Essen. Damit der Nachschub an Bio-Fleisch gesichert ist, wirbt ein Metzger bei heimischen Bauern in Essen für die artgerechte Schweinemast. Er bietet ihnen sogar eine Abnahmegarantie an. Doch die Landwirte scheuen bisher das finanzielle Risiko. Aber Bernd Burchardt gibt nicht auf.

Bio ist im Trend. Doch an den heimischen Bauern geht der Bio-Boom weitgehend vorbei. Bioprodukte kommen oft aus dem Ausland. Sonst könnte die steigende Nachfrage in Deutschland nicht gedeckt werden. Zu diesem Ergebnis kam jüngst eine Studie der grünen Bundestagsfraktion. Und die Auswirkungen davon sind auch auf Essens Äckern zu beobachten.

„Die Schweinemast spielt bei Essener Bauern keine Rolle mehr“, klagt Bernd Burchardt. Der 43-Jährige betreibt seit Jahren eine Bio-Fleischerei an der Rellinghauser Straße. Seit Jahresbeginn versucht er, heimische Bauern zur Haltung von Schweinen zu überreden: Der Bio-Metzger sucht eine Heimat für das Essener Weideschwein. Sind die Tiere dann ausgewachsen, will er sie aufkaufen und in seiner Metzgerei verwursten.

Kunde soll wissen, wo sein Fleisch herkommt

Der Kunde, sagt Burchardt, soll genau wissen, wo sein Fleisch herkommt. Und Burchardt will sicher sein, dass sein Schwein wirklich alle Bio-Kriterien erfüllt. Oder, noch besser, übererfüllt.

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Es ist doch so: Wenn plötzlich überall „Bio“ draufsteht, dann ist Bio irgendwann nicht mehr echtes Bio. „Auch die Bio-Betriebe werden immer größer, um überhaupt noch Geld zu verdienen“, sagt Burchardt. Notgedrungen laute das Motto vielerorts: „Masse, Masse, Masse, damit für den Landwirt unterm Strich etwas übrig bleibt.“

Schuld an dieser Entwicklung sei auch die gängige Subventionspraxis, unter anderem der Europäischen Union. Sie trage nicht dazu bei, die Bauern zum Umstieg auf Bio-Landwirtschaft zu ermutigen.

160 Millionen Euro für Ökobauern

2012 flossen etwa 5,4 Milliarden Euro aus dem EU-Agrarfonds in die deutsche Landwirtschaft. Ökobauern haben von EU, Bund und Ländern nur etwa 160 Millionen Euro bekommen.

Bio-Fleischer Burchardt sucht trotzdem Bauern, die auf ihren Äckern das „Essener Weideschwein“ ansiedeln möchten. Das Weideschwein lebt ganzjährig draußen, hat viel Platz, ist der Witterung ausgesetzt und frisst ausschließlich Bio-Futter. „Kosten wird das Fleisch später etwas mehr als Bio-Schweinefleisch“, sagt Burchardt. Er hat ausgerechnet, dass er den Bauern rund 400 Schweine pro Jahr abnehmen würde. Soweit die Theorie.

Der Haken an der Sache

Der Haken ist nämlich, dass Burchardt bislang in Essen keinen Bauern für seinen Plan gewinnen konnte. Und das, obwohl er den Landwirten die Ferkel liefern und eine Abnahmegarantie anbieten will. „Trotzdem überwiegt bei meinen Gesprächspartnern die Angst vorm finanziellen Risiko“, sagt Burchardt.

Burchardt will aber weiter werben für das Essener Weideschwein. „Man muss von einer Idee überzeugt sein, sonst wird das nichts.“