Essen. Die rund eine Million Euro teure Klimastation feiert ihr Jubiläum zum zehnjährigen Bestehen. Gleichzeitig steht fest, dass das Stadtklima in Essen nur noch bis 2015 untersucht wird. Dann geht Professor Wilhelm Kuttler in den Ruhestand. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.
In zwei Jahren kommt das Aus für die Stadtklimaforschung in Essen. Mit ihrer Klimastation beobachten die Forscher der Universität seit zehn Jahren das Wetter. Ihre Ergebnisse helfen Stadtplanern, die Probleme der globalen Erwärmung zu handeln.
So bekommt das Jubiläum der Station für Professor Wilhelm Kuttler einen faden Beigeschmack. Denn wenn er 2015 in den Ruhestand geht, wird sein Lehrstuhl nicht wieder neu besetzt. Und mit ihm verschwindet die Abteilung für Angewandte Klimatologie und Landschaftsökologie, die zurzeit die Messstation betreibt.
Handlungsempfehlung statt Elfenbeinturm
„Ob, wie und durch wen die Klimastation am Essener Campus nach seinem Abschied fortgeführt wird, ist derzeit noch nicht entschieden“, erklärt Beate Kostka, Sprecherin der Universität. Aber mit den beiden Profilschwerpunkten Urbane Systeme sowie Wasser- und Umweltforschung sei die Universität auch weiterhin in dem Forschungsfeld aktiv, „das Herr Kuttler und sein Team mit aufgebaut haben.“
Ein Verlust bleibt es dennoch. Die Klimastation hat nämlich nicht viel mit der sprichwörtlichen Forschung aus dem akademischen Elfenbeinturm zu tun, sondern liefert handfeste Handlungsempfehlungen. „An den Ergebnissen sind insbesondere die Umwelt- und Planungsämter der Städte und Regionen interessiert“, sagt Prof. Kuttler, weil sie „valides Datenmaterial zum Beispiel für Bebauungsvorhaben, die Bearbeitung von Flächennutzungsplänen oder zur Beurteilung von Flächenumwidmungen benötigen.“
Forscher entwickelten Klimamodelle
Und das erledigte bislang seine Abteilung. So entwickelten die Forscher Klimamodelle von den Quartieren am Krupp-Park und im Stadtteil Altendorf. Gerade der 22 Hektar große Krupp-Park zeigt dabei, dass derartige Grünflächen sich vor allem positiv auf die Temperaturen im Sommer auswirken. Denn in Städten spüren die Menschen besonders stark die Auswirkungen des Klimawandels. „Untersuchungen an der Stadtbevölkerung belegen ja eindeutig die Abhängigkeit der Sterbe- und Krankheitsfälle von der Intensität und Dauer der Wärmebelastung“, sagt Wilhelm Kuttler.
Die Hitze staut sich in stark besiedelten Gebieten besonders stark. Die beiden Hitzewellen im August 2003, bei denen deutschlandweit 7000 Menschen starben, belegen dies deutlich. So versucht man auch in Essen bei der Planung neuer Quartiere zu berücksichtigen, dass Grün- und Wasserflächen, aber auch Dachgärten und weniger betonierte Flächen die sommerlichen Hitzewellen um bis zu fünf Grad absenken können. Bleibt es bei den Plänen der Uni, dann muss Essen demnächst allerdings auf eine solche Expertise verzichten.