Essen. Der Leiter des Essener Stadtplanungsamtes, Thomas Franke, geht nach 23 Jahren in Ruhestand. Er prägte Essens Gesicht. Am Montag war seine Verabschiedung aus dem Dienst - mit launigen Worten und Erinnerungen.

Man muss das nüchtern sehen: Nicht jedes Amt im Rathaus ist gleich wichtig. Wo nur Vorschriften exekutiert werden und interne Zuarbeit passiert, dort bleibt die Aufmerksamkeit naturgemäß geringer, wenn beispielsweise der Amtsleiter in den Ruhestand geht.

Beim Amt für Stadtplanung aber ist es normal, dass der Oberbürgermeister vorbeischaut, der Chef der NRW-Architektenkammer warme Worte findet und auch sonst viele Weggefährten zur Stelle sind. Das gilt erst recht, wenn man 23 Jahre Dienstzeit hinter sich hat wie Thomas Franke, der am Montag offiziell verabschiedet wurde.

Auf das Wohl der Stadt bedacht

„Du hast das Gesicht Essens entscheidend geprägt“, lobte OB Reinhard Paß, und das ist nicht übertrieben. Denn obwohl die Entscheidung über die Neuplanung eines Wohngebiets oder den Bau eines stadtbildprägenden Hauses natürlich in der Politik fallen, so bereitet die Stadtverwaltung doch solche Entscheidungen vor. Und wer dabei als Amtsleiter strategisches und taktisches Geschick hat, der wird letztlich seinen hoffentlich fachlich fundierten und von gutem Stilgefühl begleiteten Willen durchsetzen können.

Franke, gelernter Architekt und Stadtplaner, hat sich oft durchgesetzt, und der OB berichtete auf launige Weise, was passierte, wenn es im früher mächtigen Arbeitskreis I der SPD-Fraktion mal gegen ihn laufen sollte. „Wollt ihr das wirklich?“, habe der nüchterne Münsteraner dann gefragt, und ja, manchmal wollten sie es wirklich, aber manchmal konnte es Franke ihnen ausreden - sofern es überhaupt um das Wohl der Stadt ging und nicht von vorne herein um das Wohl einzelner Strippenzieher.

Theaterstück für den Chef

Für Investoren war der Dortmunder mit dem „westfälischen Pokerface“ (Stadtdirektor Hans-Jürgen Best) kein pflegeleichter Partner, Nein sagen und wenn nötig dabei bleiben - auch das gehörte dazu. Ein harter Knochen war Franke auch im Umgang mit manchen Journalisten, vor allem solchen, für deren Recherche-Leistung und Redlichkeit er nichts als Verachtung empfand. Der gebürtige Münsterländer konnte dann sehr stur sein - ein westfälischer Dickschädel eben.

Die Mitarbeiter im Amt führten gestern ein kleines Theaterstück auf, das ihn als einen akkuraten Chef karikierte, den der Ruhestand, das Loslassen nicht leicht fallen werde. Da trifft es sich gut, dass er privat noch einiges rund ums Bauen vorhat und auch sonst seinen Rat anbieten will, wenn dieser gefragt ist.

Die WAZ wird in den nächsten Tagen mit Thomas Franke die Zeit in Essen in Interviewform Revue passieren lassen - und wünscht diesem tüchtigen Amtsleiter alles Gute!