Essen. . Nach seinem Tod laufen nun die Planungen über Beisetzung und Trauerfeier von Berthold Beitz an. Die Stadt setzt ihm zu Ehren die Flagge vor dem Rathaus auf Halbmast und legt Kondolenzbücher aus. Trauerfeier und Beerdigung werden nur von der Familie geplant - Stadt hält sich heraus.
Die Stadt und die Krupp-Stiftung wollen dem Wunsch vieler Essener Bürger nachkommen, die ihre Anteilnahme am Tod von Berthold Beitz bekunden möchten: Die Stadt wird dazu bereits ab heute eine erste Möglichkeit im Rathaus anbieten.
Ab 8.30 Uhr wird im Foyer ein Kondolenzbuch ausgestellt, das bis zur Trauerfeier geöffnet bleibt. Hier kann sich jeder mit einem letzten Gruß eintragen. „Anschließend werden wir der Familie die gesammelten Kondolenzen übergeben“, sagte Rainer Dehne vom Repräsentationsamt. Bis zur offiziellen Trauerfeier werde zudem die Fahne der Stadt Essen vor dem Rathaus auf Halbmast wehen.
Bestattung am Mittwoch im engsten Kreis
Der einzige Bürger, dem seit Ende des zweiten Weltkriegs die Ehrenbürgerschaft verliehen wurde, soll nach NRZ-Informationen am kommenden Mittwoch auf dem Bredeneyer Friedhof im engsten Kreis beigesetzt werden. Dort wird er im Grab der Familie Beitz, in unmittelbarer Nähe zur Kruppschen Familiengruft, seine letzte Ruhe finden.
Aus der Organisation wird sich die Stadt Essen folglich komplett heraushalten. „Das ist eine reine Familienangelegenheit“, so Dehne. Allenfalls eine größere öffentliche Trauerfeier für den langjährigen Vorsitzenden der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung werde man „vielleicht als Kooperationspartner begleiten“ – so Familie und Stiftung dies wünschen, erklärte Dehne.
Dort, im Stiftungshaus „auf’m Hügel“, saß man unterdessen am Donnerstag bis in den späten Abend hinein zusammen, um über den Rahmen der Trauer zu sprechen. Die Krupp-Fahne mit den drei Ringen hing da längst auf Halbmast. Nicht nur vor der Villa, auch am Hauptquartier von Thyssen-Kruppe und dem Krupp-Krankenhaus. Spätestens zum Anfang nächster Woche, möglicherweise aber auch schon heute Nachmittag, sollen zudem in allen Einrichtungen der Stiftung Kondolenzbücher ausgelegt werden. Der Zugang zum Hügel-Park wird für diesen Anlass kostenlos sein. Über die Nachfolge von Beitz, der die Stiftung seit ihrer Gründung 1967 als Vorsitzender des Kuratoriums geleitet hatte, sei hingegen „noch längst nicht“ gesprochen worden, hieß es.
Beitz hat die Entwicklung des Ruhrgebiets gestärkt
Unterdessen gab es gestern weitere Reaktionen zum Tode von Berthold Beitz: So würdigte ihn Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck als „außergewöhnliche und beeindruckende Persönlichkeit.“ Beitz hinterlasse ein einzigartiges Lebenswerk, das weit über seinen Tod hinaus in Erinnerung bleiben wird, so der Ruhrbischof. „Als verantwortungsvoller Unternehmer und Vorsitzender der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hat er die Entwicklung des Ruhrgebietes wesentlich geprägt und mitgestaltet“, betonte Overbeck. Viele wissenschaftliche, soziale, kulturelle und gesellschaftliche Projekte wären ohne das unermüdliche Engagement von Beitz sicher nicht realisiert worden. „Höchsten Respekt habe ich vor seinem beeindruckenden Mut und seiner Menschlichkeit. Unter Einsatz seines eigenen Lebens hat er gemeinsam mit seiner Ehefrau Else Hunderte verfolgter Juden vor dem sicheren Tod bewahrt.“
Dem Bistum Essen sei Berthold Beitz mehr als vier Jahrzehnte eng verbunden gewesen. Die Geschichte und Entwicklung des 1958 gegründeten Ruhrbistums habe er immer wieder mit großem Interesse verfolgt. Overbeck: „Nicht zuletzt verdanken wir Professor Beitz und der von ihm geführten Stiftung viel Hilfe und Unterstützung.“ Der Gedächtnisort für den Gründerbischof Kardinal Franz Hengsbach auf dem Domhof wäre ohne die Förderung durch die Krupp-Stiftung nicht möglich gewesen. Overbeck: „Mein Mitgefühl und meine Anteilnahme gelten in diesen Stunden vor allem der Ehefrau und der Familie von Berthold Beitz.“
Wirtschaft verliert große Persönlichkeit und Vorbild
Der Essener Unternehmensverband (EUV) erklärte, dass die Essener Wirtschaft mit Beitz „eine prägende Persönlichkeit und ein großes Vorbild“ verliere. „Die Nachricht von seinem Tode haben wir tieftraurig aufgenommen. Mit Berthold Beitz geht eine führende Unternehmerpersönlichkeit der Nachkriegszeit von uns. Sein Wirken hat nicht nur Essen, sondern die Ruhrregion und das ganze Land maßgeblich geprägt“, sagte Henner Puppel, Vorstandsvorsitzender des EUV. „Die Essener Wirtschaft und die Kulturlandschaft verdanken Berthold Beitz viel. Sein verantwortungsvolles und gemeinnütziges Handeln wird uns allen Vorbild bleiben. Mit großer Dankbarkeit und dem Wissen um seinen unschätzbaren Verdienst nehmen wir Abschied. Die Essener Unternehmen werden die Erinnerung an Berthold Beitz stets in Ehren halten.“
IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel sagte: „Eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit ist von uns gegangen. Bei allen Bemühungen um den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens standen bei ihm aber auch immer die Menschen im Mittelpunkt.“ Und weiter: „Berthold Beitz war ein Vorbild und bleibt es durch sein Wirken – gerade für die Unternehmer im Ruhrgebiet. Die Werte der sozialen Marktwirtschaft waren für ihn stets der Maßstab für sein Handeln. Verlässlichkeit, Verantwortung und Verbindlichkeit prägen das Unternehmerbild, für das Berthold Beitz steht. Seine Heimatstadt Essen, das Ruhrgebiet, ja ganz Deutschland verliert einen ganz Großen. Die Wirtschaft der MEO-Region nimmt tief bewegt und mit aufrichtigem Dank und höchster Anerkennung seines Lebenswerkes Abschied.“
Für die Kreishandwerkerschaft erinnerte Hauptgeschäftsführer Ulrich Meier daran, dass sich Berthold Beitz „so sehr gewünscht hat, dass er das 100. Lebensjahr vollenden kann“. Das Essener Handwerk trauere um „einen aufrechten, sozial eingestellten und hilfsbereiten Menschen, dessen erfolgreiches Wirken über viele Jahrzehnte in unterschiedlichen Positionen unvergessen bleiben wird“. Die Stadt Essen, betonte der Hauptgeschäftsführer, habe Beitz „unendlich viel zu verdanken.