Essen. . Für die Umbenennung der Bamlerstraße in Berthold-Beitz-Boulevard lockte die Stadt mit kostenlosem Service. Die Linke forderte dies auch für Rüttenscheid und erfährt nun: Ein Sponsor zahlt.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, und da es doch um eine so wichtige Straße ging, wollte man nicht kleinlich sei: Also versprach die Stadt allerlei Annehmlichkeiten, auf dass die Anlieger der Bamlerstraße zur Umtaufe in Berthold-Beitz-Boulevard ihren Segen geben mögen: Die Adressänderung im Personalausweis sollte genauso gebührenfrei sein wie die für den Kfz-Schein, eine ausreichende Anzahl frankierter Postkarten wollte man spendieren und auf Wunsch für die ganz Hartnäckigen auch noch eine Jahreskarte für den Grugapark.
Gleiches Recht für alle
Über so viel Großzügigkeit staunten die Linken nicht schlecht, schließlich besteht ein nicht unwesentlicher Teil der Rüttenscheider Straßennamen-Debatte aus der Klage, die Anwohner würden mit allerlei Lauferei und Kosten belastet. Da sei es doch, so fand man, nicht weniger als eine Frage der Gleichbehandlung der von Umbenennungen betroffenen Anwohner, auch die Anlieger der Von-Einem- und Von-Seeckt-Straße im Falle eines Falles von sämtlichen Kosten freizustellen. Zumal diese mit einer Jahreskarte für den Grugapark um die Ecke womöglich deutlich mehr anfangen können.
Doch daraus wird nichts, wie die Stadtverwaltung gestern kleinlaut einräumen musste: Es gelte da, so Baudezernentin Simone Raskob, „eine missverständliche Formulierung klarzustellen“: Nicht die Stadt erlässt die Gebühren, sondern ein großzügiger Sponsor, „der nicht genannt werden will“, sei bereit, im Bedarfsfall die Gebühren zu erstatten und die Gruga-Jahreskarte – Kostenpunkt: 27,50 Euro für Erwachsene – im Zweifel auch noch. Und nein, um den Namensgeber des Berthold-Beitz-Boulevards handle es sich dabei nicht.
Schön auf der Visitenkarte
Bei Bernhard Lüders wäre man auf der Suche nach dem Sponsor wohl eher an der richtigen Adresse: Der Geschäftsführer der Sutter Telefonbuchverlag GmbH dementiert nur ausgesprochen zaghaft, dass die Rechnung für umgeschriebene Kfz-Scheine und frankierte Postkarten der 115 Anwohner und 35 Gewerbetreibenden im Zweifelsfall an ihn geht: Die Umbenennung, das sei doch eine verkehrspolitisch sinnvolle Maßnahme, und der Ballonfahrer Karl Bamler, dem ja immerhin noch eine Stichstraße ins Gewerbegebiet „M1“ gewidmet bleibt, könne mit einem Berthold Beitz wohl kaum konkurrieren: „Natürlich ist es auch schön, den auf der Visitenkarte zu haben.“
Genau dies ist demnächst möglich, denn der Haupt- und Finanzausschuss beschloss die Umbenennung am Ende – einstimmig. Und die Rüttenscheider? Denen, so hieß es gestern mit treuem Augenaufschlag, stehe es frei, sich einen Sponsor zu suchen.
Irmgards und Ortruds vor.