Essen. . Auf dem Acker von Bauer Maas können Bürger ein Stück Acker mieten und ihr Gemüse selber anbauen.

„Ja was ist denn das?“, wundert sich Ursula Koller auf dem Feld, während sie versucht nach einem Kartoffelkäfer zu greifen. Vergeblich. Gemeinsam mit einer Freundin bestellt sie seit acht Jahren ein Stück Feld am Mittelhammshof in Fischlaken, erntet Gemüse für den Eigenbedarf und zum Verschenken an ihre Freunde und Verwandten. „Die Feldarbeit entspannt mich. Außerdem ist es viel günstiger, selbst zu pflanzen und zu ernten“, betont Koller. Da wisse man auch, was man im Korb habe. Denn: „Pestizide werden hier nicht verwendet“, sagt Koller. So wie sie machen’s 145 Bürger, ja, 145 Kleinbauern.

Seit zwölf Jahren können sie auf dem Mittelhammshof mit Spitzhacke und Spaten selbst Hand anlegen. Wie das funktioniert? Bauer Günter Maas übergibt an seine Pächter ein fertig bestelltes Stück Feld, auf dem er Kartoffeln, Salat, Kohlsorten, Zuckererbsen, Zwiebeln, dicke Bohnen, rote Beete, Mangold, Spinat, Radieschen und weitere Gemüsesorten angepflanzt hat. Im Laufe des Jahres und bei guter Pflege kann eine fünfköpfige Familie von Mitte Mai bis Weihnachten ihren gesamten Bedarf an Gemüse damit abdecken. „Viele Pädagogen bestellen bei mir ein Feld, Rechtsanwälte und Manager kommen eher seltener vorbei. Ich hatte mal einen, der hat sein Feld von seinem Gärtner bewirtschaften lassen, aber das ist ein Einzelfall“, betont der promovierte Bauer. Mit seinem Mittelhammshof bestellt Günter Maas in fünfter Generation 30 Hektar Wald und 70 Hektar Felder, davon ein Hektar für die Selbsternte. Er hat seinerzeit den elterlichen Betrieb auf Biolandwirtschaft umgestellt.

Maas hat Agrarwissenschaften studiert. Sein Studienkollege Jürgen Heß, mittlerweile Professor für ökologischen Landbau, brachte ihn auf den Gedanken der Selbsternte:„Er hatte die Idee aus Österreich mitgebracht – dort gibt es sie schon länger – und suchte deutsche Bauern, die sie hierzulande umsetzen. Ich war sofort begeistert.“ Angefangen habe er mit 26 Parzellen im ersten Jahr, im zweiten Jahr waren es schon 37, heute sind es konstant 120 bis 145 Kunden. „Mittlerweile gibt es drei Betriebe in Essen, die ähnliche Systeme anbieten“, sagt Maas, betont aber, er sei der Günstigste – und der einzige Biobauer: 200 Euro muss der Pächter für eine Parzelle zahlen. Sie umfasst eine Fläche von 3,60 mal 27 Meter – rund 100 Quadratmeter. Eine halbe Parzelle kostet 110 Euro. Wer sein Feld bestellen will, müsse die ersten drei Monate zwei Mal pro Woche eine Stunde, danach einmal pro Woche eine Stunde für Feldarbeit einplanen.

„Für mich geht’s schon im Februar los, wenn Mist gestreut wird. Alle schwierigen Aufgaben, alles was mit Maschinen leichter zu erledigen ist, mache ich – etwa das Umgraben mit dem Pflug“, sagt Maas. Er sorgt dafür, dass jede Parzelle mit dem gleichen Grundstock an Saatgut bestellt wird. Zunächst seien Mitte März die Kartoffeln dran. Harken, Jäten, Ernten, Nachpflanzen und Nachsäen seien hingegen die Aufgaben der Kleinbauern, eben der Pächter. „Das Saatgut und Pflanzen zum Nachpflanzen stelle ich ihnen aber zur Verfügung“, so Maas. Und das natürlich in Bio-Qualität.

Jeder kümmert sich um seine eigene Parzelle, lässt er sie verrotten – weil er es zeitlich nicht schafft – „hat er Pech“, so der Bauer. Ab Februar könne sich für das neue Jahr melden, wer eine Parzelle pachten will. „Die meisten sind Wiederholungstäter, 80 Prozent machen weiter“, weiß Maas. Ein Grund, warum jemand die Lust an der Feldarbeit verliere, sei meist der Urlaub. „Die Leute fahren weg und haben keinen, der sich ums Feld kümmert. Wenn sie dann wieder kommen, wird die Freude schnell zur Last, denn überall wuchert das Unkraut“, so Maas. Ganz wichtig: Jeder muss sich an die Hofordnung halten. In der Mittagszeit und abends gilt es ruhig zu sein. Den Nachbarn Kohl oder die Kartoffeln zu stibitzen, ist streng untersagt. „Verstöße gegen die Hofordnung werden je nach Laune des Bauern geahndet“, zitiert Maas.

„Drei Stunden bin ich schon in der Woche auf dem Feld“, sagt Heinz Bahr aus Bredeney. Es sei natürlich viel Arbeit, doch „das Gemüse schmeckt viel besser, als das aus dem Supermarkt“. Der 64-Jährige bestellt seit vier Jahren eine halbe Parzelle, die ihn und seine Frau ernährt. Fleisch, Wurst, Eier und Käse liefere der Hofladen. Bahr hat keinen Garten und schätzt daher die Chance zur Selbsternte sehr: „Ich kann das allen nur wärmstens empfehlen.“

INFO: KOSTEN EINER PARZELLE

Wer Günter Maas vom Mittelhammshof, Margrefstraße15, erreichen will, wählt 409319 oder schickt eine E-Mail an Mittelhammshof@aol.com.In Schuir können Bürger für kleines Geld ebenfalls eine kleine Feldparzelle bestellen: Am Oberschuirshof, Schuirweg 61, kosten 50 Quadratmeter Feldfläche von Mai bis Oktober 120 Euro, 100 Quadratmeter 240 Euro. Infos gibt’s auf: www.feldfreunde.de.