Essen. Seit 38 Jahren arbeitet Klaus Oppallach für die Messe Essen. Als Technischer Leiter plant er einerseits die Messen vorab und setzt sie andererseits dann in den Hallen mit seinen Mitarbeitern um. Dabei legt er an einem Arbeitstag schon einmal 29 Kilometer Fußweg hinter sich. Oppallach und sein Team müssen sich dabei als Weltmeister im Improvisieren erweisen.
Von der virtuellen in die reale Welt ist es nur ein Katzensprung. Ein paar Schritte durch den Flur, eine Etage mit dem Aufzug, dann noch ein paar Meter und schon steht Klaus Oppallach in einer der Hallen. Oben im Planungsraum in der ersten Etage fange alles an, erklärt der Technische Leiter der Messe Essen: die Verteilung der Plätze für Stände und Präsentationen am PC, die Fragen nach Wasser-, Strom-, Druckluftanschlüssen und Hängepunkten. Aber unten muss es am Ende passen. „Entscheidend is’ in der Halle“ ließe es sich in Abwandlung zu Adi Preißlers vielzitierter Fußballerweisheit sagen.
Passt’s oder passt’s nicht, was Oppallach und seine Mitarbeiter geplant haben. Oft passt es. Manchmal aber nicht. Und dann muss gefummelt werden. „Wir sind die Weltmeister im Improvisieren“, sagt der Technik-Chef. Dabei schwingt eine Portion Stolz mit. Der Etikette ist geschuldet, dass er vor dem Rundgang durch die Hallen noch eben schnell ein blaues Jackett überzieht. Eigentlich ist der Essener ein Mann, der die Ärmel hochkrempelt.
Keine Lösungen von der Stange
„Das Interessante ist doch, dass es immer wieder neue Herausforderungen gibt“, sagt Klaus Oppallach. Von den größeren weiß der 58-jährige, der in seiner Freizeit gerne Motorcross fährt, genau zu berichten: von der dreistöckigen Böhler-Präsentation 2009 mit Bohrturm und Hubschrauber obendrauf (Messe-Sprecherin Gabriele van Graes: „Er erzählt das nicht so. Aber dass das gelungen ist, ist Klaus Oppallach zu verdanken.“). Von den zwölf tanzenden und sich auf einer Schaubühne drehenden Ferraris, deren Präsentation 6000 Zuschauer begeistert gefeiert haben. Oder von der 110 Tonnen schweren Presse, die Krupp einst in der Halle 6 installieren ließ und für die extra ein Fundament im Hallenboden gelegt werden musste. Allesamt Aufgaben, für deren Umsetzung es keine Lösungen von der Stange gibt.
Arbeitet seit 38 Jahren für die Messe
Möglich macht sie der Herr der Hallen mit großer Erfahrung, der gelernte Technische Zeichner arbeitet seit 38 Jahren für die Messe, mit unerschöpflichen Wissen über Normen, Paragrafen und Bestimmungen und mit großem Enthusiasmus.
Dabei werden die Dinge nicht einfacher. „Es ist alles schnelllebiger geworden“, sagt er über die Veränderungen in seinem Metier in den vergangenen Jahren. Es komme vor, dass die eine Messe gerade abgebaut und die nächste schon wieder aufgebaut wird. Das hält die 50-köpfige Technik-Mannschaft, zu der sich noch etwa 50 externe Dienstleiter gesellen, bisweilen ziemlich auf Trab. Zeitpläne, möglichst exakte, gehören zum Tagesgeschäft.
29 Kilometer Tagespensum
Seit den 80er Jahren gibt es Terminlisten, die Phasen der Messe sind im Besprechungszimmer auf einem Plan ablesbar. Grün bedeutet Aufbau, rot „die Messe läuft“ und blau steht für Abbau. Das ist die an der Norbertstraße gültige Farbenlehre.
Gerade wird mal wieder aufgebaut. Die Modatex präsentiert Brautmoden. Räumlich buchstäblich keine große Sache. Die Messe wird allein für Einkäufer veranstaltet, Publikum hat keinen Zutritt. Bei den großen Messen hingegen werden mehrere Hallen, manchmal sogar alle gebucht. Und wenn Klaus Oppallach dann seinen obligatorischen Gang über das Gelände macht, dann können die Wege schon mal ziemlich lang werden. „Ich habe mal einen Tag lang einen Kilometerzähler getragen und hatte am Abend 29 Kilometer auf der Uhr“, erinnert er sich.
Umbau im laufenden Betrieb
Essen hat eine Messe der kurzen Wege, was Aussteller und Standbauer durchaus schätzen. Messegesellschaft und Anwohner sind mit der zentralen Lage und seinen Beschränkungen dagegen nicht immer ganz glücklich. Daran wird auch die sich abzeichnende Modernisierung nichts ändern. Manchmal schwärmen sie schon von den Möglichkeiten, die es andernorts gibt. In Leipzig, erinnert sich Oppallach, konnte sie Anfang der 90er Jahre ganz neu auf der grünen Wiese anfangen. Und in Stuttgart sollen 1 Milliarde Euro für einen neuen Messebau ausgegeben worden seien.
So groß ist der Budget für die Erneuerung an der Norbertstraße bei weitem nicht. Aber Klaus Oppallach durfte ein Wörtchen mitreden, als es darum ging, die technischen Anforderungen für die neue Hallen abzustecken. Im Raumbuchprofil stehen die zentralen Eckpunkte, sozusagen das kleine Einmaleins des Messebaus: hohe Hallen, besonders tragfähige Decke, keine Säulen im Raum, im Boden versenkte Versorgungsleitungen. So soll es 2017 in allen Hallen an der Gruga aussehen.
Bis dahin will Klaus Oppallach auf jeden Fall noch dabei sein. Und auf dem Weg dahin hat er mit seiner Mannschaft noch einmal ganz besondere Herausforderungen zu meistern. Aus- und Umbau im laufenden Messebetrieb, das schreit geradezu nach kreativen Lösungen.