Essen. Tränen vor der Wirtschaftsstrafkammer. Ein seltener Anblick, wenn es um Steuerhinterziehung geht. Rund 700 000 Euro hatte ein Bottroper Ehepaar aus der Baubranche innerhalb von vier Jahren hinterzogen. Dafür verhängte die XXI. Essener Strafkammer Haftstrafen in Höhe von zwei Jahren für den Ehemann und zehn Monaten für die Frau. Beide bekamen Bewährung und müssen nicht ins Gefängnis.

Die Tränen galten keinesfalls dem armen Staat als Opfer, der auf die 700 000 Euro verzichten musste. Die Tränen flossen, als der 44-Jährige und seine fünf Jahre ältere Frau in ihren Geständnissen betonten, dass sie von Subunternehmern und Arbeitern bedroht wurden, ihnen Geld auszuzahlen. In dieser Notsituation hätten sie dann die öffentlichen Abgaben einsparen müssen. Zwischen Sommer 2004 und Januar 2008 verkürzten sie die Steuerzahlungen um 129 615 Euro und die Gelder für die Sozialversicherungsträger sogar in Höhe von 572 050,16 Euro. Einen Teil des Geldes haben sie aber zurückgezahlt.

Den gelernten Bergmann hatte es nicht lange auf der Zeche gehalten. Er fand Arbeit in der Baubranche, machte sich 2004 als Trocken- und Akustikbauer selbstständig. Mehrere Firmen gründete er, führte die Geschäfte. Nach außen trat zum Teil seine Frau als Chefin auf.

Haus durchsucht

Mit der Steuer nahmen sie es nicht so genau. Das Steuerstrafverfahren begann, weil das Ehepaar von 2004 bis 2008 keine Steuererklärung abgegeben hatte. Das Finanzamt schätzte die Geschäftstätigkeit der Eheleute und leitete das Strafverfahren ein. Mit einem richterlichen Hausdurchsuchungsbeschluss bekamen die Fahnder im Jahr 2009 die entsprechenden Beweise in die Hand.

Der heute 44-jährige Trockenbauer hatte nicht geleugnet, sondern den Großteil der Vorwürfe schon im Ermittlungsverfahren eingeräumt. Seine Ehefrau hatte vor der Hauptverhandlung dagegen geschwiegen und sich den Fragen der Ermittler nicht gestellt. Das änderte sich vor der XXI. Strafkammer, als das Paar zu ahnen begann, wo die strafrechtliche Reise hinführen sollte. Nach mehreren Rechtsgesprächen zwischen den Berufsjuristen im Saal, die außerhalb der Öffentlichkeit geführt wurden, legte das Paar ein Geständnis ab.