Essen. Ein Essener Steuerberater steht wegen Steuerhinterziehung vor dem Strafgericht. Gemeinsam mit seinem Bruder führte er eine Steuerberatungsfirma. Fast drei Jahre hatten sie keine Umsatzsteuer eingereicht. Der Angeklagte, der zunächst die Vorwürfe zurückwies, räumte die Steuerhinterziehung nun ein.

Eigentlich hätte ihm klar sein müssen, dass er irgendwann vor dem Strafgericht landet. Schließlich ist er Steuerberater. Weil er dennoch hartnäckig keine Umsatzsteuer für seine GmbH abführte, muss der Essener sich seit Mittwoch vor der XV. Strafkammer wegen Steuerhinterziehung in Höhe von rund 700.000 Euro verantworten.

Fast drei Jahre lang hatte der 46 Jahre alte Angeklagte für die gemeinsam mit seinem Bruder geführte Steuerberatungsfirma keine Umsatzsteuererklärung eingereicht. Dass das Finanzamt Essen Nord Ost dies nicht für lange Zeit hinnehmen wird, davor hat er in der Vergangenheit wohl oft genug seine Mandanten gewarnt. Er selbst aber entschied sich für einen anderen Weg, für die „Vogel-Strauß-Politik“.

Fehlende Kooperation

Die Steuerprüfer des Finanzamtes werfen ihm genau dieses Verhalten vor: „Er kooperiert nicht“, sagt eine Beamtin. Alle Briefe an ihn müssten förmlich zugestellt werden: „Sonst sagt er, er habe den Brief nicht bekommen.“ Sie findet es jedenfalls ungewöhnlich, dass der Angeklagte mit seiner Firma „jährlich im Schnitt 1,5 Millionen Euro Umsatz erzielt und darauf keine Steuer zahlt“. Da widerspricht ihr niemand im Saal. Auch bei einer angekündigten Steuerprüfung sei der Angeklagte abwesend gewesen, so dass die Prüfer unverrichteter Dinge abziehen mussten. Auf Druck reagiert der Angeklagte immerhin. Als die strafrechtlichen Vorwürfe 2011 konkreter wurden, trudelten plötzlich ein Teil des Geldes auf den Konten des Finanzamtes ein. Rund 300.000 Euro überwies er dem Fiskus. Auch die bislang vermissten Steuererklärungen gab er ab.

Der Angeklagte, der die Vorwürfe im Ermittlungsverfahren aus rechtlichen Gründen zurückgewiesen hatte, räumt die Steuerhinterziehung jetzt vor der Strafkammer ein. Er sei damals in finanziellen Schwierigkeiten gewesen, erklärt er entschuldigend, und habe die Zahlungen deshalb herausgezögert. Vielleicht war er auch abgelenkt, weil sein Bruder ebenfalls als Steuerberater strafrechtlich Probleme hatte. Dieser saß mehrere Monate vor dem Bochumer Landgericht auf der Anklagebank, weil er mit einem insolventen Essener Autohändler nicht ganz sauber zusammengearbeitet haben soll.

Bruder in Bochum vor Gericht

Der Bruder kam aber halbwegs sauber aus der Sache heraus. Sein Verfahren wurde eingestellt, ohne Auflagen. Ein Ausgang, auf den der Angeklagte vor dem Essener Landgericht nicht unbedingt hoffen darf.