto-Musiktheaters und zugleich Generalmusikdirektor nach dem Urteil der Kritiker 16 Jahre lang das Theater und die Essener Philharmoniker geprägt und eine der führenden Opern-Institutionen des Landes geformt.
Die Oper Köln hat nach den Bewertungen zwar in den letzten Jahren aufgeholt und den Spitzenplatz in NRW eingenommen. Doch Essen war vor allem musikalisch immer vorne dabei. Sechs von acht Kritikern gaben Soltesz in seiner letzten Spielzeit ihre Stimme für die beste musikalische Leistung.
Beim "Reinfall der Saison" waren sich alle Kritiker einig
Beim besten Opernhaus und der besten Inszenierung hat in der Tendenz und in der Summe wie schon in den vergangenen Jahren die Oper Köln die Nase vorn. Drei Kritiker befanden, dass Köln die beste Oper in NRW habe und fünf von acht Stimmen entfielen auf Köln für die beste Inszenierung. Je zweimal wurden die Opern Bonn und Wuppertal mit der besten Inszenierung eines "Stücks nach 1945" genannt.
Als "Reinfall der Saison" werteten alle acht Kritiker die Düsseldorfer "Tannhäuser"-Inszenierung mit ihren Konsequenzen. Rheinopern-Intendant Christoph Meyer hatte die Inszenierung, in der Erschießungen durch Nazis und Gaskammer-Szenen vorkamen, nach der Premiere absetzen lassen und das Stück nur noch konzertant aufgeführt, weil es Proteste von Besuchern gegeben hatte.
Insgesamt fielen die Wertungen alles andere als euphorisch aus: "durchwachsen" oder "zu wenig Neues", hieß es. Ulrike Gondorf (WDR/Deutschlandradio Kultur): "So richtig gut war insgesamt keines der Opernhäuser." Stefan Keim ("Die Welt") führt schwache Finanzen an: "Überall drückt die Geldnot, viel Breite, wenig Spitze."