Essen. Der Eklat um die Comic-Ausstellung an der Uni Duisburg-Essen hat auch unter den Essener Ratsparteien eine Diskussion ausgelöst. Auch die FDP hatte sich dafür eingesetzt, die vorzeitig abgebrochene Comic-Ausstellung nun im Rathaus auszustellen. Doch daraus wird aus verschiedenen Gründen nichts.
Nachdem zunächst die CDU-Ratsfraktion in die Debatte um die vorzeitig beendete Comic-Ausstellung an der Uni Duisburg-Essen eingestiegen ist, indem sie Oberbürgermeister Reinhard Paß aufforderte, die Plakate im Rathaus auszustellen, bekommt sie nun Rückhalt von den Liberalen: „Verletzte Gefühle rechtfertigen keine Sachbeschädigungen“, so FDP-Fraktionsvorsitzender Hans-Peter Schöneweiß. Man sei von der Uni enttäuscht, die die Ausstellung kurzerhand abgesagt hatte. Damit sich jeder selbst ein Bild machen könne, spreche man sich für eine Ausstellung im Rathaus aus.
Doch aus verschiedenen Gründen wird daraus voraussichtlich nichts: Denn bevor sich der Oberbürgermeister überhaupt zu dieser Idee äußere, wolle man die Plakate erst selbst unter die Lupe nehmen, und „genau prüfen, was gezeigt werden soll“, so eine Sprecherin der Stadt. Die Universität wiederum hat sich dazu entschlossen, die kontrovers diskutierten Produkte der Studenten weiterhin unter Verschluss zu halten. „Erstens zum Schutz der Studenten, die ohnehin schon verunsichert sind“, erklärt Sprecherin Beate Kostka, zweitens seien es eben fachspezifische Seminararbeiten, die von vornherein nicht für die breite Masse bestimmt gewesen seien.
„Wissenschaft lebt vom Diskurs“
Das bekräftigt auch Professor Frank Pointner, in dessen Anglistik-Seminar die studentischen Arbeiten als Klausur-Ersatz angefertigt und für andere Studenten und wissenschaftlich Interessierte in der Bibliothek ausgestellt wurden. „Dabei ging es nicht um Inhalte, sondern um Erzähltechniken und Funktionen von Comics“, stellt der Dozent klar, „und einen Anspruch auf Kunst erheben diese geisteswissenschaftlichen Produkte keinesfalls.“ Deshalb drehe sich für ihn die eigentliche Diskussion nicht darum, was dort genau abgebildet wird, was man zeigen könne oder nicht. „Im Grunde wird jedes Comic kritisch betrachtet, das ist ja der Sinn dieser literarischen Form.“
Viel mehr aber stelle sich, so Pointner, die Frage nach den Grenzen: Wie sehr muss Wissenschaft die Gefühle einiger weniger berücksichtigen? Und wo beißt sich Wissenschaft tatsächlich mit „political correctness“? Eben diese Debatte sei in der Uni selbst am besten aufgehoben, nicht im Rathaus. Darauf hätten sich die Lehrenden der Geisteswissenschaften zusammen mit dem stellvertretenden Rektor Franz Bosbach und dem Leiter der Bibliothek, Albert Bilo, gestern geeinigt, auch wenn sie die Unterstützung der Politik schätzen würden, bestätigt Sprecherin Beate Kostka.
Die Universität bedauere ohnehin, dass eine solche Debatte entbrannt sei, sich verselbstständigt habe. Denn im Kern ginge es darum, „dass niemand das Recht hat, etwas eigenmächtig zu zerstören“, so Sprecherin Kostka, da müsse man die grundsätzlichen Umgangsformen klären. Das kritisiert eben auch Professor Pointner: „Ich bin enttäuscht, dass die Studentin nicht zuerst den Kontakt gesucht hat.“ Er und seine Kollegen seien stets dafür offen, „die Wissenschaft lebt vom Diskurs.“ Die betreffende muslimische Studentin ist der Uni unterdessen namentlich bekannt und wird sich nun strafrechtlich und gegenüber der Hochschulleitung verantworten müssen.