Essen. Die aktuellen Lebensmittelskandale um Pferdefleisch und Hühnereier erschüttern immer wieder das Vertrauen der Verbraucher. Gut, wer da sein Essen selbst anbauen kann - beispielsweise in einem eigenen Gemüsegarten. In Essen-Kray können ab April bis zu 50 Hobbygärtner der Lust am Landleben fröhnen.

Pferdefleisch in der Lasagne, falsche Etiketten auf Hühnereiern - immer wieder erschüttern Lebensmittelskandale das Vertrauen von Verbrauchern. Der Ruf nach strengeren Lebensmittelkontrollen wird lauter. Wer aber sicher gehen will, das auch gesund ist, was auf den Tisch kommt, wird besser selbst aktiv. Das dachten sich Wanda Ganders und Natalie Kirchbaumer, als sie „meine ernte“ gründeten. Ihre Geschäftsidee: ein Gemüsegarten für jedermann - bald auch am Mechtenberg in Kray.

Bis zu 50 Hobbygärtner können dort ab April ihre Parzellen bestellen. Familie Budde steckt dafür hinter ihrem Bauernhof einen Acker ab. Mehr als 20 Gemüsesorten werden gepflanzt, Brokkoli, Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, blaue und weiße Kohlrabi, Mangold, Möhren...

Gute Ratschläge gibt’s vom Bauern. Gießen, jäten und ernten bleibt dann den Pächtern überlassen. Wer schon einmal einen eigenen Garten bestellt hat, ist im Vorteil, Vorkenntnisse seien aber nicht vonnöten, versichert Natalie Kirchbaumer. „Alles, was man mitbringen muss, ist ein Paar Gummistiefel.“ Plus eine Portion Enthusiasmus.

Vom Öko bis zum Manager

15 Interessenten haben sich bereits angemeldet, berichtet die Jungunternehmerin. Die Idee von „meine ernte“ hat sich also schon herumgesprochen. Gepflanzt hat sie Natalie Kirchbaumer gemeinsam mit ihrer Studienkollegion Wanda Ganders. Vor zwei Jahren gründeten die beiden Betriebswirtinnen ihr eigenes Unternehmen. Inzwischen ist „meine Ernte“ in 19 Städten vertreten von A wie Aachen bis W wie Wiesbaden. Insgesamt 2000 Hobbygärtner erleben dort das Landleben. „Vom Öko bis zum Manager ist alles dabei“, sagt Nathalie Kirchbaumer. Meist seien es aber Familien, die ihren Kindern die Natur näher bringen wollten, oder auch Rentner, die sich mit einer Parzelle kleiner gesetzt haben, weil ihnen der eigene Garten zu viel geworden sei. So oder so - Nathalie Kirchbaumer registriert ein wachsendes Interesse an der Selbstversorgung, seit immer wieder Lebensmittelskandale Schlagzeilen machen.

Freie Plätze gibt es immer wieder mal

Dabei ist die Idee vom Gemüsegarten für jedermann ja gar nicht neu. Seit 2005 verpachtet Günter Maas, Bio-Landwirt aus Werden, einen Hektar seinen Ackerlandes an interessierte Hobbygärtner. 150 Freilandfreunde versuchen sich auf der Scholle. Auch Günter Maas berichtet von einem breiten Spektrum, wobei der Single, der Wert auf ökologisch wertvolle Ernährung legt, eher selten selbst zu Hacke und Spaten greife. Meist sind es auch auf dem Hof an der Margrefstraße Familien, die sich als Gartenbauern versuchen.

Mit viel gutem Willen und ein paar Gummistiefeln sei es leider nicht immer getan. „Das letzte Jahr war ein schwieriges Gemüsejahr“, berichtet Günter Maas. Kälte an Eisheiligen, ein feuchter Sommer und zu allem Überfluss auch noch die Kartoffelfäule - da leidet schon mal die Begeisterung. Steht dann der dreiwöchige Sommerurlaub an, könne das, was vorher noch so viel Freude gemacht hat, zu einer lästigen Verpflichtung werden, berichtet Maas aus eigener Anschauung.

Die jährliche Fluktuation beziffert der Landwirt auf 20 Prozent. Freie Plätze gibt es also immer wieder mal.